r-o-Special: Radiosynoviorthese
Die Radiosynoviorthese ist eine interessante Behandlungsmethode von Gelenkentzündungen, die in erster Linie bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz kommt, immer häufiger aber auch bei verschleißbedingten Gelenkerkrankungen, wenn sie mit einer anhaltenden entzündlichen Komponente einhergehen ("aktivierte Arthrosen").
Der Begriff „Radiosynoviorthese“ stammt aus dem Lateinischen und Griechischen und beschreibt die Wiederherstellung einer normalen Gelenkinnenhaut durch eine spezielle Strahlentherapie (lat. radius = Strahl, synovialis = Synovialmembran, gr. orthos = richtig, gr. orthesis = Wiederherstellung, Abb. 1).
In einem normalen, gesunden Gelenk ist die Gelenkkapsel durch eine schmale, einschichtige Gelenkinnenhaut ausgekleidet (Abb 2). Die Gelenkinnenhaut hat verschiedene biologische Aufgaben, die für die normale Gelenkfunktion von großer Bedeutung sind.
Zum einen wird in der Gelenkinnenhaut die Gelenkflüssigkeit produziert, die als ein sehr komplexes, hochtechnisches biologisches Schmiermittel die Schmierung der gegenüberliegenden Knorpeloberflächen unter den unterschiedlichsten Gelenkbelastungen sicherstellt. Weiterhin spielt die Gelenkflüssigkeit eine wesentliche Rolle bei der Ernährung des Gelenkknorpels.
Zum anderen bildet die Gelenkinnenhaut die Grenze zwischen dem Gelenkinnenraum und dem umgebenden Gewebe. In dieser Eigenschaft ist sie nicht nur eine immunologische Barriere, die das Gelenk nach außen schützt, sondern auch eine hochaktive, hoch reaktionsbereite immunologische Kontrollinstanz, die sehr empfindlich und sehr schnell auf Störungen innerhalb des Gelenks reagiert.
Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist die Gelenkinnenhaut der wesentliche Ort, an dem die Entzündung entsteht, sich ausbreitet und chronisch werden kann. Man nennt die Gelenkinnenhaut deshalb mit einem sehr plastischen Begriff auch das „Schlachtfeld der Entzündung“ bei rheumatischen Erkrankungen.
Dabei laufen unterschiedliche Vorgänge ab, zum Beispiel eine Zunahme der Durchblutung, eine erhöhte Durchlässigkeit der Blutgefäße und eine Ansammlung von verschiedensten, immunologisch aktiven Zellen und Zellverbänden wie Granulozyten, Lymphozyten oder Makrophagen.
Bei einer Reihe von entzündlichen Gelenkerkrankungen führt die anhaltende und chronisch verlaufende Entzündung zu einer zunehmenden Zerstörung des Gelenkknorpels und des Knochens. Ausgangspunkt dieser entzündlichen Gelenkzerstörung ist die Gelenkinnenhaut, die sich tumorartig verbreitert („proliferiert“) und sich mit einem aggressiv wachsenden Gewebe (dem sogenannten Pannus) fast krebsartig über den Knorpel ausbreitet und in den Knochen hineinwuchert (Abb.1).
Dieser Prozeß kann durch unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen angegangen werden, insbesondere spezielle Medikamente („langwirksame Antirheumatika“) und operative Eingriffe (Synovialektomie = Entfernung der Gelenkinnenhaut).
Eine besonders elegante Methode ist die Einspritzung von kurzwirkenden radioaktiven Substanzen in das betroffene Gelenk, die die entzündete und wuchernde Gelenkinnenhaut quasi von innen heraus bestrahlen und auf diese Weise die normalen Gelenkverhältnisse wiederherstellen (Abb. 1 und 3). Diese Behandlungsform wird als Radiosynoviorthese bezeichnet.
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