Der moderierte Experten-Chat vom 27. September 2003
Moderierter Experten-Chat vom 27. September 2003
in Kooperation mit der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) anläßlich des diesjährigen Tages des Bechterew-Kranken
Thema: Morbus Bechterew - Die neuen therapeutischen Möglichkeiten
Experte: Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer, Düsseldorf
Teil 1: 16.00 Uhr - 17.00 Uhr
16:00:02 [Moderator] einen schönen guten Nachmittag
16:00:32 [Moderator] auch im Namen der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew und im Namen von rheuma-online begrüße ich alle ganz herzlich zu unserem Moderierten Expertenchat
16:00:42 [Moderator] am Tag des Morbus-Bechterew-Kranken
16:00:54 [Moderator] Thema ist deshalb auch der Morbus Bechterew
16:01:29 [Moderator] und speziell die Therapie dieser Erkrankung und von anderen, verwandten Spondarthritiden mit den neuen, modernen Medikamenten, speziell auch den neuen biologischen Medikamenten
16:01:47 [Moderator] Experte ist heute Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer aus Düsseldorf
16:02:41 [Moderator] am 2. Oktober wird es einen zweiten Expertenchat geben, der besonders dem diesjährigen Thema des Bechterew-Tages gewidmet ist, nämlich "Morbus Bechterew kann ins Auge gehen"
16:03:53 [Moderator] Zu diesem Chat am Donnerstag begrüßen wir dann neben Priv. Doz. Dr. Langer auch Frau Prof. Dr. med. Renate Unsöld, eine ausgewiesene Spezialistin für die Augenbeteiligung bei entzündlich-rheumatischen und immunologischen Erkrankungen
16:04:22 [Moderator] Frau Prof. Unsöld ist jetzt als Augenärztin in einer neuroophthalmologischen Schwerpunktpraxis in Düsseldorf tätig, nachdem sie lange an den Universitätsaugenkliniken in Freiburg und Düsseldorf tätig war, zuletzt in leitender Stellung
16:04:32 [Moderator] nun lasst uns loslegen
16:04:35 [Moderator] die Fragen sind offen
16:04:58 [Dr.Langer] Einen schönen Nachmittag auch von mir, und ein herzliches Willkommen!
16:05:34 [kukana] wann kommen die neuen Mittel bei Morbus Bechterew (MB) zum Tragen, müssen auch da vorher andere Basismedikamente versagt haben?
16:06:04 [Dr.Langer] kukana> Beim Bechterew ist es etwas anders als bei der rheumatoiden Arthritis (chronischen Polyarthritis)
16:06:52 [kukana] also kann unmittelbar mit biologischen Mitteln der entzündliche Prozess zum Stoppen gebracht werden?
16:07:31 [Dr.Langer] Kukana> Da - zumindestens bei der Beteiligung des sogenannten Achsenskeletts, also von Wirbelsäule und ISG = Kreuzdarmbeingelenken, keine wirksamen DMARD-Therapien (disease modifying antirheumatic drugs, krankheitsmodifizierende Medikamente) bekannt sind oder zumindestens dazu keine umfangreichen klinischen Studien vorliegen, die hier eine Wirksamkeit belegen, müssen in solchen Fällen nicht vorher andere DMARDS eingesetzt worden sein. Voraussetzung ist hier nur, daß mindestens 2 "normale" Antirheumatika, d.h. cortisonfreie Entzündungshemmer = NSAR eingesetzt wurden, und zwar mindestens für 3 Monate und in maximal hoher bzw. maximal verträglicher Dosierung.
16:07:45 [joel] Hallo! Gibt es momentan ein Medikament auf dem Markt, das man über längere Zeit ohne große Nebenwirkungen einnehmen kann?
16:08:03 [Chrissi] können bei einer undifferenzierten Spondarthritis Basismedikamente eingesetzt werden?
16:09:25 [Dr.Langer] Kukana> Persönlich probiere ich aber auch bei Achsenskelettbeteiligung im Regelfall vorher noch Sulfasalazin aus, bevor ich mit TNF-Blockern beginne
16:09:59 [hippo] Seit 8 J. leide ich (63 J.) unter rez. Iritiden, deren Ursache nach fachärztl. Untersuchung wohl eine Spondylitis ankylosans ist.
