Studien zu Sulfasalazin bei der Behandlung der chronischen Polyarthritis / rheumatoiden Arthritis
Erste Studien zum Einsatz von Sulfasalazin zur Behandlung der chronischen Polyarthritis datieren auf 1978. Sulfasalazin ist damit eine der langwirksamen antirheumatischen Substanzen, für die sehr umfangreiche Erfahrungen aus klinischen Studien und aus der langjährigen praktischen Anwendung vorliegen.
Aus den neuesten Studien im Vergleich zu Leflunomid kennen wir die Daten zur ACR-20-Response über 24 Monate (60%, Scott et al. 2001) sowie die Verbesserung der Funktionskapazität, gemessen mit dem HAQ (-0.56 nach 24 Monaten, Kalden et al. 2001). Ebenfalls aus den Leflunomid-Studien ist eine signifikante Verzögerung der radiologischen Progression gegenüber Placebo belegt (Larsen et al. 2001).
Das aktuelle Cochrane-Review wertet sämtliche randomisierten kontrollierten und kontrollierten klinischen Studien mit Sulfasalazin im Vergleich mit Placebo aus (Suarez-Almazor et al. 2000).
In 6 entsprechenden Studien waren insgesamt 468 Patienten eingeschlossen. Ein statistisch signifikanter Effekt von Sulfasalazin konnte für die folgenden Variablen nachgewiesen werden:
- Gelenkscore für druckschmerzhafte Gelenke
- Gelenkscore für geschwollene Gelenke
- Schmerz
- Blutsenkung (BSG)
Die Autoren kommen insgesamt zu dem Ergebnis, dass Sulfasalazin einen positiven Effekt auf die Krankheitsaktivität der chronischen Polyarthritis hat.
In einer weiteren Meta-Analyse zum Einsatz von Sulfasalazin (Weinblatt et al 1999) wurden auch solche randomisierten kontollierten klinischen Studien eingeschlossen, die Sulfasalazin im Vergleich mit anderen langwirksamen Antirheumatika prüften. 8 Studien verglichen Sulfasalazin gegen Placebo, 2 Studien gegen Hydroxychloroquin, 3 Studien gegen D-Penicillamin und 4 Studien gegen intramuskulär verabreichtes Gold.
Im Vergleich zu Placebo war Sulfasalazin für die folgenden Messwerte überlegen:
- Blutsenkung (BSG)
- Dauer der Morgensteifigkeit
- Schmerz
- Gelenkindex
- Zahl geschwollener Gelenke
- Zahl schmerzhafter Gelenke
- Globale Einschätzung durch den Patienten
Im Vergleich zu Hydroxychloroquin war Sulfasalazin überlegen für
- Therapie-Abbrüche wegen Ineffektivität
- Blutsenkung
- Dauer der Morgensteifigkeit
Im Vergleich zu intramuskulär verabreichtem Gold bestanden Vorteile für Sulfasalazin bei
- Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen
Allerdings war gleichzeitig in der Sulfasalazin-Gruppe auch die Abbruchrate wegen mangelnder Effektivität höher als in der mit Gold behandelten Gruppe.
In einer langdauernden Studie über 5 Jahre (McEntegart et al.) wurde Sulfasalazin mit dem oralen Goldpräparat Auranofin (Gold in Tablettenform, Handelsname Ridaura) verglichen. Dabei zeigte sich für Sulfasalazin eine deutlich geringere Therapie-Abbruchrate. So nahmen nach 5 Jahren noch 31 % der Patienten Sulfasalazin ein, jedoch nur noch 15 % Auranofin. Der Vorteil für Sulfasalazin resultierte zum einen aus einer besseren Wirksamkeit, zum anderen aus einer besseren Verträglichkeit.
Zu vergleichbaren Ergebnissen kommt die Studie von Jones et al. (1991) mit einer Behandlungskontinuität für Sulfasalazin 22 % der Patienten über 5 Jahre.
Eine umfangreiche holländische Studie wertete die Daten zur Langzeitanwendung und zur Therapiesicherheit von Sulfasalazin aus (van Riel et al. 1995). Im Vergleich zu Hydroxychloroquin brachen weniger Patienten die Therapie ab, ebenfalls im Vergleich zu intramuskulär verabreichtem Gold.
