Zusammenhang zwischen Myokardinfarkt und COX2-Inhibition
Padol und Hunt stellen die Hypothese auf, dass atheromatöse Plaqueinstabilität und Myokardinfarkt unter einer Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) auf eine verstärkte Aktivierung der Th1-Immunantwort zurückzuführen sind.
Cyclooxygenase(COX)-Inhibitoren sind eine wichtige Substanzgruppe in der Rheumatologie. Sie werden voraussichtlich auch weiterhin weit verbreitet angewendet werden.
Es wird allerdings zunehmend infrage gestellt, ob der prothrombotische Effekt (Imbalanz zwischen Produktion von vasodilatatorischen und pro-aggregatorischen Prostaglandinen) den Anstieg von Myokardinfarkten unter sowohl COX-2-selektiven als traditionellen NSAR (t-NSAR) tatsächlich erklärt.
Die Autoren besprechen in ihrer Arbeit die Beweislage in der Literatur, die besagt, dass Prostanoide einen Shift der Immunantwort weg von einer Th1-Anwort bewirken. Folglich würde eine anhaltende Hemmung der Prostaglandinsynthese zu einer gesteigerten Th1-Antwort durch begrenzte Synthese von Prostanoiden führen.
Die Rolle der Prostanoide als Entzündungsmediatoren in der Peripherie ist akzeptiert. Weniger Akzeptanz findet hingegen die Annahme, dass Prostanoide eine immunmodulatorische Rolle spielen, indem sie die Aktivierung der Th1-Antwort verringern.
Die Atherosklerose ist eine entzündliche Erkrankung der Arterien, die durch eine Immunantwort vom Th1-Typ gesteuert wird. Außerdem besteht ein Zusammenhang zwischen dem vulnerablen Phänotypus von Atheromen und der zellulären Immunantwort, während der stabile Atherom-Phänotypus mit einer Th2-Immunantwort assoziiert ist.
Die Autoren schlagen vor, von einem Klasseneffekt der COX-2-selektiven und t-NSAR zu sprechen, der zu einer Zunahme der Th1-vermittelten Atherogenese und gesteigerten Produktion pro-atherogener Zytokine führt. Diese Zytokine bewirken einen nachteiligen Umbau der Plaques, Instabilität, Ruptur und Embolisierung mit dem Ergebnis Myokardinfarkt.
Das Verständnis der Th1-vermittelten Immunreaktion, die kardiovaskulären Erkrankungen zugrunde liegt, sowie der nicht-Th1-vermittelten Immunreaktion als Basis der gastrointestinalen Nebenwirkungen von COX-Inhibitoren sollte zu einer besseren Risikoabwägung und der Entwicklung anti-entzündlicher Behandlungsstrategien mit verbessertem Sicherheitsprofil führen.
Literatur und Link
Ireneusz T. Padol1 and Richard H. Hunt1
Association of myocardial infarctions with COX-2 inhibition may be related to immunomodulation towards a Th1 response resulting in atheromatous plaque instability: an evidence-based interpretation
1Department of Medicine, Division of Gastroenterology, Farncombe Family Digestive Health Research Institute, McMaster University Health Science Centre, Hamilton, Ontario, Canada.
Rheumatology 2010 49(5):837-843; doi:10.1093/rheumatology/kep225
Abstract