16:10:09 [Dr.Langer] Dies ist aber nach den internationalen Empfehlungen bei Achsenskelettbeteiligung nicht zwingend erforderlich, sondern wird dort nur bei peripherer Gelenkbeteiligung empfohlen. Hinsichtlich dieser internationalen Empfehlungen verweise ich auf meinen ganz aktuellen Beitrag in den rheuma-news vom 27. September 2003: Internationale Leitlinien für den Einsatz von TNF-alpha-Blockern bei M. Bechterew (http://rheuma-online.de/news/124.html).
16:10:18 [Moderator] [joel] Hallo! Gibt es momentan ein Medikament auf dem Markt, das man über längere Zeit ohne große Nebenwirkungen einnehmen kann?
16:10:33 [kukana] sind die laufenden Studien mit Remicade bei Morbus Bechterew denn schon abgeschlossen und endgültig ausgewertet, oder laufen sie als Fortsetzungsstudien noch weiter?
16:11:05 [Dr.Langer] joel> Eigentlich gibt es heute eine ganze Reihe solcher Medikamente. Die Frage ist, was das Ziel dieser Therapie sein soll. Danach richtet sich dann die Auswahl des Präparates
16:11:08 [joel] Habe von meinem Hausarzt "VIOXX" verschrieben bekommen. Kann man dieses Medikament über einen längeren Zeitraum einnehmen (Nebenwirkungen)?
16:11:10 [Moderator] [Chrissi] können bei einer undifferenzierten Spondarthritis Basismedikamente eingesetzt werden?
16:11:28 [FlashArmin] und was halten Sie selbst von Remicade ?
16:12:39 [Dr.Langer] Chrissi> Ja. Grundsätzlich wäre je nach Befallsmuster (Achsenbeteiligung, periphere Beteiligung) eine Therapie mit Sulfasalazin sinnvoll (bei peripherer Gelenkbeteiligung); bei Achsenbefall sind die neuen TNF-alpha-Blocker die wirksamsten Medikamente, wahrscheinlich auch im Hinblick auf eine längerfristig angelegte Krankheitskontrolle
16:12:41 [Moderator] [hippo] Seit ca. 8 Jahren leide ich (63 J) unter rezidivierenden Iritiden, deren Ursache nach fachärztl. Untersuchung wohl eine Spondylitis ankylosans ist, deren Entstehung u. Verlauf ich aber zu keiner Zeit selbst bemerkt habe. Behandlung der rez. Iritiden per Acular u. Inflanefran forte. Gibt es andere wirksame Mittel?
16:13:19 [kukana] wird die wirksamkeit der neuen medik. bei mb irgendwo protokolliert?
16:14:21 [Dr.Langer] Hippo> Es gibt inzwischen eine gute Studie zu Sulfasalazin, die zeigt, daß mit diesem Präparat die Häufigkeit und Schwere von Iritiden / Uveitiden reduziert werden kann. Persönlich setze ich Sulfasalazin bereits seit Anfang der 90er Jahre als "Basistherapie" oder langwirksame antirheumatische Therapie bei der wiederkehrenden ("rezidivierenden") Iritis / Uveitis mit sehr gutem Erfolg ein
16:14:51 [Moderator] [kukana] sind die laufenden studien mit remicade bei mb denn schon ausgewertet oder läuft das noch paralell weiter?
16:16:10 [Dr.Langer] Es gibt mittlerweile einige abgeschlossene klinische Studien zu Infliximab (Remicade), die die überlegene Wirksamkeit dieser Substanz bei der Therapie des M Bechterew belegen. Daneben laufen noch offene Beobachtungsstudien, die klären sollen, ob die Wirksamkeit anhält und die auch Aufschluß über die Sicherheit und Verträglichkeit dieser Therapie im Langzeitverlauf geben sollen
16:16:30 [Moderator] [joel] Habe von meinem Hausarzt "VIOXX" verschrieben bekommen. Kann man dieses Medikament über einen längeren Zeitraum einnehmen (Nebenwirkungen)?
16:17:33 [freecos] Meine Frau ist ein Bechti und nimmt keine Medikamente. Ist das ein Problem?
16:17:50 [Dr.Langer] Joel> Ja. Studien aus den USA zeigen eine hohe Sicherheit bei der Therapie der rheumatoiden Arthritis selbst bei einer dauerhaft hohen Dosis von 2 x 25 mg pro Tag. Diese Ergebnisse dürften auch auf andere entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie M. Bechterew zu übertragen sein, wobei anzumerken ist, dass man im Regelfall mit 25 mg Vioxx auskommt.
