ASCEND-Studie: Etanercept vs. Sulfasalazin bei ankylosierender Spondylitis
Schmerzen, Funktionseinschränkungen und Wirbelsäulenbeweglichkeit von Patienten mit Spondylitis ankylosans (AS, Morbus Bechterew) bessern sich signifikant stärker, wenn sie nach konventioneller Behandlung statt des DMARDs (Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs) Sulfasalazin das Biologic Etanercept (Enbrel®) erhalten.
Beginnend mit der zweiten Woche profitierten die Patienten signifikant von der einmal wöchentlichen Injektion mit dem Biologic. Dies konnte die ASCEND-Studie als erster Direktvergleich zwischen einem DMARD und einem Biologic nachweisen, die anlässlich des „Progress and Promise“ vom 26.-28.3.2009 in Amsterdam vorgestellt wurde.
Die Bilanz der Experten: Etanercept sei damit Biologic der ersten Wahl für die Therapie der schweren Spondylitis ankylosans bei Erwachsenen, die unzureichend auf eine konventionelle Behandlung angesprochen haben.
NSAIDs (Non-Steroidal Anti-Inflammatory Drugs) bilden weiterhin einen wichtigen Beitrag bei der Therapie von Patienten mit Spondylitis ankylosans, weil sie Schmerz und Morgensteifigkeit nehmen.
Eine Weiterentwicklung in der Behandlung insbesondere der axialen Form der Erkrankung brachten die Biologics, wie Professor Dr. Joachim Kalden,
Erlangen-Nürnberg anlässlich des Progress and Promise sagte. Denn sie reduzieren nicht nur effektiv die Krankheitsaktivität, sondern mindern funktionelle Einschränkungen und Behinderung und verbessern die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit.
Dagegen kann die herkömmliche Basistherapie mit DMARDs wie Methotrexat oder Sulfasalazin die Entzündungsaktivität im Achsenskelett nicht unterdrücken. An peripheren Gelenken ist allerdings unter Sulfasalzin, wenn es wie in der ASCEND-Studie genügend hoch dosiert und langsam auftitriert wird, eine Besserung der Symptomatik möglich.
In der ASCEND-Studie wurde die gute Wirksamkeit von Etanercept bestätigt
Die Ergebnisse des ersten Direktvergleichs zwischen einem Biologic und einem DMARD unterstreichen den Stellenwert der gegen TNF-α gerichteten Therapien bei Patienten mit aktiver AS.
In der randomisierten, klinischen, doppelblinden ASCEND-Studie an fast 600 Patienten war die Wirksamkeit von einmal wöchentlich 50 mg Etanercept mit der von täglich 1,5 bis drei Gramm Sulfasalazin verglichen worden. Sie hatten zuvor auf ein oder mehrere NSAIDs bei mindestens dreimonatiger Einnahme nicht ausreichend angesprochen.
Den primären Endpunkt einer 20-prozentigen Verbesserung des ASAS
(Ankylosing Spondylitis Activity Score) in Woche 16 erreichten fast 76 Prozent der 378 mit Etanercept behandelten Patienten. Im Vergleich dazu erzielten nur 51 Prozent der 187 mit Sulfasalazin Behandelten einen ASAS 20.
Ein Großteil der Patienten erreichte bereits zu diesem Zeitpunkt einen ASAS 40. Dies galt für fast 60 Prozent der mit dem TNFα-Rezeptor Behandelten und etwa 33 Prozent der mit Sulfasalazin Behandelten.
Die signifikante Überlegenheit von Etanercept galt auch für alle weiteren gemessenen Endpunkte, wie ASAS 50 bzw. 70, ASAS 5/6, die partielle Remission, den BASDAI (Bath Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index), BASFI (Bath Ankylosing Spondylitis Functional Index), BASMI (Bath Ankylosing Spondylitis Metrology Index) sowie das CRP (C-reaktives Protein), die Zahl der geschwollenen Gelenke und die Zahl der betroffenen Gelenke.
