Therapie des Fibromyalgie-Syndroms
Vor einigen Jahren galt das Fibromyalgie-Syndrom als mehr oder weniger unbehandelbar. Heute ist dieser therapeutische Fatalismus einem gewissem Optimismus gewichen. Erfolgversprechend sind insbesondere mulitmodale Behandlungskonzepte, die das Krankheitsbild in einem ganzheitlichen Therapieansatz angehen.
Therapie des FMS
Während man noch vor 10 Jahren den Patientinnen mit FMS wenig Hoffnungen machen konnte und wenig therapeutische Möglichkeiten hatte, die Beschwerden nachhaltig zu lindern, so gibt es heute doch einige recht gute Behandlungsansätze.
Kennzeichnend ist das Zusammenwirken mehrerer therapeutischer Berufsgruppen. Gut kombinierte Behandlungsprogramme aus so genannten aktiven, passiven und Beratungs-Einheiten werden sich positiv auswirken auf das Schmerzerleben, das allgemeine Befinden und den Krankheitsverlauf.
Die Behandlung basiert auf folgenden Prinzipien:
- Information/Patientenschulung/Krankheits- und Schmerzbewältigung
- Bewegung/Sport/Ausdauertraining
- Schmerzlinderung/Entspannung.
Information / Patientenschulung / Krankheits- und Schmerzbewältigung
Grundlage eines jeden adäquaten Umganges mit der Erkrankung ist die Information, die am besten über das bewährte Instrument der Patientenschulung erfolgen sollte.
Das Patientenschulungsprogramm für Fibromyalgie wurde wie die anderen Schulungsprogramme der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie von erfahrenen Spezialisten aus allen mit der Behandlung des FMS betrauten Berufsgruppen entwickelt und kann in vielen Rehabilitations- und Rheumakliniken sowie auch über die Deutsche Rheumaliga ambulant in Intensivkursen in Anspruch genommen werden.
Bei der Patientenschulung wird unter fachlich erfahrener Anleitung von Psychologen /Ärzten / Physiotherapeuten das FMS in 6x1,5 Zeitstunden (=Modulen) von verschiedenen Blickwinkeln aus beleuchtet.
In geschlossenen Kleingruppen werden Schritt für Schritt die wichtigen Punkte im interaktiven Lernstil und nach Art von Arbeitsgesprächen beleuchtet. Es werden sowohl konkrete Informationen vermittelt als auch Hilfestellungen zur Selbsthilfe erarbeitet. Die Kontaktaufnahme zur Selbsthilfegruppe mit ihren Unterstützungs-Möglichkeiten wird empfohlen.
Ein vorstrukturierter Lernzielkatalog ist die Grundlage, aber die aktuellen Gegebenheiten in der Gruppe entscheiden über den Aufbau der einzelnen Lernschritte. Jeder einzelne bringt sich ein in die Gespräche. Es entsteht eine Arbeitsatmpsphäre mit Erlebnis-Charakter.
In der Patientenschulung wird auf die Möglichkeit eines zu erlernenden Schmerzbewältigungstrainings hingewiesen, welches unter psychologischer Anleitung z.B. Strategien zur Ablenkung und zur Verarbeitung von Schmerzen aufzeigt.
Tiefergehende vor allem verhaltenstherapeutisch ansetzende Arbeit an der Krankheits- und Lebens-Bewältigung muss über die psychologische Einzel- oder Gruppentherapie erfolgen. Dem Aufdecken von Überlastungen, Perfektionismus, ständiger freiwilliger Selbstüberforderung, vom Typ Helfer-Syndrom, aber auch von Mobbing, Stress-Spiralen etc. folgt die schrittweise Erarbeitung von Lösungsmodellen.
Auch ein sogenanntes Genusstraining als Gegenstrategie hat hier seinen Platz.
Ergotherapeutisch kann über kreative Angebote das Genusstraining vertieft werden, das Selbstwertgefühl gestärkt werden und die Körperwahrnehmung geschult werden – neben den klassischen Aufgaben der Ergotherapie (Vermittlung von Verhaltensweisen, die eine Fehlbelastung der Wirbelsäule und der Gelenke/Muskeln vermeiden).
Die Ernährungsberatung mit dem Versuch des Aufdeckens von individuellen Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann bis zum gemeinsamen Erlebnis in der Lehrküche weiter geführt werden. Hier kann man trainieren, zugleich genussvoll und gesund zu kochen und zu essen.
Für die Ernährungsberatung existieren im übrigens keine eisernen Regeln, da es keine bewiesenen Zusammenhänge zwischen Ernährung und Ausbruch der Erkrankung gibt. Eine eher basenreiche Kost, die arm ist an tierischen Fetten, wird öfters als beschwerdelindernd empfunden. Teilweise wird auch eine histaminarme Kost empfohlen, insbesondere wenn ein Schwellungsgefühl beschrieben wird.
Bewegung/Sport/Ausdauertraining
Dass Bewegung nicht nur Schmerzen auslöst, sondern auch Freude macht, muss mit gezielten sanften und am besten ganzheitlich orientierten Bewegungsübungen (wieder-) erlernt werden. Es eignen sich hier Qigong und Taiji, aber auch Eutonie, die Feldenkrais-Methode sowie verschiedene Formen der kombinierten Atem- und Bewegungstherapie (z.B. auch Zilgrei-Therapie).
Es muss aber nicht unbedingt eine bestimmte physiotherapeutische Richtung sein, die verfolgt wird: Wichtig ist, dass sanfte Bewegungen mit Dehnungen und Lockerungen gemacht werden. Gerade im warmen Wasser wird lockernde und leicht kräftigende Bewegungstherapie als besonders angenehm empfunden.
Bestimmte Sportarten – wie Nordic Walking, Schwimmen, Wandern und Skilanglauf sind sehr günstig, da sie sowohl die richtige Dehnung und Entlastung als auch eine bessere Muskelbalance vorbereiten und die Ausdauer und allgemeine Kondition verbessern.
Naturnahe Bewegung im Freien ist zu bevorzugen und lässt sich auch mit dem erwähnten Genusstraining koppeln.
Einseitige Sportarten, die nur bestimmte Muskelgruppen trainieren, oder auch ein unausgewogenes einseitiges Muskelaufbautraining sind weniger zu befürworten.
Eine gezielte und vorsichtig aufgebaute medizinische Trainingstherapie mit Stärkung der Bauch- und Wirbelsäulen-Muskulatur ist sicher sinnvoll.
Wichtig ist, dass die sportlichen Trainingseinheiten kürzer gehalten werden müssen und die Erholungszeiten entsprechend länger als man es in der Behandlung viele anderer Erkrankungen des Bewegungsapparates gewohnt ist.
Im Zweifelsfalle gilt: Jede Bewegung ist besser als keine Bewegung.
Schmerzlinderung/Entspannung
Hier haben zum einen verschiedene Medikamentengruppen, zum anderen die physikalische Therapie und zum Dritten bestimmte Entspannungsmethoden ihren Platz.