Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit Ölen aus Meer und Pflanzenwelt: Eine randomisierte Doppelblindstudie über 18 Monate
Bei den drei Behandlungsstrategien mit traditionellen Heilmitteln aus Fisch- und Borretschsamenöl wurde nach 9 Monaten eine vergleichbare, klinisch aussagekräftige Besserung der Symptome festgestellt, die dem Abgleich der Daten aus dem CORRONA Register stand hielt, und bis zum Studienende nach 18 Monaten andauerte.
Die Behandlung mit in der Natur vorkommenden Wirkstoffen, die keine Arzneimittel sind, birgt häufig den Nachteil, dass sie nicht evidenzbasiert ist. Die evidenzbasierte Medizin beruht auf gezielten, systematisch verlaufenden Untersuchungen (und berücksichtigt patientenorientierte Entscheidungen).
Um die Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Wirkstoffzubereitungen zu untersuchen, sind klinische Studien erforderlich, die im besten Fall randomisiert (Zuordnung nach dem Zufallsprinzip) und doppelblind (weder Arzt noch Patienten, weiß, welches Präparat er erhält) mit großen Patientenzahlen an mehreren Zentren durchgeführt werden.
So ein Studiendesign ist aufwändig und folglich teuer. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Präparate, die als „Nahrungsergänzungsmittel“ oder „diätetisches Lebensmittel“ angeboten werden, in der Regel nicht klinisch geprüft sind.
Umso wichtiger sind daher geeignete klinische Studien mit natürlichen Wirkstoffen, damit der Verbraucher Wirksamkeit und unerwünschte Wirkungen nachvollziehen kann.
In der hier zu besprechenden Veröffentlichung geht es um eine solche Studie, die sowohl randomisiert als auch doppelblind angelegt war und von Wissenschaftler der University of Massachusetts Medical School, Worcester, USA, initieert und durchgeführt wurde.
Ziel der Untersuchung war, herauszufinden, ob die Kombination von Borretschsamenöl (reich an Gammalinolensäure, GLA) und Fischöl (reich an Eikosapentaensäure, EPA und Dokosahexaensäure, DHA) der Therapie der rheumatoiden Arthritis (RA) mit den einzelnen Ölen überlegen war.
Die essenziellen Fettsäuren EPA und DHA sind Substrate für Eicosanoide, die an immunologischen und Entzündungsreaktionen beteiligt sind. Die rheumatoide Arthritis, für die ungewöhnliche Immunreaktionen, entzündliche Prozesse und krankhafte Veränderungen des Gelenkgewebes charakteristisch sind, ist durch diese Fettsäuren beeinflussbar. Das ist in verschiedenen kontrollierten klinischen Studien bewiesen worden.
Die Gammalinolensäure gehört ebenfalls zu den essenziellen Fettsäuren und ist Bestandteil des Borretschsamenöls. Sie wird im Körper zu Dihomogammalinolensäure abgebaut und ist ein Vorläufer für Prostaglandin E1, das auch ein Eicosanoid ist und anti-entzündlich und immunregulatorisch wirkt. Die GLA in Borretschsamen- oder Nachtkerzenöl ist in älteren Studien ebenfalls bei der RA untersucht worden.
Die Autoren sind davon ausgegangen, dass eine Kombination von Borretschsamen- und Fischöl zu einem Effekt führen würde, der über die addierten Einzelwirkungen herausgeht – also synergistisch wirkt.
150 Patienten mit gesicherter RA wurden randomisiert den 3 Behandlungsgruppen: Fischöl- plus Sonnenblumenölkapseln, Borretschsamenöl- plus Sonnenblumenölkapseln sowie Fischöl- plus Borretschsamenölkapseln zugeordnet.
Nach 9 Monaten Studiendauer lag für alle 3 Gruppen eine vergleichbare Wirkung bei der Reduktion der Krankheitsaktivität (DAS28)vor: Fischöl: im Mittel -1,56, Borretschsamenöl: -1,33 und die Kombination: -1,18.
Beim CDAI ergab sich ein ähnliches Muster: Fischöl: im Mittel -16,95, Borretschsamenöl: -11,20 und die Kombination: -10,31.
Ein Vergleich der Studienergebnisse mit dem Daten aus dem CORRONA Register ergab ähnliche Resultate für die Krankheitsaktivität, eine Reduktion der DMARDs war in dieser Studie größer als bei den Patienten aus dem Register.
Die Studie zeigt einige Mängel: Insbesondere war die Zahl der Studienabbrecher mit 45 % sehr hoch. Die Autoren führen dies u. a. auf die hohe Zahl der täglich einzunehmenden Kapseln und deren Größe zurück.
Fazit:
Die Wissenschaftler der University of Massachusetts Medical School in Wocester, USA fassen die Studienergebnissen wie folgt zusammen: Bei den drei Behandlungsstrategien mit traditionellen Heilmitteln wurde nach 9 Monaten eine vergleichbare, klinisch aussagekräftige Besserung der Symptome festgestellt, die dem Abgleich der Daten aus dem CORRONA Register stand hielt, und bis zum Studienende andauerte. Die Studienpatienten konnte NSAR - in der Kombinationsgruppe auch die DMARDs, die in Kombination mit TNF-Antagonisten eingesetzt wurden - wiederum im Vergleich zu den Registerdaten, reduzieren. Die Hypothese einer synergistischen Wirkung von Fisch- und Borretschsamenöl konnte nicht bestätigt werden.
Anmerkung Missler-Karger: Die Behandlung mit Fisch- oder Borretschsamenölkapseln ersetzt in keinem Fall eine für die Therapie der RA erforderliche medikamentöse Behandlung. Sie kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt zusätzlich eingesetzt werden.
Literatur und Link
Treatment of Rheumatoid Arthritis with Marine and Botanical Oils: An 18-Month, Randomized, and Double-Blind Trial
George W. Reed,1 Katherine Leung,1 Ronald G. Rossetti,2 Susan VanBuskirk,3 John T. Sharp,4 and Robert B. Zurier5
Evidence-Based Complementary and Alternative Medicine
Volume 2014 (2014), Article ID 857456, 9 pages,
Full Text
Weitere Informationen zum Fischöl bei rheuma-online:
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