16:17:53 [Moderator] [FlashArmin] und was halten Sie selbst von Remicade ?
16:19:10 [Dr.Langer] Sehr viel. Nach allen Studien, die bisher zu Remicade bei der Therapie des M. Bechterew durchgeführt worden sind, zeigte sich eine geradezu überwältigend erscheinende Wirksamkeit selbst bei Patienten mit hochaktiven und schweren Krankheitsverläufen
16:19:13 [Moderator] [kukana] wird die wirksamkeit der neuen medik. bei mb irgendwo protokolliert?
16:19:55 [oldbread] hallo Dr. Langer, bei mir wurde vor ca. 14 Jahren ein Morbus Bechterew diagnostiziert, vor ca. 2 Jahren hieß es dann, es könnte auch Psoriasisarthritis sein. Ich habe neben Rückenschmerzen auch ständig Schmerzen in den Knien, lässt sich eindeutig die eine von der anderen Erkrankung trennen?
16:20:52 [Dr.Langer] kukana> Nach den Empfehlungen internationaler Experten sollte die Wirksamkeit der neuen biologischen Substanzen durch entsprechend geprüfte und bewährte Instrumente überprüft werden. Zu diesen Instrumenten gehört u.a. der sogenannte BASDAI, das ist der Bath (Ort in England) Ankylosing Spondylitis Disease Activity Index, d.h. ein Aktivitätsindex für die ankylosierende spondylitis / den M. Bechterew
16:21:27 [Dr.Langer] 16:21:29 [Moderator] [freecos] Meine Frau ist ein Bechti und nimmt keine Medikamente. Ist das ein Problem?
16:22:37 [Dr.Langer] freecos> das hängt davon ab, ob die Erkrankung aktiv ist oder nicht. Wer beschwerdefrei ist, und bei dem sich bei den Untersuchungen keine Entzündungszeichen nachweisen lassen, muß natürlich nicht regelmäßig Medikamente einnehmen
16:22:43 [Moderator] [oldbread] ] hallo Dr. Langer, bei mir wurde vor ca. 14 Jahren ein Morbus Bechterew diagnostiziert, vor ca. 2 Jahren hieß es dann, es könnte auch Psoriasisarthritis sein. Ich habe neben Rückenschmerzen auch ständig Schmerzen in den Knien, lässt sich eindeutig die eine von der anderen Erkrankung trennen?
16:23:25 [joel] Hallo! Habe mb- leichte Form- kann es zu einem völligen Stillstand der Krankheitssymptome (vor allem Iritis) kommen?
16:24:32 [Dr.Langer] oldbread>es gibt bei der Psoriasis (Schuppenflechte) sowohl eine Gelenkbeteiligung (Psoriasis-Arthritis) als auch eine Wirbelsäulenbeteiligung (Psoriasis-Spondarthritis). Dabei sind sowohl Beteiligungen der Gelenke als auch der Wirbelsäule möglich. Ob die Erkrankung eher einer rheumatoiden Arthritis / chronischen Polyarthritis ähnelt und dann auch eher so ähnlich wie diese Erkrankung behandelt werden sollte oder ob eher eine Krankheitsform vorliegt, die dem M. Bechterew ähnelt oder ihm sogar komplett gleicht, hängt u.a. auch von genetischen Faktoren ab, z.B., ob der Risikomarker HLA B27 (Bechterew-Marker) oder HLA DR4 (cP/RA-Marker) vorliegt. Allerdings kann es die entsprechenden Verlaufsformen auch ohne den Nachweis dieser genetischen Risikomarker geben. Manchmal ist es nicht sicher möglich, zu entscheiden, ob ein M. Bechterew und parallel eine Schuppenflechte an Haut vorliegt oder aber eine Psoriasis-Spondarthritis.
16:25:47 [Dr.Langer] 16:26:32 [Dr.Langer] 16:26:32 [anna] ich habe eine Kollagenose, ISG-Arthritis, Coxarthrose diagnostiziert bekommen. das passt irgendwie alles nicht wirklich zusammen, oder?
16:26:38 [Moderator] [joel] Hallo! Habe mb- leichte Form- kann es zu einem völligen Stillstand der Krankheitssymptome (Vor allem Iritis) kommen?
