Erst-Therapie einer rheumatoiden Arthritis mit MTX oder mit einem Biological?
Bei meiner Freundin wurde vor einem Jahr eine chronische Polyarthritis festgestellt. Die ersten Symptome dieser Erkrankung traten vor etwa drei Jahren auf. Sie wird im Moment im …-Krankenhaus behandelt mit Lantarel, heute bekommt sie die erste Spritze. Wir machen uns aber Sorgen in Bezug auf die möglichen Nebenwirkungen des Medikaments.
Biologische Behandlung hört sich schon besser an, aber warum sollte man auf Lantarel verzichten und eine biologische Behandlung vorziehen? Gibt es Informationen über Nebenwirkungen von biologischen Behandlungen?
Lantarel mit dem Wirkstoff Methotrexat (MTX) ist ein Medikament aus der Gruppe der langwirksamen Antirheumatika, das wahrscheinlich weltweit am häufigsten für die Therapie einer rheumatoiden Arthritis (RA, chronischen Polyarthritis) eingesetzt wird und als eines der Standardmedikamente für die Therapie dieser Erkrankung bezeichnet werden kann. MTX ist bei der Behandlung einer RA im Regelfall gut wirksam. Wie bei jedem wirksamen Medikament kann es unter der Therapie mit MTX auch zu möglichen Nebenwirkungen kommen. Insgesamt ist eine Therapie mit MTX aber gut verträglich und auch sicher, wenn man sich an die vorgeschriebenen Kontrolluntersuchungen hält und die Behandlung von einem spezialisierten Arzt durchgeführt und überwacht wird, der sich mit solchen Medikamenten auskennt.
Dies gilt auch für eine Therapie mit biologischen Medikamenten („Biologicals“). Diese Substanzen sind nach den bisherigen Studiendaten sogar noch wirksamer als Methotrexat, insbesondere wirken sie auch bei solchen Patienten, bei denen konventionelle langwirksame Antirheumatika wie MTX nicht oder nicht ausreichend angesprochen haben.
Allerdings sind diese Substanzen ganz erheblich teurer als die Standard-Medikamente wie MTX. Deshalb verlangen die meisten Kostenträger, daß im Regelfall zunächst ein Behandlungsversuch mit einem üblichen langwirksamen Antirheumatikum (LWAR, DMARD = disease modifying antirheumatic drug = krankheitsmodifizierendes Medikament, früher sogenannte „Basistherapie“) gemacht werden sollte, bevor man ein biologisches Medikament, z. B. eine Substanz aus der Gruppe der TNF-alpha-Blocker, einsetzt. Bei Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wird in der Regel sogar ein vorausgehender Therapieversuch mit mindestens zwei herkömmlichen DMARD´s verlangt, bevor Biologicals zum Einsatz kommen können. Unter diesen konventionellen DMARD´s, die Voraussetzung für den Einsatz von Biologicals sind, sollte MTX in einer ausreichend hohen Dosierung über einen ausreichend langen Therapiezeitraum zum Einsatz gekommen sein.
In Zusammenschau aller dieser Gesichtspunkte macht es insofern Sinn, bei der Ersteinstellung einer rheumatoiden Arthritis zunächst mit einem herkömmlichen DMARD („Basismedikament“), z.B., wie im vorliegenden Fall, mit MTX, zu beginnen, und das Therapieergebnis nach 3 bis spätestens 6 Monaten zu bewerten. Ist eine Remission eingetreten, d.h. Beschwerdefreiheit, ist dieses Therapiekonzept erfolgreich und sollte zunächst fortgesetzt werden. Konnte dagegen keine ausreichende Krankheitskontrolle erzielt werden, muß die langwirksame antirheumatische Therapie modifiziert und ggf. vollständig umgestellt werden. Im Regelfall wird man in einem solchen Fall das erste DMARD mit einem zweiten konventionellen DMARD kombinieren, z.B. MTX mit Leflunomid (Arava), oder auf ein anderes konventionelles DMARD wechseln. Wenn diese Therapie ebenfalls nicht zu einem ausreichenden Erfolg führt, sollte über den Einsatz eines biologischen Medikaments nachgedacht werden.
Hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen einer Therapie mit biologischen Medikamenten verweise ich auf unsere ausführlichen Informationen auf der Homepage des TNF-alpha-Informations-Zentrums TIZ (www.tiz-info.de).
Ausführliche Informationen zu Methotrexat (MTX) gibt es bei rheuma-online (http://www.rheuma-online.de/medikamente/methotrexat.html, http://www.rheuma-online.de/a-z/m/methotrexat.html).