Was passiert mit der MTX-Spritze im Urlaub?
Durch die neuen Behandlungsmöglichkeiten in der Rheumatologie ist es für viele Patienten mit rheumatischen Erkrankungen möglich geworden, ein weitgehend normales Leben zu führen. Urlaubsreisen gehören dazu, und immer häufiger sind die Urlaubsziele nicht mehr Schwarzwald, Allgäu oder Ostsee, sondern Italien, Spanien, Griechenland oder Türkei, und selbst Fernreisen nach Übersee und regelrechte Abenteuerreisen sind nicht mehr unmöglich.
Grundsätzlich gilt dazu: Eine Urlaubsreise sollte nur dann unternommen werden, wenn die Erkrankung gut kontrolliert ist, d.h. keine hohe Krankheitsaktivität aufweist oder sogar eine Schubsituation besteht. Außerdem sollte die Urlaubsreise nicht zu einem Zeitpunkt angetreten werden, zu dem gerade eine Umstellung der Therapie erfolgt, z.B. sollte man nicht dann in Urlaub fahren, wenn eine MTX-Therapie gerade neu begonnen wird.
Ansonsten sollte man sich bei der Wahl des Urlaubsziels an einigen allgemeinen Empfehlungen orientieren:
- Ist die Erkrankung in einem frühen oder sogar noch sehr frühen Stadium?
- Wurde die Behandlung gerade erst begonnen?
- Hat man selber noch nicht sehr viel Erfahrung mit der Erkrankung und mit der Therapie?
In diesem Fall sollte man sich nicht zu weit von seinem Rheumatologen entfernen und/oder ein Urlaubsziel wählen, von wo aus man entweder schnell wieder nach Hause zurückkehren kann oder von wo aus man wenigstens ohne Probleme Kontakt zu seinem Rheumatologen aufnehmen kann. Ein Trecking-Urlaub im Himalaya wäre in einer solchen Situation sicher nicht die beste Option, auch wenn man sich gesundheitlich sogar dazu in der Lage fühlen würde.
- Besteht die Erkrankung bereits länger?
- Befindet sie sich in einer stabilen Remission, d.h. ist die Krankheitsaktivität so gut kontrolliert, daß man sich unter der laufenden Therapie gesund oder zumindestens weitgehend gesund fühlt?
- Wurde die aktuelle Therapie über einen längeren Zeitraum (z.B. über Monate oder möglicherweise sogar Jahre) im wesentlichen nicht geändert?
- Hat man bereits Erfahrungen mit Urlaub in Deutschland, Europa und möglicherweise sogar in Übersee?
In einem solchen Fall sind selbst Reisen zu ungewöhnlichen Zielen und unter schwierigeren Umständen nicht undenkbar, natürlich nur nach sehr ausführlicher Beratung und in enger Abstimmung mit dem behandelnden Rheumatologen.
Die Lebenswirklichkeit wird für die meisten Patienten dazwischen liegen, und Methotrexat wird das wahrscheinlich häufigste Medikament sein, das in den Urlaub mitgenommen wird.
Wenn man sich Methotrexat (MTX) selber spritzt, sollte es im Regelfall keine Probleme geben, die Therapie auch während des Urlaubs unverändert fortzuführen. Bei Flugreisen sollte man (sicherheitshalber) eine Bescheinigung des behandelnden Arztes dabei haben, damit es bei den Sicherheitskontrollen im Flughafen keine Probleme gibt.
Wichtig: Medikamente gehören ins Handgepäck!!!!!
Einige Patienten führen ihre MTX-Injektion nicht selber durch, sondern bekommen die Spritze von ihrem Arzt. Wer in einem solchen Fall die Injektionstherapie während des Urlaubs fortsetzen möchte, muß sicherstellen, daß dies am Urlaubsort möglich ist. Dazu kann man sagen, daß die MTX-Therapie einer rheumatoiden Arthritis und verwandter Krankheitsbilder in den meisten Ländern Europas und selbst weltweit in den meisten Ländern bekannt ist und dort standardmäßig durchgeführt wird. Damit besteht vielerorts die Möglichkeit, die MTX-Spritzen im Urlaub in der bisherigen Form fortzusetzen.
Ein wichtiger Hinweis: In vielen Ländern besteht für Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen für eine solche ärztliche Leistung kein adäquater Versicherungsschutz, und in einigen Ländern (z.B. in den USA) sind ärztliche Leistungen sehr (!) viel höher vergütet als bei uns in Deutschland. Deshalb vorher nachfragen, welche Summe einen erwartet.
Andererseits besteht die Möglichkeit einer MTX-Injektion durch einen Arzt am Urlaubsort oft auch nicht, z.B. bei einem Urlaubsaufenthalt in großer Entfernung zu größeren Orten und Städten mit Ärzten, die in der Methotrexat-Therapie Erfahrung haben, oder auch man fährt in Gegenden, wo man nicht sicher ist, ob man dort eine MTX-Spritze bekommen kann oder bekommen möchte. In diesen Fällen muß man über die Urlaubszeit auf die Tabletteneinnahme wechseln.
Diese Empfehlung gilt auch für Patienten, die sich MTX selber injizieren und, aus welchen Gründen auch immer, keine MTX-Spritzen mit in den Urlaub nehmen möchten
Dazu sollte am üblichen "MTX-Tag", d.h. genauso wie bei der Spritze, einmal in der Woche dieselbe Menge MTX eingenommen werden, die man sonst als Spritze bekommen hat. Wenn man sich also z.B. einmal in der Woche, nämlich am Dienstag, 15 mg MTX als Spritze verabreicht hat, nimmt man im Urlaub am Dienstag 15 mg MTX in Tablettenform (da es meines Wissens keine Tabletten mit 15 mg MTX gibt, entweder zwei Tabletten á 7,5 mg oder eineinhalb Tabletten á 10 mg).
Auf keinen Fall darf MTX statt der Spritze einmal in der Woche täglich in kleinen Mengen als Tablette genommen werden.
Wenn man meint, daß dies der verträglichere Weg wäre, täuscht man sich. Unter einer täglichen Einnahme von MTX-Tabletten kann es bereits innerhalb von kürzester Zeit (wir haben schon Fälle gesehen, in denen dies innerhalb von zwei Wochen aufgetreten ist) zu schweren Nebenwirkungen kommen, manchmal sogar zu lebensgefährlichen Komplikationen.