Ernährungsprogramm "Besser essen bei Rheuma"
Das Ernährungsprogramm "Besser essen bei Rheuma" möchte Betroffenen helfen, eine "anti-entzündliche" Ernährung umzusetzen. Wir haben es ausprobiert.
Dass die persönliche Lebensweise sowie die jeweiligen Essgewohnheiten sowohl positiven als auch negativen Einfluss auf den Verlauf von rheumatischen Autoimmunerkrankungen haben, ist bekannt. Es gibt innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) sogar einen eigenen Arbeitskreis Ernährungsmedizin.
Die eigene Ernährungsweise darf dabei nicht als Ursache für eine chronisch-entzündliche Rheumaerkrankung missverstanden werden oder eine medikamentöse Therapie ersetzen. Sie beeinflusst aber die Stärke von Entzündungsreaktionen im Körper. Durch eine bewusste Ernährung können Betroffene deshalb selbst aktiv zur Entzündungshemmung und Schmerzreduktion beitragen.
Während mit Medikamenten sehr gezielt in den Krankheitsprozess eingegriffen werden kann, beeinflusst die Ernährungsweise immer den gesamten Körper. Eine Umstellung der Essgewohnheiten auf anti-entzündliche Nahrungsmittel ist folglich unspezifischer und weniger intensiv als die medikamentöse Behandlung mit DMARDs oder Biologika. Dennoch sind die positiven Effekte, die nach etwa drei Monaten einsetzen, dieser Selbsthilfemaßnahme nicht zu unterschätzen. Im besten Fall kann dadurch sogar eine Reduktion von Schmerzmitteln und Entzündungshemmern (NSAR, Cortison) erfolgen.
Ziel einer rheumagerechten Ernährung ist es, den Anteil entzündungshemmender Nahrungsbausteine im Speiseplan zu erhöhen und entzündungsfördernde Nahrungsbestandteile zu reduzieren oder ganz zu vermeiden. Darüber hinaus kann das persönliche Wohlergehen noch gesteigert werden, wenn durch die bewusste Ernährung eventuelles Übergewicht reduziert wird, da dieses sich ebenfalls negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt.
Informationsangebote über gute und weniger gute Lebensmittel in diesem Sinne finden sich glücklicherweise zahlreich und kostenlos im Internet, siehe z.B. hier oder hier, sogar ein Kochbuch für die entzündungshemmende Ernährung gibt es. Eine effektive und vor allem nachhaltige Umstellung der Essgewohnheiten ist in der Praxis jedoch meist leichter gesagt als getan. Trotz aller guten Vorsätze ist die Gefahr groß, beim nächsten Einkauf wieder in alte Muster zurückzufallen, wenn die Umstellungsanforderungen zu anstrengend und unübersichtlich sind.
Das relativ neue Online-Angebot "Besser essen bei Rheuma" widmet sich nun ebenfalls sehr umfassend dem Thema der rheumagerechten Ernährung, will dabei aber auch ganz konkret helfen, die theoretischen Erkenntnisse in neue, praktikable Ernährungs- und Kochgewohnheiten zu überführen.
Hinter diesem Portal steht das auf Ernährung spezialisierte Unternehmen Food-Xperts aus Mönchengladbach, das gegen eine einmalige Gebühr ein individuelles und sehr konkretes Ernährungsprogramm erstellt. Ausgangspunkt dafür ist die gründliche Analyse des bisherigen persönlichen Essverhaltens. Darauf aufbauend bekommt ein Nutzer dann auf Basis der neuesten, wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse ein individuelles Feedback zu seinem aktuellen Essverhalten sowie konkrete Verbesserungsvorschläge und alltagstaugliche Hilfestellungen für kurzfristige und langfristige Änderungen.
Mithilfe eines Austauschplans, Einkaufslisten, eines vierwöchigen Ernährungsplans zum Entlasten des Körpers und Testen der persönlichen Toleranzgrenzen sowie umfassender Ernährungspläne mit wirklich machbaren Rezepten sollen schließlich die Grundlagen für eine nachhaltige Ernährungsumstellung gelegt werden.
