Cortisontherapie in Schubsituationen: Wie oft und wie lange kann man das machen?
Wenn bei einer rheumatoiden Arthritis wieder mal ein Schub kommt, kann man das ja mit einer hohen Dosis Cortison für kurze Zeit gut beheben. Zumindest wirkt es dann ca. 2 Monate bei mir. Wenn nun die Basismedikation und die restlichen Medikamente gerade so eben wirken und man mit Schüben rechnen muß, wie oft im Jahr kann man seinem Körper so einen Cortisonschub antun??????
Ich bekomme 25 mg MTX (i.m.) wöchentl. + Folsäure den Tag danach. Außerdem nehme ich 3x1 Hox alpha, 2x1 Teufelskralle, Calcimagon D3, Actonel und momentan nur noch 4 mg Cortison.
Jeder Körper reagiert auf Cortison anders, insbesondere kommt es bei jedem einzelnen Menschen bei sehr unterschiedlichen Cortison-Mengen zum Auftreten von cortisontypischen Nebenwirkungen bzw. eben nicht. Früher war man der Meinung, dass es eine sogenannte „Cushingschwelle“ gäbe, d.h. eine Cortisondosis, wo es oberhalb auf jeden Fall zu Cortisonnebenwirkungen kommen würde, und auf der anderen Seite zum Ausbleiben von Cortisonnebenwirkungen, wenn man mit der Dosis unterhalb dieser Schwelle bliebe.
Heute wissen wir, dass es eine solche generelle Cushing-Schwelle nicht gibt und dass jeder Mensch seine eigene Cortison-Grenzdosis, oder wenn man sagen will, individuelle Cushing-Schwelle hat, an der sich „gut“ und „böse“ bei der Cortisontherapie trennen lassen.
Als ganz grober Anhalt vielleicht trotzdem die folgende Faustregel:
Bei der Dauertherapie mit Cortison hängen die Nebenwirkungen von der sogenannten „Fläche unter der Kurve“ ab, d.h. einerseits der Höhe der Cortisondosis und andererseits der Therapiedauer. Rein praktisch kann man sich das so vorstellen oder sogar selber aufmalen, indem man auf einem Blatt Papier eine Graphik anfertigt und dabei die Höhe der Cortisondosis auf der y-Achse aufträgt und auf der x-Achse die Zeit. Wenn man nun in wöchentlichen Abständen die Cortisondosis aufzeichnet und die Punkte durch eine Linie verbindet, erhält man darunter eine Fläche, die man errechnen kann bzw. über die man die wahrscheinlich „kritische“ Cortisonmenge über eine bestimmte Zeit abschätzen kann. Als im Regelfall sicher gelten Cortisonmengen von 5 mg Prednisolon (z.B. Decortin H oder einem entsprechenden Präparat) auch bei der Dauertherapie, d.h. einer Cortisonbehandlung länger als einige Wochen. Deshalb wird die Cortisontherapie mit 5 mg oder weniger auch als „low-dose-Therapie“ bezeichnet. Allerdings gibt es Rheumatologen, die auch höhere Dosierungen von Cortison, z.B. mit 7,5 mg oder 10 mg pro Tag, noch als low-dose-Therapie bezeichnen. Die vorliegenden Daten sprechen aber dafür, dass bei den zuletzt genannten Dosierungen bei einer längerdauernden Therapie bei einer großen Zahl von Patienten doch mit ernsteren Nebenwirkungen zu rechnen ist. Wir selber sind deshalb der Meinung, dass man eine Therapie mit 7,5 mg oder 10 mg Prednisolon nicht als low-dose-Therapie bezeichnen sollte. In dieser Meinung folgen wir im übrigen dem deutschen „Cortison-Papst“ Prof. Dr. med. Hanns Kaiser aus Augsburg.
Ob nun eine Cortisonstoßtherapie oder eine Folge von mehreren Cortisonstoßtherapien im Verlaufe eines Jahres zu schädlichen Folgen führen werden oder das Risiko eher gering ist, kann man nun grob darüber abschätzen, ob mit einer solchen Stoßtherapie oder mit mehreren solcher Stoßtherapien die Fläche unter der Kurve größer ist als bei einer Dauertherapie mit 5 mg, oder ob man darunter bleibt. Wenn man die Werte für die 5 mg deutlich überschreitet, ist damit zu rechnen, dass ein solches Vorgehen auf Dauer gesehen zu ungünstigen Folgen führen kann.
In Ihrem Beispiel haben Sie ohnehin schon eine normale Cortisondosis von 4 mg pro Tag, auf die ja dann die Cortison-Stoßtherapien noch „daraufgesattelt“ werden. Es ist fast schon ohne weitere genaue Analysen abzuschätzen, dass durch wiederholte Stoßtherapien der kritische Bereich überschritten wird.
In einem solchen Fall ist zu überlegen, ob die langwirksame antirheumatische Therapie („Basistherapie“) in der laufenden Form ausreichend ist oder intensiviert werden muss, z.B. durch Zugabe eines weiteren Medikamentes im Sinne einer Kombinationstherapie.