Der Interleukin-1 Rezeptorantagonist Anakinra wirkt auch beim Diabetes Typ 2
Der Interleukin-1 Rezeptorantagonist Anakinra führte in einer doppelblinden plazebokontrollierten Studie über 13 Wochen zu einer Verbesserung der Glykämie und der sekretorischen Betazellfunktion bei Patienten mit Diabetes Typ 2.
Seit 10 Jahren arbeitet die Forschungsgruppe von Marc Donath, Professor für Endokrinologie an der Universität Zürich und am Universitätsspital, am besseren Verständnis von Diabetes. Sein Ziel ist, Diabetes wirksamer bekämpfen zu können. Einige Forschungsergebnisse sind bereits in einer Studie umgesetzt worden, die jetzt im New England Journal of Medicine publiziert worden ist.
Bei Diabetes Typ 2 ist die Expression des natürlichen Interleukin-1 Rezeptorantagonisten in den Inselzellen des Pankreas reduziert. Das Überangebot von Glucose mit der Ernährung induziert wiederum die Produktion von Interleukin-1-beta in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Es entwickelt sich ein Ungleichgewicht zwischen Zytokin und Zytokinantagonist. Die Folgen sind Versagen und Absterben der insulinproduzierenden Zellen.
Vor drei Jahren initiierte Marc Donath eine Studie an 70 Patienten in Zusammenarbeit mit einer Forschungsgruppe am Steno Diabetes Center in Dänemark.
In Studie erhielt die eine Hälfte der Patienten den gentechnisch hergestellten Interleukin-1 Rezeptorantagonisten (Anakinra, Handelsname Kineret®) 100 mg täglich subkutan gespritzt und die andere Hälfte ein Placebo.
Zu Beginn und nach 13 Wochen durchliefen alle Patienten einen oralen Glukosetoleranztest. Primärer Endpunkt war eine Veränderung des HbA1c (Langzeit-Zuckerwerte). Veränderungen der Betazellfunktion, der Insulinsensitivität und der Entzündungsparameter stellten die sekundären Endpunkte dar.
Bei den aktiv therapierten Patienten zeigte sich bereits nach einer Woche eine deutliche Verbesserung des Blutzuckerstoffwechsels, die während der gesamten Studiendauer von drei Monaten anhielt.
Nach 13 Wochen lag in der Anakinra-Gruppe das HbA1c im Mittel um 0,46 Punkte niedriger als bei den mit Plazebo behandelten Patienten (P=0,03). Die C-Peptid(Teil des Proinsulins)sekretion war verstärkt (P=0,05). Der Quotient aus Proinsulin/Insulin (P=0,005), der Interleukin-6 Spiegel (P<0,001) und das C-reaktive Protein (0,002) waren vermindert.
Die Therapie wurde bis auf vorübergehende Rötungen an der Injektionsstelle gut vertragen.
Mit dieser Studie ist es Marc Donath gelungen, zu beweisen, dass das Fortschreiten des Diabetes mellitus Typ 2 durch die Blockade des IL-1 - einen der ursächlichen Faktoren - aufgehalten werden kann.
Literatur und Link
Interleukin-1–Receptor Antagonist in Type 2 Diabetes Mellitus
Claus M. Larsen, M.D., Mirjam Faulenbach, M.D., Allan Vaag, M.D., Ph.D., Aage Vølund, M.Sc., Jan A. Ehses, Ph.D., Burkhardt Seifert, Ph.D., Thomas Mandrup-Poulsen, M.D., Ph.D., and Marc Y. Donath, M.D.
NEJM 2007, 356:1517-1526
Abstract