Um möglichst jedem Betroffenen eine erfolgreiche Umgewöhnung zu ermöglichen, werden alle Empfehlungen und Einkaufsvorschläge auf persönliche Vorlieben und Gewohnheiten abgestimmt. So kriegen beispielsweise Vegetarier auch einen vegetarischen Ernährungsplan mit entsprechenden Empfehlungen und Rezepten. Und wer bereits genügend Obst und Gemüse isst, erhält nicht den Ratschlag, mehr Obst und Gemüse zu essen.
Wir waren neugierig und haben unsere eigenen Ernährungsgewohnheiten einmal kritisch von den Food-Xperts unter die Lupe nehmen lassen.
Direkt fiel uns auf, dass man Zeit mitbringen muss, um die umfangreichen Fragebögen zu den persönlichen Essgewohnheiten auszufüllen, welche ja die Ausgangsbasis für die spätere Analyse samt Empfehlungen und vierwöchigem Essensplan sind. Die Auswertung erreicht den Nutzer dann per Mail als seitenstarkes PDF, das ebenfalls Zeit und Ruhe braucht, um angemessen durchgearbeitet zu werden.
Im Dokument erwartet einen dann als erstes ein schneller Überblick zu den wichtigsten Aspekten der aktuellen Ernährung und Lebensweise. Mithilfe von Skalen wird dargestellt, wie gut (alles im grünen Bereich) oder weniger vorteilhaft (Rotabstufungen) die bisherige Praxis im Hinblick auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und natürlich einen entzündungshemmenden Nutzen ist.
Nachdem man daraufhin den Vorsatz gefasst hat, ab sofort ein Löffelchen Zucker weniger in Kaffee und Tee zu rühren, wartet schon ein direktes Feedback zum persönlichen BMI. Vor dem Hintergrund, dass es ab einem gewissen Übergewicht verstärkt zu negativen Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf kommen kann, wird hier eine konkrete Rückmeldung gegeben, ob gewichts- und bewegungsmäßig alles bleiben kann wie bisher oder ob zusätzlicher Handlungsbedarf besteht.
Danach wird in einem anschaulichen Theorieteil nochmals angemessen ausführlich erklärt, wie sich die Ernährung auf rheumatische Erkrankungen auswirken kann und wie das nun folgende Programm abläuft, umgesetzt werden kann und hilft.
Ist dies absolviert, geht es endlich ans Eingemachte: Die im Fragebogen erhobenen Auskünfte zur Ernährung und Lebensweise werden nun in Kategorien zusammengefasst (allgemeine Ernährung, Brandstifter, kleine Helfer, Süßigkeiten, Getränke) und in Bezug auf die Erkrankung bewertet.
Nach dem ganzen theoretischen Feedback und ausführlichen wird es jetzt sehr konkret: Wie soll man jetzt ganz genau weitermachen? Von praktischen Empfehlungen für den nächsten Einkauf bis hin zu einer vierwöchigen Entlastungskur mit vielen Rezepten – man wirklich umgehend starten.
Dazu sollen kurzfristig mithilfe einer sehr praktischen und sehr alltagstauglichen individuellen Austausch- und Einkaufsliste möglichst viele ungünstige Lebensmittel durch gesundheitsförderlichere Alternativen ersetzt werden - zum Beispiel Vollkornbackwaren anstelle von weißen Backwaren oder Raps- anstelle von Sonnenblumenöl.
Vorgesehen wäre im Anschluss daran die möglichst konsequente ganzheitliche Umstellung der Nahrungsaufnahme. Das In-Angriff-Nehmen soll mit einem vierwöchigen Ernährungsplan vereinfacht werden und seinen Schrecken verlieren. Konkret sind für jeden Tag der Woche drei Hauptmahlzeiten und zwei Snacks geplant, zu denen die passgenauen Rezepte und wöchentliche Einkaufslisten mitgeliefert werden. Positiv fiel uns dabei außerdem auf, dass die mitgelieferten Rezepte die jeweilige Jahreszeit berücksichtigen gemäß dem Grundsatz, dass jede gute Ernährung frisch, ausgewogen, regional, saisonal, natürlich und nicht so fett, salzig und gezuckert sein sollte.