Nebenwirkungen traten in der Regel innerhalb der ersten 3 Monate auf. Bei 20% der Patienten waren sie so ausgeprägt, dass die Therapie unterbrochen werden musste. Am häufigsten wurden Nebenwirkungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes beobachtet. Alle Nebenwirkungen verschwanden vollkommen und dauerhaft nach Absetzen von Sulfasalazin.
Eine weitere Studie hebt u.a. auf den speziellen Vorteil von Sulfasalazin ab, dass es auch bei Kinderwunsch sowie bei einer bereits eingetretenen Schwangerschaft weitergenommen werden darf und damit das langwirksame Antirheumatikum der ersten Wahl bei Patientinnen sein dürfte, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben ((Rains et al 1995).
Ältere Studien testeten Sulfasalazin vor allem gegen die traditionellen Präparate wie intramuskuläres Gold
Dabei war in der Tendenz Sulfasalazin vergleichbar wirksam wie intramuskulär verabreichtes Gold, aber besser verträglich (Williams 1988, Williams et al. 1988), z.T. aber auch weniger wirksam (Bax und Amos 1985).
Insgesamt heben die meisten Studien sowie auch spezielle Auswertungen der Nebenwirkungsrate auf die gute Verträglichkeit von Sulfasalazin ab. Zusammenfassend wird dabei auf folgende positiven Eigenschaften von Sulfasalazin hingewiesen:
- Zwar sind Nebenwirkungen in den ersten Wochen der Therapie häufiger, vor allem im Bereich des Bauches, außerdem kommt es anfangs vermehrt zu Übelkeit. Durch eine einschleichende Dosierung kann dieses Problem verringert werden (Scott und Dacre 1988).
- Am häufigsten sind gastrointestinale (33 %) und zentralnervöse (19 %) Reaktionen (Farr et al. 1986)
- Die meisten Nebenwirkungen treten innerhalb der ersten 3 Monate auf, später sind Unverträglichkeiten oder andere Nebenwirkungen extrem selten.
- Die meisten Nebenwirkungen sind harmlos und bilden sich nach Absetzen von Sulfasalazin von alleine ohne weitere Maßnahmen zurück.
- Potentiell gefährliche Nebenwirkungen umfassen eine verminderte Zahl von weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Leberwerterhöhungen und Luftnot. Diese sind selten und hören nach Absetzen der Therapie ebenfalls auf.
- Nebenwirkungen, die zum Abbruch einer Sulfasalazin-Therapie zwingen, nach einem Jahr Therapiedauer üblicherweise nicht mehr beobachtet.
Eine Studie an 200 Patienten beziffert die Rate der gefährlicheren Nebenwirkungen (Farr et al. 1986):
- 5 % der Nebenwirkungen sind potentiell ernsthafterer Natur
- 2 % der Patienten entwickeln eine Leukopenie (Abfall der weißen Blutkörperchen)
- 1 % der Patienten bekommt eine Thrombopenie (Abfall der Blutplättchen)
- 1 % der Patienten entwickelt eine Pan-Hypogammaglobulinämie (Abfall aller Immunglobuline)
Eine umfangreiche Auswertung von insgesamt 774 Patienten und eine Nachbeobachtungsdauer von bis zu 11 Jahren (Amos et al. 1986) gibt dabei folgende Zahlen an:
- Therapieabbruch bei insgesamt 205 Patienten wegen einer Nebenwirkung.
- 156 (76 %) dieser Nebenwirkungen traten innerhalb der ersten drei Monate auf.
- Nur wenige wurden unter laufender Therapie nach Ablauf des ersten Jahres beobachtet.
- Die meisten Nebenwirkungen waren harmlos und hörten nach Absetzen des Präparates ohne weitere Maßnahmen von alleine auf.
- Auch bei den potentiell gefährlicheren Nebenwirkungen trat der größere Anteil innerhalb der ersten 3 Monate auf (66 %).
- Es kam zu keinen Todesfällen als Folge der Behandlung. Ebenso kam es bei keinem der Patienten zu dauerhaften Schäden.
Autor: Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Literatur:
Im folgenden sind die oben zitierten Studien sowie weitere ausgewählte Studien zu Sulfasalazin im einzelnen aufgeführt.
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