Kein Hinweis auf einen nachteiligen Schwangerschaftsverlauf nach Therapie mit niedrig dosiertem MTX beim Vater
Mit diesen Studienergebnissen der Spezialisten des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums Embryonaltoxikologie der Charité und der Beuth Technischen Hochschule in Berlin dürften generelle Bedenken hinsichtlich Schwangerschaftsproblemen und der Therapie des Vaters mit niedrig dosiertem MTX ausgeräumt sein. Die Ergebnisse sind online first in «Rheumatology» publiziert.
Hat man sich früher nur Gedanken über den Einfluss von Medikamenten gemacht, die die Frau unmittelbar vor oder während ihrer Schwangerschaft angewendet hat, rückt jetzt auch die medikamentöse Behandlung des Vaters ins Visier der Forschung. Das gilt insbesondere für das Methotrexat (MTX), das in niedriger Dosierung bei rheumatoider Arthritis oder anderen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird.
Unter low-dose MTX-Therapie bei der Frau ist ein variables Muster von Fehlbildungen beim Fötus bekannt. Das Risiko für einen nachteiligen Schwangerschaftsverlauf bei Anwendung von MTX durch den Vater zum Zeitpunkt der Konzeption bereitete den behandelnden Ärzten jedoch Kopfschmerzen.
Um dieses Risiko abzuklären, haben Wissenschaftler des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin und der Beuth Technischen Hochschule in Berlin eine prospektive Beobachtungsstudie durchgeführt.
Die relevanten Schwangerschaften wurden über den Teratologie Informationsservice der Charité identifiziert. Diese Schwangerschaftsverläufe wurden mit denen von Müttern verglichen, die weder MTX noch anderen Teratogene ausgesetzt waren.
Zielkriterien waren gravierende Geburtsfehler, spontane Fehlgeburten, geplante Schwangerschaftsabbrüche, Gestationsalter bei Geburt und das Geburtsgewicht.
Insgesamt wurden 113 Schwangerschaftsverläufe mit der genannten Risikokonstellation mit 412 Schwangerschaften ohne bekannte teratogene Einflüsse verglichen.
Weder die Rate an gravierenden Geburtsfehlern noch das Risiko für spontane Fehlgeburten waren bei low-dose MTX-Anwendung durch den Vater erhöht. Für das Gestationsalter bei Geburt und für das Geburtsgewicht wurden ebenfalls keine Unterschiede zwischen den Gruppen gesehen.
Die Rate der geplanten Schwangerschaftsabbrüche war nach Anwendung von MTX durch den Vater im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht.
Fazit:
Die Berliner Wissenschaftler bestätigen in ihrer Studie, dass kein Risiko für nachteilige Schwangerschaftsverläufe bestehen, wenn der Vater um den Konzeptionszeitpunkt mit niedrig dosiertem MTX behandelt wurde. Mit diesen ermutigenden Ergebnissen wird auch ein dreimonatiger MTX-freier Zeitraum bis zur geplanten Konzeption nicht mehr als notwendig erachtet. Im Fall einer unumgänglichen MTX-Therapie des Vaters erscheint es auch nicht nicht sinnvoll, die Familienplanung aufzuschieben.
Literatur und Links
No evidence for an increased risk of adverse pregnancy outcome after paternal low-dose methotrexate: an observational cohort study
Corinna Weber-Schoendorfer1, Maria Hoeltzenbein1, Evelin Wacker1, Reinhard Meister2 and Christof Schaefer1
Rheumatology (2013) doi: 10.1093/rheumatology/ket390
First published online: December 24, 2013
Abstract
Weitere Informationen bei rheuma-online:
Dienstag, 11.10.2011:
MTX-Therapie des Vaters vor und zum Zeitpunkt der Konzeption und Einfluss auf die Schwangerschaft
Sonntag, 13.05.2007
r-o Special: Langwirksame Antirheumatika in der Schwangerschaft und Stillzeit, Teil 2: Azathioprin, Methotrexat, Ciclosporin
Methotrexat, Absatz vier