B-Zell-Therapie und Biomarker – Personalisierte Medizin bei RA
Daten aus mehreren Kohortenstudien belegen die gute Effektivität von Rituximab (MabThera®). Die Wirksamkeit ist bei der Subgruppe der hochaktiven, RF- und anti-CCP-positiven Patienten besonders ausgeprägt. Nach Versagen eines ersten TNF-Blockers ist die RTX-Behandlung gegenüber der Behandlung mit einem weiteren TNF-Blocker mindestens ebenbürtig, wobei auch hier das Ansprechen in der anti-CCP-positiven Subpopulation besonders gut war.
Zwölf Jahre nach Beginn der Biologikatherapie ist die Notwendigkeit, verlässliche Parameter für den klinischen Verlauf und das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie im individuellen Patienten zur Verfügung zu haben, ungebrochen, da jede Biologikatherapie nur bei etwa 70 % der Patienten klinisch langfristig wirksam ist.
Im Umkehrschluss heißt das, dass bei 30 % der Patienten die gewählte Biologikabehandlung klinisch keinen ausreichenden Effekt erzielt und damit hohe Therapiekosten ohne klinischen Nutzen anfallen, die Maxime des frühen effektiven Therapiebeginns verpasst wird und die Patienten einem potenziellen Risiko der Behandlung ausgesetzt werden, ohne von ihr profitieren zu können. Ziel der Personalisierten Medizin ist daher die Auswahl der für jeden einzelnen Patienten in Bezug auf Effektivität und Sicherheit optimalen Therapiestrategie.
Die Kenntnis über das wahrscheinliche Ansprechen eines Patienten auf eine Therapie vor deren Beginn könnte nicht nur die Patientenversorgung entscheidend verbessern, sondern auch die Kosten im Gesundheitswesen nachhaltig senken [1].
Schon in den ersten Studien (REFLEX) zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab (RTX) hat sich gezeigt, dass Patienten, bei denen der Rheumafaktor und/oder Antikörper gegen citrullinierte Peptide nachweisbar sind („seropositive Patienten“) besser auf die Therapie ansprechen, als Patienten, bei denen diese Antikörper nicht nachweisbar sind (Abb. 1), [1–2].
In der IMAGE-Studie, bei der Patienten ohne vorherige Methotrexat (MTX)-Therapie behandelt wurden, hatten die seropositive Patienten ein Jahr nach Therapiebeginn mit Rituximab und MTX eine Hemmung der knöchernen Progression von 70 % gegenüber der Kohorte, die nur mit MTX behandelt wurde. Seronegativen Patienten zeigten eine geringere Progression, als seropositiven Patienten. Der Unterschied zwischen der Rituximab/MTX-Gruppe und der MTX-Gruppe lag aber nur noch bei 10 % (Abb. 2), [3].
Im deutschen Biologika-Register RABBIT, das die Verlaufsdaten von Patienten unter Biologikatherapie in Deutschland erfasst, die nicht in Studien kontrolliert therapiert werden, zeigt sich ein ähnliches Bild: Patienten mit dem Nachweis eines Rheumafaktors haben eine 2-fach höhere Wahrscheinlichkeit, die EULAR-Responsekriterien für das klinische Ansprechen einer Therapie zu erfüllen, als Rheumafaktor-negative Patienten (Abb. 3) [4].
Der Einsatz von Biomarkern in der Therapie der RA soll auch zum Ziel haben, nach dem Versagen einer Behandlung nicht auf eine weitere, ineffiziente Therapie zu wechseln. In einer retrospektiven, nicht-interventionellen Kohortenstudie in Deutschland wurde daher geprüft, ob bei RA-Patienten nach Therapieversagen eines TNF-Inhibitors ein Behandlungskurs mit 2 x 1 g RTX der Behandlung mit einem 2. TNF-Blocker überlegen ist [5].
Dabei konnte festgestellt werden, dass der DAS28 im Mittel nach 6,6 Monaten in der RTX-Kohorte stärker reduziert war, als in der TNF-Blocker-Kohorte (-1,64 vs. -1,19, p = 0,0133) [5]. Dieser Unterschied war in der Subgruppe der anti-CCP-positiven Patienten stärker ausgeprägt (-1,75 vs. -1,06, p = 0,0016) und im Gegensatz zur Gesamtpopulation zeigte sich die Überlegenheit von RTX bei dieser klinisch hochaktiven Patientengruppe bereits nach drei Monaten.
Zusätzlich erreichte eine größere Zahl von mit RTX behandelten Patienten ein moderates oder gutes EULAR-Ansprechen als von mit TNF-Blockern behandelte Patienten (82,2 % vs. 71,7 %). Dieser Kohortenunterschied war in der anti-CCP-positiven Subgruppe signifikant (85,3 % vs. 67,2 %, p = 0,0128, Abb. 4).
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Daten aus mehreren Kohortenstudien die gute Effektivität von Rituximab belegen. Die Wirksamkeit ist bei der Subgruppe der hochaktiven, RF- und anti-CCP-positiven Patienten besonders ausgeprägt. Nach Versagen eines ersten TNF-Blockers ist die RTX-Behandlung gegenüber der Behandlung mit einem weiteren TNF-Blocker mindestens ebenbürtig, wobei auch hier das Ansprechen in der anti-CCP-positiven Subpopulation besonders gut war.
Referenzen:
1)Cohen et al., Arthritis Rheum 2006, 54:2793-806
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2) Mariette et al., ACR 2009, Abstract 1687
4) Strangfeld et al., ACR-Meeting 2009, Abstract1695
5) Kekow J et al., DGRh 2010; Abstract RA2.27
Quelle:
Vortrag: Prof. Dr. Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit der Ludwig-Maximilians-Universität, München
Presseforum anlässlich des DGRh-Kongresses 2010,
Therapie der RA mit MabThera® – Der Weg zur Personalisierten Medizin,
Roche Pharma AG