Die Funktionseinschränkungen besserten sich durchschnittlich um 48 Prozent, ein Therapieerfolg, der über den Beobachtungszeitraum von 16 Wochen anhielt. Unter Sulfasalazin betrug die BASFI-Verbesserung dagegen 28 Prozent.
Die Krankheitsaktivität konnte unter Etanercept um durchschnittlich 56 Prozent reduziert werden. Dagegen ging der BASDAI unter Sulfasalazin um 31 Prozent zurück.
Den Endpunkt einer partiellen Remission erreichten doppelt so viele Patienten der Etanercept-Gruppe, und zwar 33 Prozent gegenüber gut 15 Prozent in der Sulfasalazin- Gruppe.
Als partielle Remission der AS gilt ein Score von unter 20 auf einer Skala mit hundert Punkten für jedes der vier ASAS-Kriterien. Die Zahl der geschwollenen Gelenke nahm bei jenen Patienten, die zu Beginn mindestens ein geschwollenes Gelenk gehabt hatten, unter Etanercept kontinuierlich von durchschnittlich 3,4 auf 1,3 in Woche 16 ab.
Unter Sulfasalazin pendelte sich der Wert auf 2,8 Gelenke ein. Numerisch wirksamer war Etanercept zudem in der Vermeidung einer extraartikulären Komplikation der AS, der anterioren Uveitis.
Verträglichkeit und Nebenwirkungsprofil von Etanercept entsprachen in der ASCENDStudie dem bekannten Sicherheitsprofil in der Therapie von Patienten mit Spondylitis ankylosans.
Etanercept ist auch in der langfristigen Routinebehandlung wirksam
Die gute Wirksamkeit von Etanercept in der Therapie von Patienten mit AS bleibt auch in der Langzeittherapie erhalten bzw. verbessert sich weiter. Das hat unter anderem die Studie von Davis et al. zeigen können. Sie war zunächst als zwölfwöchige, randomisierte, placebokontrollierte Studie begonnen und anschließend als Open-Label-Studie weitergeführt worden. Die bisherige Auswertung umfasst 192 Wochen.
Nach 6 Wochen hatten 71 Prozent der Patienten ein Ansprechen gemäß ASAS 20-Kriterien erreicht. Weitere 86 Wochen später, also nach insgesamt 192 Wochen, galt dies für 81Prozent. Mit der Dauer der Therapie nahm die Effektivität von Etanercept also weiter zu.
Dies galt auch für den Anteil der Patienten, die eine partielle Remission erzielten. Nach 96 Wochen waren 41 Prozent der Patienten in partieller Remission, nach 192 Wochen 44 Prozent. Noch für dieses Jahr werden die 5-Jahres-Daten erwartet.
Hinsichtlich des Auftretens unerwarteter Ereignisse ergaben sich unter der langfristigen Therapie keine neuen Sicherheitssignale. Angesichts der Tatsache, dass AS-Patienten in der Regel dauerhaft therapiert werden müssen, da es sonst zu einem Flare kommen kann, ist dies ein
positives Ergebnis.
Insgesamt bestätigt die derzeitige Datenlage, dass Etanercept eine hochwirksame Behandlungsoption für jene 0,1 bis ein Prozent der Bevölkerung darstellt, die von dieser entzündlichen Wirbelsäulenerkrankung betroffen sind. Kalden sprach sich dafür aus, den TNFα-Rezeptor bei Patienten mit weiterhin aktiver Erkrankung, die unzureichend auf eine konventionelle Behandlung angesprochen haben, zügig einzusetzen und ihm auch in der Praxis den Stellenwert einzuräumen, der ihm in den aktuellen Empfehlungen der europäischen Gesellschaft für Rheumatologie (EULAR) zuerkannt wurde.
Literatur und Link:
quelle: Pressemitteilung Wyeth
weitere Informationen auf rheuma-online
Langzeit-Therapie mit Etanercept bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis
Wirksamkeit und Sicherheit von Etanercept bei AS über einen Zeitraum von bis zu 192 Wochen