IL-6 und TNF-alpha: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Interleukin(IL)-6 spielt – wie der Tumornekrosefaktor(TNF)-alpha - eine zentrale Rolle bei den entzündlichen und gelenkzerstörenden Prozessen der rheumatoiden Arthritis (RA). IL-6 ist weiterhin über die direkte Aktivierung von Osteoklasten am Knochenabbau sowie über verschiedene Mechanismen an der Entstehung einer Anämie beteiligt, so Prof. Dr. med. Ulf Müller-Ladner am 11. Februar 2009 in Köln. Tocilizumab (RoACTEMRA®) bindet spezifisch sowohl an lösliche als auch an membrangebundene IL-6-Rezeptoren und unterbindet die IL-6-Effekte.
Zytokine, Chemokine und Metalloproteinasen gehören zu den Steuerelementen in der Pathophysiologie der rheumatoiden Arthritis. Sie stehen für Entzündung und Zerstörung von Knorpel und Knochen.
Die Blockade des Tumornekrosefaktor-alpha ist das erste und bisher wichtigste krankheitsmodifizierende Wirkprinzip der Therapie mit Biologicals in der Rheumatologie. Aber auch Interleukin-6 – ein weiteres Zytokin - ist ebenfalls maßgeblich an entzündlichen und gelenkzerstörenden Prozessen beteiligt.
Im Vergleich zu TNF-alpha fallen einige Besonderheiten auf:
• Immuneffekte:
o IL-6 hat einen direkten Einfluss auf das Wachstum von Immunzellen (Th-17- Zellen und B-Zellen)
• Lokale Effekte:
o Überhöhte Il-6-Spiegel induzieren die Gelenkzerstörung
o Il-6 induziert die Osteoklastenbildung direkt durch einen RANKL-
unabhängigen Mechanismus
o IL-6 kann über Stimulation der VEGF-Bildung zur Pannusbildung beitragen
• Systemische Effekte:
o IL-6 ist der „Chef“-Stimulator der Akut-Phase-Reaktion. Wichtigster
Vertreter: C-reaktives Protein – Korrelation mit der Krankheitsaktivität der
RA, prädiktiver Faktor für die radiologische Langzeit-Progression,
unabhängiger Prädiktor für ein kardiovaskuläres Risiko
o Eine Überproduktion von IL-6 führt zur Anämie
Die Blockade der Rezeptoren durch den IL-Rezeptor-Antikörper Tocilizumab führt zu einer deutlichen Reduktion dieser IL-6-Effekte. Diese umfassen nicht nur die Krankheitsaktivität, sondern auch die Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Patienten und die Normalisierung der mit der rheumatoiden Arthritis häufig einhergehenden Anämie und Müdigkeit.
Bisher sind – im Unterschied zu den TNF-Blockern - unter Tocilizumab keine Reaktivierungeiner latenten Tuberkulose oder Transformationen von Immunzellen in ein Lymphom beschrieben.
Zu achten ist allerdings auf Veränderungen im Lipidstoffwechsel und auf die verminderte CRP-Antwort bei bakteriellen Infektionen.
Quelle: Roche Pharma AG & Chugai Pharma Einführungs-Pressekonferenz; "Intelligente Therapie der Rheumatoiden Arthritis, RoACTEMRA® – ein innovatives First-Line-Biologikum", Köln, 11. Februar 2009
Vortrag Prof. Dr. med. U. Müller-Ladner
Weitere Informationen auf rheuma-online:
rheuma-news vom 26.01.2009: RoACTEMRA in Europa zugelassen
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