16:27:55 [Dr.Langer] joel> es kann dazu kommen. Speziell die Prognose einer Iritis ist oft gut. Man muss aber bei der Iritis sehr gut aufpassen, dass sie nicht schleichend weiterläuft, dann kann es über einen längeren Zeitraum zu irreversiblen, bleibenden Augenschäden kommen. Deshalb sind nach einer Iritis regelmäßige augenärztliche Kontrollen notwendig, auch wenn man beschwerdefrei ist
16:28:04 [freecos] Kann es trotz der typischen Verlaufsform des MB und trotz Nachweis des HLA B27 sein, daß eine Fehldiagnose vorliegt?
16:28:17 [Moderator] [anna] ich habe eine Kollagenose, ISG-Arthritis, Coxarthrose diagnostiziert bekommen. das passt irgendwie alles nicht wirklich zusammen, oder?
16:29:18 [Dr.Langer] anna>das ist eine sehr ungewöhnliche Konstellation, die man zumindest als sehr selten bezeichnen kann. Die Coxarthrose ist dabei ein Befund, der mich am wenigsten irritiert, sie kann überall zu passen.
16:30:16 [Dr.Langer] anna> ungewöhnlich ist die Kombination aus Kollagenose = Autoimmunerkrankung und ISG-Arthritis, was ja typischerweise in eine ganz andere Richtung geht, nämlich Erkrankung aus der Gruppe der Spondarthritiden
16:30:23 [Moderator] [freecos] Kann es trotz der typischen Verlaufsform des MB und trotz Nachweis des HLAB27 sein, daß eine Fehldiagnose vorliegt?
16:32:11 [Dr.Langer] freecos> kann ich von hier aus nichts zu sagen. Fehldiagnosen sind natürlich grundsätzlich immer möglich. Die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose ist aber extrem gering, wenn die Diagnose von einem qualifizierten internistischen Rheumatologen gestellt wurde. Normalerweise können wir so etwas schon
16:32:57 [Dr.Langer] allerdings gilt auch für den besten Arzt, dass Irren menschlich ist, und auch wir sind nicht immer fehlerfrei. bemühen uns allerdings, Fehler nach Möglichkeit zu vermeiden.
16:33:33 [Moderator] Was meinen Sie mit "Achsenskelett", Herr Dr. Langer?
16:33:57 [kukana] ist eigentlich auch Enbrel für die Behandlung eines Morbus Bechterew zugelassen?
16:34:38 [joel] Ist mb genetisch bedingt?
16:34:41 [oldbread] danke Dr. Langer für die Antwort, bei mir liegt HLA B27 vor, was heisst das dann? und ich hatte nie Entzündungszeichen im Blut, auch keine heissen Gelenke, aber immer Schmerzen.
16:34:44 [Chrissi] Macht es Sinn, nach Basismedikamenten zu drängen, wenn das Blutbild eher in Ordnung ist (außer leicht erhöhten Thrombozyten), das Röntgenbild keinen Aufschluss (MRT ebenso) bringt, aber die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ständig zunehmen?
16:34:57 [Dr.Langer] Das Achsenskelett sind die Knochen und Strukturen im Bereich des Bewegungssystems, die in der Körperachse liegen, d.h. insbesondere die Wirbelsäule und die anhängenden Strukturen, dazu gehören u.a. auch die ISG = Iliosakralgelenke oder Kreuz-Darmbein-Gelenke als die Gelenke, die ja bei seronegative seronegativen Spondarthritiden und speziell dem M. Bechterew eine ganz zentrale Rolle spielen
16:35:10 [freecos] Was ist eine Neurokognitive Therapie?
16:35:31 [Moderator] [kukana] ist eigentlich auch Enbrel für die Behandlung eines Morbus Bechterew zugelassen?
16:36:55 [Dr.Langer] kukana> Etanercept (Enbrel) ist in Deutschland und in den Ländern der Europäischen Union durch die europäische Zulassungsbehörde EMEA zugelassen für die Therapie der chronischen Polyarthritis / rheumatoiden Arthritis des Erwachsenen, der juvenilen chronischen Arthritis / juvenilen idiopathischen Arthritis (Kinderrheuma), und der Psoriasisarthritis. In den USA ist Enbrel seit ganz kurzem auch für die Therapie des M. Bechterew zugelassen.
