Remission
"Rückbildung der Erkrankung", Krankheitskontrolle. Man unterscheidet bei der Therapie rheumatischer Erkrankungen eine komplette Remission von einer teilweisen ("partiellen") Remission, neuerdings außerdem eine klinische Remission von einer funktionellen Remission und einer radiologischen Remission.
Die klinische Remission bezieht sich auf "klinische" Symptome und Befunde, z.B. Schmerz, Morgensteifigkeit, Müdigkeit und Erschöpfung, aber auch Laborbefunde wie BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) oder CRP (c-reaktives Protein). In klinischen Studien, zunehmend aber auch im Praxisalltag, wird eine klinische Remission über definierte Instrumente gemessen, z.B. bei der rheumatoiden Arthritis über den DAS28. Dabei ist ein DAS-Wert unter 2.6 als klinische Remission definiert.
Funktionelle Remission bedeutet, daß die Krankheit nicht mit einer Behinderung bei Alltagsfunktionen einhergeht, d.h. es besteht eine uneingeschränkte funktionelle Kapazität (Funktionskapazität). Ein entsprechendes Meßinstrument für die rheumatoide Arthritis und verwandte Erkrankungen wie die Psoriasis-Arthritis ist beispielsweise der HAQ, für die Spondylitis ankylosans (ankylosierende Spondylitis, M. Bechterew) und verwandte entzündlich-rheumatische Wirbelsäulenerkrankungen (Spondyloarthritiden) z.B. der BASFI.
Radiologische Remission bedeutet, daß in Röntgenaufnahmen kein Fortschreiten der Erkrankung zu erkennen ist, d.h. daß keine sogenannte Röntgenprogression zu sehen ist. Die Röntgenprogression einer rheumatoiden Arthritis wird in neueren klinischen Studien meistens über den Sharp-Score in der Modifikation von van der Heijde ("modifizierter Sharp-Score") gemessen.
Eine komplette Remission bedeutet das Freisein von Symptomen und das Fehlen von Zeichen einer Krankheitsaktivität, z.B. bei Blutuntersuchungen.
Eine teilweise (partielle) Remission bedeutet eine Besserung von Symptomen und ein Rückgang der Krankheitsaktivität, z.B. meßbar durch eine Verbesserung der Blutergebnisse, der Patient ist aber nicht völlig beschwerdefrei und / oder es bestehen bei den Blutuntersuchungen noch Zeichen einer entzündlichen Aktivität (z.B. Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit (Blutsenkung) oder des c-reaktiven Proteins).
Eine partielle Remission kann nur gering sein, andererseits aber auch erheblich, ohne daß aber schon eine komplette Remission erreicht wird. Um diesen Bereich einen weitgehenden partiellen, aber noch nicht vollständigen klinischen Remission zu charakterisieren, wurde der Begriff der niedrigen Krankheitsaktivität geprägt (im anglo-amerikanischen auch low disease status; Zustand einer nur niedrig ausgeprägten Krankheitsaktivität). Zur Abschätzung eines solchen Zustandes, der nahe an eine komplette Remission heranreicht, kann bei der rheumatoiden Arthritis ein DAS-Wert von 3.2 oder niedriger herangezogen werden. Man spricht in diesem Fall auch von dem sogenannten LDAS (low disease activity score = Score, der eine niedrige Krankheitsaktivität definiert).
Zu unterscheiden ist in klinischen Studien und in der Alltagspraxis außerdem, ob die Remission dadurch besteht, daß gegenwärtig noch Medikamente wie Cortison, Immunsuppressiva oder immunmodulierende Medikamente eingenommen werden, speziell auch krankheitsmodifizierende Medikamente (langwirksame Antirheumatika, DMARDS), oder ob die Remission nach vorsichtigem Ausschleichen / Absetzen dieser Medikamente anhält. In diesem Fall spricht man von einer medikamentenfreien Remission.
Mit der therapeutischen Revolution in der Rheumatologie hat sich die Chance auf eine Remission wesentlich erhöht. Die vorliegenden Daten zeigen dabei, daß die Wahrscheinlichkeit für eine Remission umso höher ist, je früher mit einer angemessenen, wirksamen Therapie begonnen wird. Für die rheumatoide Arthritis (RA) wird dafür ein sogenanntes "therapeutisches Fenster" ("window of opportunity", Fenster der günstigen Gelegenheit) von 12-16 Wochen nach Krankheitsbeginn angenommen.
Die Chancen auf eine Heilung der Erkrankung wachsen mit zunehmender Dauer einer kompletten Remission. Es ist allerdings nicht klar, wie lange eine komplette Remission anhalten muß, damit man von der Heilung einer entzündlich-rheumatischen oder immunologischen Erkrankung sprechen kann. Wenn man sich an anderen Erkrankungen orientiert, kennt man von dort Zeiträume von 5 bis 10 Jahren einer kompletten Remission als Sicherheitszeitraum für die Aussage einer Heilung.