Wirksamkeit von Ciclosporin bei der frühen rheumatoiden Arthritis
Im Gegensatz zu den weit verbreiteten Vorstellungen von der rheumatoiden Arthritis handelt es sich bei diesem Krankheitsbild um eine sehr aggressive, rasch fortschreitende Erkrankung, die bei der Mehrzahl der Betroffenen bereits innerhalb der ersten Krankheitsjahre zu irreparablen Schäden im Bereich von Knochen und Gelenken führt und mit erhebliche Folgen verbunden ist.
So entwickeln innerhalb der ersten 3 Jahre mehr als 70% der Patienten sogenannte erosive Veränderungen, d.h. eine entzündlich bedingte Zerstörung des Gelenkknorpels und des gelenknahen Knochens. Bei ca. 40% der Patienten finden sich im Röntgenbild entsprechende Veränderungen innerhalb von 6 Monaten, bei 60% der Patienten innerhalb von 1 Jahr. Bei 31% kommt es schon in den ersten 3 Jahren zu Handdeformitäten, d.h. zu anatomischen Fehlstellungen mit Achsabweichungen, Gelenkversteifungen und Funktionsverlusten.
Die chronische Krankheit und die Behinderung führen zu tiefgreifenden Auswirkungen auf das tägliche Leben und gehen mit einer nachhaltigen Verminderung der Lebensqualität und einer erheblichen Einbuße an gesellschaftlicher Teilhabe einher.
Bereits innerhalb der ersten Krankheitsjahre führen gravierende Beeinträchtigungen der Arbeits- und Erwerbsfähigkeit bei einem Viertel der Patienten zu einer Frühberentung, nach 10 Jahren erreicht die Rate an krankheitsbedingten Berentungen mehr als 60%.
5 Jahre nach Krankheitsbeginn sind 10% der Patienten schwer funktionsbeeinträchtigt und/oder rollstuhlabhängig, 17% mussten wegen der Erkrankung operiert werden.
Durch neue Medikamente und neue Therapieverfahren, z.B. Kombinationstherapien, ist es in den letzten Jahren zu bahnbrechenden Fortschritten bei der Behandlung dieses schweren Krankheitsbildes gekommen.
Mit den neuen Behandlungsmöglichkeiten gelingt es selbst bei Patienten mit sehr schwer verlaufenden Krankheitsbildern, die Erkrankung weitaus besser als in der Vergangenheit zu beeinflussen.
Dieser eindrucksvolle therapeutische Erfolg setzt aber eine extrem schnelle Diagnosestellung und den unmittelbaren, unverzögerten Beginn einer wirksamen Therapie voraus.
Durch mehrere, ebenfalls sehr aktuelle Studien ist heute unzweifelhaft belegt, dass es bei der rheumatoiden Arthritis ein “window of opportunity” gibt, d.h. ein therapeutisches Fenster von etwa 12 bis 16 Wochen nach Krankheitsbeginn, in dem sich durch adäquate Therapiemaßnahmen im günstigsten Fall komplette und anhaltende Remissionen erzielen lassen. Umgekehrt sinkt die Wahrscheinlichkeit für eine komplette Remission und die Chance auf ein optimales therapeutisches Ergebnis mit zunehmender Krankheitsdauer und wird immer geringer, wenn im weiteren Krankheitsverlauf und ohne wirksame Therapie bereits bleibende Schäden an Knochen und Gelenken eingetreten sind.
In den letzten Jahren wurde deshalb ein besonderes Augenmerk auf die Wirksamkeit von langwirksamen Antirheumatika bei der frühen rheumatoiden Arthritis gelegt. Dabei geht es neben der klinischen Wirksamkeit wesentlich auch um das Aufhalten oder zumindest die Verlangsamung der sogenannten Röntgenprogression, d.h. das im Röntgenbild sichtbare Fortschreiten der entzündlich bedingten Gelenkzerstörung.
Ciclosporin gehört zu den Substanzen bzw. ist möglicherweise sogar die erste langwirksame antirheumatische Substanz, bei der die Wirksamkeit bei der frühen rheumatoiden Arthritis in einer speziell darauf ausgerichteten klinischen Studie systematisch untersucht wurde (SIMERA-Studie zu Anfang der 90er Jahre: SIMERA = Sandimmun in Early Rheumatoid Arthritis).
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine hohe Wirksamkeit von Ciclosporin bei der frühen rheumatoiden Arthritis. Dies bezieht sich zum einen auf die klinische Wirksamkeit, darüber hinaus aber auch auf die signifikante Verlangsamung der Röntgenprogression.
In der Folge konnten die Ergebnisse dieser bahnbrechenden klinischen Studie in mehreren nachfolgenden Studien bestätigt und abgesichert werden.
Mehr Informaionen: Klinische Studien zur Wirksamkeit von Ciclosporin bei der Therapie der frühen rheumatoiden Arthritis