16:37:15 [Milos] Hier ist meine Erfahrung mit Enbrel und Remicade: Ich (W,25) leide seit 6,5 Jahren unter einem schweren MB. Im FrühJahr 2001 habe ich Remicade bekommen, weil MTX/Sulfasalazine/Prednisolon nicht geholfen hat. Schon nach der ersten Infusion war ich schmerzfrei.
16:37:44 [Milos] Leider hat Remicade nach der 4. Infusion die Wirkung verloren, und ich bekam zusätzlich Serum-Krankheit.
16:38:00 [Moderator] [joel] Ist mb genetisch bedingt?
16:38:37 [kukana] meine frage bezog sich auf Behandlung von MB mit Enbrel
16:38:46 [Milos] Seit letztem Jahr werde ich mit Enbrel behandelt. Auch hier war ich nach der ersten Spritze wesentlich besser und meine BSG, die früher ständig 90-100 mm/h war, ist jetzt selten mehr als 30 mm/h. Ich nehme immer noch 20 mg MTX, konnte aber Prednisolon ausschleichen- nach 2,5 Jahren!
16:39:35 [Dr.Langer] joel> es gibt eine ererbte Anlage, dies sieht man u.a. an dem genetischen Risikomarker HLA B27, der bei etwa 95% aller Bechterew-Kranken nachweisbar ist. Allerdings bekommt nicht jeder, der HLA B27 positiv ist, einen M. Bechterew, und außerdem gibt es Bechterewler ohne HLA B27. Es müssen also noch andere Faktoren dazukommen. Der M. Bechterew ist auch keine Erbkrankheit im eigentlichen Sinne, d.h. ein Betroffener vererbt diese Erkrankung nicht in jedem Fall auf seine Kinder.
16:40:29 [Moderator] [oldbread] danke Dr. Langer für die Antwort, bei mir liegt HLA B27 vor, was heisst das dann? Und ich hatte nie Entzündungszeichen im Blut, auch keine heissen Gelenke, aber immer Schmerzen.
16:40:49 [pk68] ich (35, MB seit 13J.) nehme seit ca. 8 Jahren täglich 1x1 Rantudil retard. Kann solch eine Dauertherapie zum Problem werden? Mein Arzt macht regelmäßig Blutchecks.
16:42:07 [Dr.Langer] oldbread> Viele Patienten mit M. Bechterew haben die Entzündung nur lokal, d.h. im Bereich der ISG und / oder der Wirbelsäule, ohne dass man die Entzündung bei den normalen Blutwerten sieht. Wenn man allerdings genauere Diagnostik macht, z.B. mit Kernspintomographie, kann man die Entzündung vor Ort auch bei diesen Patienten nachweisen.
16:42:21 [Moderator] [Chrissi] Macht es Sinn, nach Basismedikamenten zu drängen, wenn das Blutbild eher in Ordnung ist (außer leicht erhöhten Thrombozyten), das Röntgenbild keinen Aufschluss (MRT ebenso) bringt, aber die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ständig zunehmen?
16:43:14 [Dr.Langer] Chrissi> das ist eine extrem schwierige Frage, die ich hier ohne genaue Kenntnis aller Befunde und ohne eigene rheumatologische Untersuchung nicht beantworten kann
16:43:23 [Moderator] [freecos] Was ist eine Neurokognitive Therapie?
16:45:05 [Dr.Langer] freecos> hat was mit "kognitiv" zu tun, d.h. mit Kognition /Einsicht in bestimmte Dinge, und Neuro = Nervensystem. Was es ganz genau ist, weiss ich selber nicht. Es hört sich danach an, dass es etwas mit Verhaltenstherapie zu tun hat.
16:45:19 [Moderator] [Milos] Hier ist meine Erfahrung mit Enbrel und Remicade: Ich (W,25) leide seit 6,5 Jahren unter einem schweren MB. Im FrühJahr 2001 habe ich Remicade bekommen, weil MTX/Sulfasalazine/Prednisolon nicht geholfen hat. Schon nach der ersten Infusion war ich schmerzfrei.
16:45:25 [Moderator] [Milos] Leider hat Remicade nach der 4. Infusion die Wirkung verloren, und ich bekam zusätzlich Serum-Krankheit.
