Angst vor den Nebenwirkungen von Remicade
Hallo! Ich bin 25 Jahre alt. Morbus Crohn wurde bei mir zufällig mit 9 Jahren entdeckt. Nach etlichen und langen Cortison-Therapien und allen möglichen Medikamenten (Salazopyrin, Pentasa, Entocort...) und den zahlreichen Nebenwirkungen vor allem bedingt durch das Cortison wie Bluthochdruck, Star, Osteoporose, usw. habe ich über den Wechsel meines Gastroenteorologen mit Hilfe biologischer, vor allem auf Verzicht von raffiniertem Zucker und chemischer Zusätze aufgebauten Kost einen neuen Lebensweg gefunden und meinen Körper besser kennengelernt.
Meine Entzündung liegt an der typischen Stelle zwischen Dünn- und Dickdarm. Jetzt wurde eine neue Stelle mitten im Dünndarm entdeckt. Beide Stellen weisen Stenosen sowie Fisteln auf. Ich halte mich so gut ich kann an gute Ernährung und kaufe hauptsächlich Bio-Produkte. Ich versuche nun auch Milch zu vermeiden, so gut es geht.
Jetzt habe ich einen CRP Wert von über 2 sowie einen Sauren-Alpha-Wert von 170 (ich weiss, das ist im Vergleich zu manchen akuten Rheumafällen überhaupt nicht hoch).
Mein Arzt hat mir jetzt eine Remicade-Therapie empfohlen, da soll ich Infusionen bekommen. Ein Tuberkulose Test wurde schon vorgenommen und ein Lungenröntgen auch.
Ich habe mich jetzt über dieses Medikament informiert und habe ziemliche Angst vor den Folgen und Nebenwirkungen. Vor allem vor nicht wenigen Einzelfällen, welche in der Vergangenheit passiert sind. Ich habe ziemliche Angst, dass ich gefährliche Folgen nicht rechtzeitig merke und ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen!
Wie sieht es mit dem aktuellen Forschungsstand und der Erfahrung mit Remicade aus, ein doch noch relativ junges Medikament am Markt?
Bitte helfen sie mir! Ich habe schon etwas Angst vor meiner neuen Therapie.
Vielen Dank
Remicade wird inzwischen doch schon eine ganze Reihe von Jahren bei der Behandlung des M. Crohn angewendet, so daß es umfangreiche Erfahrungen mit dieser Therapie gibt. Gerade bei fistelnden Verläufen des M. Crohn hat sich Remicade sehr bewährt und ist mit Sicherheit ein großer therapeutischer Fortschritt bei solchen schwer verlaufenden Krankheitsbildern.
Was die Sicherheit und Verträglichkeit angeht, ist es wie mit jedem anderen hochwirksamen Medikament, d.h. es können Nebenwirkungen auftreten. Die Hauptproblematik sind Infektionskomplikationen, speziell die Reaktivierung von verborgenen Tuberkulosen. Das ist der Grund, warum vorher ein entsprechender Tuberkulosetest durchgeführt werden muß und ein Röntgenbild der Lunge angefertigt wird. Insgesamt ist das Tuberkulose-Risiko unter einer Remicade-Therapie niedrig. Nachdem die genannten Voruntersuchungen auf Tuberkulose konsequent durchgeführt werden, ist das Auftreten einer Tuberkulose noch seltener geworden.
Aus Produkthaftungsgründen sind gerade in den letzten Monaten weitere Warnhinweise in die Packungsbeilage von Remicade aufgenommen worden. Sie betreffen die Möglichkeit von Leberschädigungen (wobei es für mich unklar ist, ob diese nicht ursächlich auf die Methotrexat-Therapie zurückgehen könnten, die bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis mit Remicade zwangsläufig als Kombination mit dazugehört), weiterhin die ungeklärte Frage, ob unter einer Therapie mit Remicade das Tumorrisiko für Lymphdrüsenkrebs erhöht sein könnte (ich habe dazu in TIZ einige Beiträge geschrieben, siehe dazu im News-Ticker). Die Problematik ist, daß sich die zugehörigen Daten vor allem auf den Einsatz bei der rheumatoiden Arthritis beziehen, bei der in schweren Fällen das Tumorrisiko speziell für Lymphdrüsenkrebs auch schon ohne eine Behandlung mit TNF-alpha-Blockern erhöht ist und wo man deshalb nicht entscheiden kann, ob die beobachteten Tumorfälle nicht eigentlich auf die Grunderkrankung und nicht auf die TNF-alpha-blockierende Therapie zurückzuführen sind.
Insgesamt ist das Risiko einer Remicade-Therapie – wenn man den zu erwartenden Nutzen dagegen setzt – überschaubar und wird durch den Vorteil dieser Behandlung bei weitem aufgewogen.
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