Chaperonin 10 – ein Biological der 3. Generation mit einem komplett anderen Wirkansatz
Chaperonin-10 gehört zu den biologischen Medikamenten der dritten Generation mit einem komplett anderen Wirkansatz, der sich unmittelbar aus völlig neuen Einblicken in die Pathogenese der rheumatischen Erkrankungen ergibt. Auf dem ACR Kongress in Washington wurden die ersten Ergebnisse einer doppelblinden randomisierten klinischen Studie zur Therapie der rheumatoiden Arthritis mit dieser Substanz vorgestellt.
Chaperonin-10 (heat shock protein 10, XToll(TM)) von der australischen Firma CBio ist ein mitochondriales Protein, das Toll-Like-Rezeptoren hemmt. Toll-Like-Rezeptoren (TLRs) sind Entzündungsmediatoren, die vor allem im Synovial-Gewebe sehr stark exprimiert sind. Bei der Produktion von Zytokinen spielt die Aktivierung dieser Toll-Like-Rezeptoren eine wichtige Rolle.
Die ersten Ergebnisse einer doppelblinden randomisierten klinischen Studie zur Therapie der rheumatoiden Arthritis sind sehr ermutigend. So zeigte sich eine gute Wirksamkeit bei gleichzeitig guter Verträglichkeit.
Methodik:
23 Patienten mit aktiver RA und einer bestehenden DMARD-Therapie erhielten 12 Wochen lang randomisiert 5 mg (N=8), 7,5 mg (N=8) oder 10 mg (N=7) des Toll-like-Rezeptor-Blockers Chaperonin-10. Die Substanz wurde zwei Mal wöchentlich intravenös appliziert. Primärer Endpunkt waren Veränderungen im DAS28. Die ACR-Response-Raten wurden ebenfalls ermittelt.
Ergebnisse:
Der Disease Activity Score zeigte in allen drei Dosisgruppen ab dem 14. Tag signifikante Besserungen, die bis zu Studienende anhielten. Eine eindeutige Dosis-Wirkungs-Beziehung konnte nicht aufgestellt werden.
Die Patienten unter 10 mg Chaperonin-10 wiesen jedoch in allen Parametern bessere Ansprechraten auf. Bei sechs (86%) der acht Patienten in diesem Studienarm wurde eine 20%ige Besserung, bei vier (50%) eine 50%ige Besserung und bei zwei (29%) dieser Patienten eine 70%ige Besserung der ACR-Kriterien beobachtet (s. Tabelle im Originalabstract). Zum Studienende nach 84 Tagen waren drei Patienten (13%) in klinischer Remission (DAS28<2,6).
Bei drei Patienten wurde die Studie vorzeitig beendet: Bei einem Patienten in dem 5mg-Arm wegen unzureichender Wirksamkeit und bei einem Patienten in der 7,5 mg-Gruppe wegen unerwünschter Wirkungen. Ein weiterer Patienten unter 10 mg Chaperonin-10 erschien nicht mehr.
Eine Exazerbation der RA war die häufigste unerwünschte Wirkung während und nach der Studie. Vier Patienten erkrankten an einer Infektion des oberen Respirationstrakts. Lediglich eine unerwünschte Wirkung (Panniculitis am Unterarm) wurde als schwerwiegend eingestuft.
Schlussfolgerung:
Eine kurzfristige Verabreichung von Chaperonin-10 wurde von den RA-Patienten gut vertragen und führte zu einer Reduktion der Krankheitssymptome. Diese Ergebnisse stellen die Basis für zukünftige Forschungsprojekte zum optimalen Applikationsweg und zur Dosisfindung von Chaperonin-10 bei RA dar.
Literatur und Links
ACR2006: L6/486. Efficacy and Safety of Chaperonin 10 in Patients With Moderate To Severe Rheumatoid Arthritis: A Double Blind Randomized Study.
Abstract
Stephen Hall1, Peter Nash2, Andrew Taylor3, Daina Vanags4, Bronwyn Williams4, Barbara Johnson4, Julissa Weiss4, Dennis Feeney4.
1Cabrini Medical Centre and Monash University, Melbourne, Australia; 2Rheumatology Research Unit, Department of Medicine, University of Queensland, Brisbane, Australia;
3Goatcher Clinical Research Unit, Royal Perth Hospital, Perth, Australia;
4CBio Limited, Brisbane, Australia
Therapeutic efficacy and safety of chaperonin 10 in patients with rheumatoid arthritis: a double-blind randomised trial.
Abstract
Vanags D, Williams B, Johnson B, Hall S, Nash P, Taylor A, Weiss J, Feeney D.
Lancet 2006;368(9538):855-63