16:45:31 [Moderator] [Milos] Seit letztem Jahr werde ich mit Enbrel behandelt. Auch hier war ich nach der ersten Spritze wesentlich besser und meine BSG, die früher ständig 90-100 mm/h war, ist jetzt selten mehr als 30 mm/h. Ich nehme immer noch 20 mg MTX, konnte aber Prednisolon ausschleichen- nach 2,5 Jahren!
16:47:12 [Dr.Langer] Milos> das hört sich alles in allem sehr gut an. Leider gibt es Patienten, bei denen die Wirkung von Infliximab (Remicade) nachläßt. Umgekehrt gibt es das auch bei Etanercept. In so einem Fall ist es, wie auch hier erfolgt, sinnvoll, von dem einen auf den anderen TNF-alpha-Blocker zu wechseln.
16:47:18 [oldbread] noch eine frage: wie kann ich entzündliche schmerzen an der ws oder den knien von muskel -und sehenansatzschmerzen unterscheiden?
16:48:43 [Dr.Langer] milos> im Fall von Remicade kann es in seltenen Fällen zu einer Bildung von Antikörpern gegen den in Infliximab/Remicade selber vorhandenen Antikörper kommen, man nennt diese Antikörper HACA´s. Das ist dann u.U. auch die Ursache für die beschriebene Serumkrankheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass HACA´s gebildet werden, ist umso geringer, je höher die Dosis von Remicade ist, bezogen auf das Körpergewicht, deshalb wird bei M.B. auch eine Dosis von 5 mg pro kg KG gegegen und nicht 3 mg wie bei cP. Bei cP gibt man Methotrexat, um die HACA-Bildung zu verhindern.
16:49:08 [oldbread] und noch eine: gibt es untersuchungen zu der wirksamkeit von weihrauchpräparaten (H 15) bei rheuma?
16:50:01 [Moderator] [pk68] ich (35, MB seit 13J.) nehme seit ca. 8 Jahren täglich 1x1 Rantudil retard. Kann solch eine Dauertherapie zum Problem werden? Mein Arzt macht regelmäßig Blutchecks.
16:51:03 [Dr.Langer] pk68> wenn eine solche Therapie bislang gut vertragen wurde und alle Laboruntersuchungen immer normal waren, sollte man keine Probleme auf Dauer erwarten.
16:51:09 [Moderator] [oldbread] noch eine frage: wie kann ich entzündliche schmerzen an der ws oder den knien von muskel -und sehenansatzschmerzen unterscheiden?
16:52:36 [Dr.Langer] oldbread> es gibt zum einen bei rheuma-online einen ganz guten Test, mit dem man selber schauen kann, ob man unter entzündlichen Wirbelsäulenschmerzen leidet (auf der Startseite: Habe ich Wirbelsäulenrheuma). Ansonsten hilft bei der Unterscheidung entzündlich - nicht-entzündlich die folgende Grundregel: Entzündliche Schmerzen treten in Ruhe auf oder verschlimmern sich in Ruhe oder sogar in der Nacht, während nicht-entzündlich bedingte Schmerzen in Ruhe weniger werden und bei Belastung zunehmen.
16:53:34 [Moderator] [oldbread] und noch eine: gibt es untersuchungen zu der wirksamkeit von weihrauchpräparaten (H 15) bei rheuma?
16:54:22 [Milos] Ich wurde die ganze Zeit mit 20 mg Methotrexat behandelt. Meine Schwester, die wegen Crohns auch mit Remicade (als Monotherapie) behandelt wurde, bekam eine anaphylaktische Reaktion. Wahrscheinlich haben wir grosses Pech gehabt!
16:55:15 [Dr.Langer] oldbread>Weihrauchpräparate nützen in erster Linie dem Konzern oder dem Unternehmen, der sie herstellt, in zweiter Linie denen, die sie vertreiben. Ob sie Betroffenen helfen, steht bislang in den Sternen. Eine vernünftige Studie, die die Wirksamkeit unzweifelhaft belegt, gibt es bislang nicht.
16:55:21 [Moderator] [Milos] Ich wurde die ganze Zeit mit 20 mg Methotrexat behandelt. Meine Schwester, die wegen Crohns auch mit Remicade (als Monotherapie) behandlet wurde, bekam eine anaphylaktische Reaktion. Wahrscheinlich haben wir grosses Pech gehabt!
