Kurzcharakteristik von Rituximab
Mit der medikamentösen Verabreichung des B-Zell-Antikörpers Rituximab wird die Entzündungskaskade bei der rheumatoiden Arthritis durchbrochen und eine Verringerung der Krankheitsaktivität erzielt. Außerdem kommt es zu einer Verringerung der im Röntgenbild erkennbaren Gelenkzerstörung („Röntgenprogression“).
Als erstes Medikament seiner Art wirkt der monoklonale chimäre anti-CD20-Antikörper Rituximab nur auf solche B-Zellen, die auf ihrer Zelloberfläche den CD20-Marker tragen. Die sogenannten Stammzellen und andere Vorstufen der B-Zellreihe wie die Pro-B-Zellen haben ebenso wie die Plasmazellen diesen Marker nicht. Durch die isolierte Ausschaltung der CD20-positiven Zellen wird die Immunabwehr, die durch diese Zellen wahrgenommen wird, deshalb nicht beeinträchtigt.
Rituximab wurde ursprünglich für die Therapie von bösartigen Erkrankungen des lymphatischen Systems (Lymphdrüsenkrebs, maligne Lymphome) entwickelt. Aus dieser Anwendung resultiert mittlerweile eine Erfahrung aus weltweit über 800.000 Patienten.
In der Folge wurde MabThera bei der Behandlung von schweren Verläufen einer rheumatoiden Arthritis eingesetzt, die auf die bislang zur Verfügung stehenden Therapien nicht oder nicht ausreichend angesprochen hatten. Dabei zeigte sich eine gute und zum Teil sogar sehr gute Wirksamkeit selbst bei solchen Patienten, bei denen eine vorausgegangene Behandlung mit TNF-alpha-blockierenden Substanzen unwirksam war.
Auf der Grundlage der überzeugenden Ergebnisse aus den klinischen Studien zur Therapie der rheumatoiden Arthritis, speziell der zulassungsrelevanten REFLEX-Studie, wurde Rituximab im Februar 2006 von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) in einem beschleunigten Verfahren für die Therapie der aktiven, mittelgradig schweren bis schweren rheumatoiden Arthritis zugelassen, die zuvor auf eine oder mehrere Behandlungen mit verfügbaren TNF-alpha-blockierenden Therapien nicht angesprochen hatte.
Im Juli 2006 folgte die europäische Zulassungsbehörde EMEA (European Medicines Agency) und erteilte ebenfalls die europaweite Zulassung von MabThera in Kombination mit Methotrexat (MTX) für die Behandlung erwachsener Patienten mit schwerer aktiver rheumatoider Arthritis (RA), die ungenügend auf andere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) einschließlich einer oder
mehrerer Therapien mit Tumornekrosefaktor(TNF)-Hemmern angesprochen haben oder diese nicht vertragen haben.
Im gesunden Organismus haben Antikörper eine wichtige Aufgabe bei der Immunabwehr. Bei Störungen des Immunsystems kann es aber zur Bildung von Auto-Antikörpern kommen, die sich gegen körpereigene Zellen und Strukturen wenden und zum Krankheitsbild einer Autoimmunerkrankung führen.
Typische Auto-Antikörper sind der Rheumafaktor oder die Antikörper gegen cyclische citrullinierte Peptide (anti-CCP), die man als charakteristische Merkmale bei einer rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis) findet.
B-Zellen erfüllen innerhalb des Immunsystems allerdings eine ganze Reihe von weiteren Funktionen. So spielen aktivierte B-Zellen eine Rolle bei der sogenannten Antigen-Präsentation sowie bei der T-Zell-Aktivierung und können auf diese Weise eine Immunantwort auslösen.
Außerdem sind B-Zellen in der Lage, Zytokine zu produzieren. Zytokine sind körpereigene Botenstoffe, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung einer rheumatischen Entzündung spielen. Bei der rheumatoiden Arthritis sind Zytokine wesentlich an den Mechanismen beteiligt, die für die fortschreitende entzündliche Gelenkzerstörung verantwortlich sind.
Rituximab (Handelsname MabThera, in den USA Rituxan) ist ein biotechnologisch hergestelltes Medikament, das im lymphatischen System gezielt eine spezielle Untergruppe von sogenannten B-Zellen ausschaltet (B-Zellen mit dem Oberflächenmarker CD20, CD20-positive Zellen). Das lymphatische System ist Teil des Immunsystems; die B-Zellen sind innerhalb dieses Systems vor allem für die Produktion von Antikörpern verantwortlich.