Die sogenannten vier Entlastungswochen sollen darüber hinaus dabei helfen, durch Stärkung der Körperwahrnehmung ein Gespür für wohltuende Nahrungsmittel zu entwickeln und nach und nach die eigenen Vorlieben und eingeübte Verhaltensweisen auf den Prüfstand zu stellen. Die ersten beiden Entlastungswochen können allerdings Durststrecken mit sich bringen, da hier ein Großteil der gewohnten Lebensmittel vorerst aus dem Ernährungsplan restlos gestrichen wird. Auch wenn man dank des vermittelten Hintergrundwissens die Notwendigkeit schnell einsieht, tröstet das im Zweifelsfall in Heißhungermomenten nur bedingt.
Dennoch: Das Durchhalten wird belohnt. Und keine Sorge - es wird natürlich auch nicht über Leichen gegangen: Eine gravierende Verschlechterung des allgemeinen Wohlbefindens hätte ja keinen Sinn. Besondere Ernährungsvorschriften, die aufgrund von anderen Erkrankungen und Unverträglichkeiten bestehen, haben deshalb ausdrücklich Vorrang.
Mithilfe eines mitgelieferten Schmerz-Protokolls kann am Ende der Entlastungswochen nachvollzogen werden, welche Lebensmittelgruppen auch weiterhin auf dem Speiseplan stehen sollten und welche eher nicht. Hier gilt es, sich selbst gut im Auge zu behalten, denn jeder Körper reagiert anders. Vorsichtig und schrittweise kann der Speiseplan immer weiter auf die ureigenen Vorlieben sowie eine mögliche individuelle Schmerzantwort angepasst werden, nur mit einem klaren Augenmerk darauf, was einem persönlich gut tut.
Nach spätestens 12 bis 16 Wochen sollten die erste Umstellungs- und die anschließende Testphase soweit abgeschlossen sein, dass nun eine alltagsgerechte Neuaufstellung des Speiseplans auf Basis der empfohlenen Grundnahrungsmittel und der positiv getesteten Lieblingslebensmittel erfolgen kann.
Unser Fazit
Das Motto Besser essen bei Rheuma lässt sich tatsächlich in der Realität umsetzen. Die Food Xperts präsentieren ein ausgereiftes, alltagstaugliches Konzept, mit dessen Hilfe sich eine rheumabewusste Ernährung in den natürlichen Lebensrhythmus gut einfügen kann.
Betroffene erhalten hier die Möglichkeit, sich selbst etwas Gutes tun zu können. Zwar muss man am Anfang etwas Durchhaltevermögen und Verzichtbereitschaft mitbringen. Das Programm entpuppt sich langfristig jedoch als weit individueller und flexibler als die üblichen Diäten und man bekommt auch nicht das Gefühl, dass für immer ein großes "du musst" oder "du darfst nicht" im Raum steht.
Vielmehr versucht das Programm Jedem die Umstellung mit möglichst individuell abgestimmten Empfehlungen und Anregungen zu vereinfachen. Dabei gehört das Fördern eines sicheren Gespürs für die Lebensmittel, die einem wirklich gut tun, zum zentralen Baustein, um die eigene Lebensqualität langfristig zu verbessern. Gutes Essen wirkt sich schließlich auch gut auf die Seele aus.
Besonders begeistert hat uns aber die praxisnahe persönliche Austauschliste: Hier werden aus den eingeschickten Angaben die einzelnen Lebensmittel im Hinblick auf ihre positiven und negativen Auswirkungen geprüft und gekennzeichnet und gegebenenfalls bessere Alternativen vorgeschlagen. Die Umsetzung dieser Empfehlungen gelingt dadurch sehr leicht - sogar im trubeligen (Familien-)Alltag und ohne größere Umstände zu bereiten und kann deshalb aus unserer Sicht ein außergewöhnlich zielführender Schritt in die richtige Richtung sein. Die Aussicht, eine positive Neuausrichtung quasi schon beim nächsten Einkauf in die Tat umsetzen zu können, ist wahnsinnig motivierend und befriedigt von Anfang an den Tatendrang.
Ernährungsprogramm "Besser essen bei Rheuma"
Food-Xperts GmbH & Co. KG, Mönchengladbach
Preis: 39,95 EUR, Angebotspreis für rheuma-online User: 34,95 EUR