16:56:05 [engel] kukana> danke
16:56:38 [Dr.Langer] milos> manchmal gibt es solche Reaktionen. Leider ist die Therapie mit Remicade nicht bei allen Patienten wirksam, und genauso gibt es auch Patienten, bei denen es zum Auftreten von Nebenwirkungen oder Unverträglichkeitsreaktionen kommt.
16:56:59 [Moderator] Dr Langer: Wie ist es überhaupt bei der Therapie des M. Bechterew mit TNF-alpha-Blockern mit der Kostenübernahme durch die Krankenkassen?
16:58:23 [Dr.Langer] Moderator> das ist aber eine ganz schön schwierige Frage so ganz zum Schluß, wo wir gerade dabei sind, in der ersten Runde des heutigen Experten-Chats in die Zielgerade einzubiegen und in den Endspurt zu gehen. Eigentlich möchte ich dies sehr ausführlich behandeln, wir sollten das in der zweiten Runde, d.h. in einer Stunde um 18.00h noch einmal ausführlich vertiefen. Grundsätzlich gilt, dass die Krankenkassen, egal ob gesetzlich oder privat, oder auch die Beihilfe, die Kosten für diese neuen, hochwirksamen Therapien übernehmen müssen, wenn eine solche Therapie medizinisch notwendig ist und von einem Rheumatologen mit entsprechender Qualifikation und Erfahrung verordnet wird. Leider sieht die Situation im wirklichen Leben bei uns in Deutschland aber ganz anders aus. Sehr vielen Patienten und zunehmend immer mehr Patienten mit schweren rheumatischen Erkrankungen wird eine wirksame, moderne Therapie aus Kostengründen vorenthalten. Folge ist, das Krankheiten fortschreiten, zu Zerstörungen von Knochen, Gelenken und Wirbelsäule führen, Behinderungen hervorrufen und die Lebensqualität massiv beeinträchtigen, obwohl dies mit den heutigen therapeutischen Möglichkeiten in vielen Fällen zu verhindern wäre. Wenn die Diagnose rechtzeitig gestellt wird, eine wirksame Therapie rechtzeitig begonnen wird, kontinuierlich und konsequent fortgesetzt wird und langfristig durch qualifizierte Rheumatologen begleitet und gesteuert wird. In einem Nebensatz sollte bemerkt werden, und das kann man auch immer wieder in den Forumsbeiträgen und auch immer wieder in der täglichen Sprechstunde sehen, dass oft sowohl die betroffenen Patienten als auch ihre Hausärzte und die anderen, in die Behandlung einbezogenen, nicht-rheumatologisch spezialisierten Ärzte die rheumatische Erkrankung zu Anfang in ihrer Gefährlichkeit und in ihren möglichen Folgen ganz erheblich unterschätzen. Auch dadurch wird oft das sogenannte therapeutische Fenster verpaßt, in dem im günstigsten Fall vollständige und anhaltende Remissionen möglich sind. Die Heilungs-Chancen werden bei vielen dieser Erkrankungen bereits in den ersten Wochen und Monaten verpaßt. Dies soll aber nicht heißen, dass man nicht später durch eine wirksame Therapie auch noch eine ganze Menge erreichen kann.
17:00:01 [Mum] Habe meinen Arzttermin erst im November daher jetzt die Frage: Kann ich Remicade abschreiben, wenn der Tb-Test positiv war, dass Lungenröntgen aber O.B.?
17:01:59 [oldbread] vielen Dank für Ihre Antworten!
17:02:34 [Chrissi] vielen Dank für Ihre Geduld Dr. Langer! :-)
17:04:31 [Chrissi] ebenso Danke schön für die tolle Moderation
17:04:41 [kukana] merci auch von mir
17:05:50 [joel] Vielen Dank für Ihre Informationen !!!
17:06:20 [kleechen] herzlichen dank
17:06:35 [Moderator] So, leider sit die Zeit schon wieder rum - aber es gibt um 18 Uhr ja noch den zweiten Teil
17:07:00 [Moderator] Dr. Langer wird die noch ausstehende Frage von Mum dann um 18 Uhr als erstes beantworten
17:07:05 [kukana] bis später dann
17:08:07 [Dr.Langer] so denn, bis gleich, und zunächst erst einmal Pause und ciao!
17:08:21 [sito] cu :winke:
17:08:50 [kukana] ciao