Zusammenhang zwischen der Einnahme von Bisphosphonaten und der Haltbarkeit von Implantaten nach primärer Totalendoprothese des Knies oder der Hüfte
Bei Patienten mit Endoprothesen der unteren Extremitäten, war die orale Therapie mit Bisphosphonaten mit einer fast zweifachen Zunahme der Überlebenszeit der Implantate assoziiert.
Die Arthrose ist die häufigste Form einer Arthritis in der westlichen Welt, wobei die Totalendoprothese die effektivste Therapie bei einer schweren Arthrose der unteren Extremitäten darstellt. 1
In Großbritannien war die Arthrose 2009 in 97 Prozent von 71.527 Totalendoprothesen des Knies und in 93 Prozent von 64.772 Endoprothesen der Hüfte der Anlass für diese chirurgischen Eingriffe. 2 Außerdem haben die zunehmenden Zahlen älterer und übergewichtiger Personen die Zahl der primären Endoprothesen weiter ansteigen lassen. 3
Die Revisionschirurgie führt zu schlechteren Ergebnissen als die primäre Gelenkoperation 4 5 und ist kostspieliger. 6 Dem siebten Bericht des National Joint Registry for England and Wales nach lagen die Fünfjahresraten für Revisionsoperationen im Jahr 2003 bei 2,9 Prozent für die Knie- und 3,6 Prozent für die Hüftendoprothetik. 2
Der häufigste Grund für eine Nachoperation ist die Lockerung, die dann eintritt, wenn der Knochen, in dem die Prothese implantiert ist, resorbiert wird. Ein Knochenumbau an der Kontaktstelle zwischen Knochen und Implantat führt zu einer lokalisierten Knochenlyse, was ebenfalls eine Revisionsoperation erforderlich machen kann. 8
Es ist demzufolge dringend nötig, Patienten mit einem Risiko für revisionschirurgische Eingriffe zu identifizieren und neue Behandlungsansätze zu entwickeln, die die Haltbarkeit der Implantate verbessern.
Bisphosphonate haben durch ihre anti-resorptiven Eigenschaften auf die Osteoklasten potenzielle schützende Effekte auf die Implantathaltbarkeit. 4 Einige randomisierte klinische Studien 9 10 11 12 - jedoch nicht alle 13 - haben günstige Effekte von Bisphosphonaten auf die Überlebenszeit des Implantats nach Totalendoprothese des Knies oder der Hüfte gezeigt.
Die Verbesserungen wurden an Surrogatparametern – wie z. B. der Implantatdislokation – gezeigt. In keiner dieser Studien wurde jedoch die Revisionsoperation als primärer Endpunkt gewählt.
Ziel der vorliegenden Studie war daher, zu untersuchen, ob die Einnahme von Bisphosphonaten in Verbindung mit einer verbesserten Implantatüberlebenszeit nach Totalendoprothetik des Knies oder der Hüfte zu sehen ist.
Teilnehmer dieser retrospektiven Bevölkerungskohortenstudie waren alle Patienten, die in den Jahren 1986 bis 2006 eine primäre Totalendoprothese des Knies
(n=18 726) oder der Hüfte (n=23 269) in Großbritannien erhalten hatten. Patienten mit vorangegangenen Hüftfrakturen oder rheumatoider Arthritis und Patienten, die zum Zeitpunkt der Operation jünger als 40 Jahre alt waren, wurden ausgeschlossen.
Patienten wurden als „Bisphosphonatpatienten“ bezeichnet, wenn mindestens sechs Verschreibungen für diese Medikamente vorlagen oder mindestens sechs Monate verschriebener Bisphosponatbehandlung mit mehr als 80 Prozent Therapietreue vor der Revisionsoperation dokumentiert waren. Als Endpunkt wurden mit dem READ und OXMIS Codes identifizierte Revisionsendoprothesen festgelegt.
Von den 41995 Patienten, die eine primäre Endoprothese des Knies oder der Hüfte erhalten hatten, wurden 1912 Bisphosphonatpatienten identifiziert, die nach fünf Jahren niedrigere Revisionsraten aufwiesen als Patienten ohne Bisphosphonate (0,93 vs 1,96).
Die Überlebenszeit der Implantate war bei den Bisphosphonatpatienten signifikant länger als bei den Patienten ohne Bisphosphonate (Hazard Ratio 0,54). Die Überlebenszeit bis zur Revisionsoperation war fast doppelt so lang (Zeitquotient: 1,96).
Ausgehend von zwei Prozent für Revisionsoperationen nach primären Endoprothesen pro Jahr, schätzten die Autoren 107 notwendige Behandlungen (number needed to treat) mit Bisphosphonaten, um eine Revisionsoperation zu vermeiden.
Fazit
Bei Patienten mit Endoprothesen der unteren Extremitäten, war die orale Therapie mit Bisphosphonaten mit einer fast zweifachen Zunahme der Überlebenszeit der Implantate assoziiert. Diese Ergebnisse bedürfen der Wiederholung und der Testung in experimentellen Studien, um bestätigt zu werden.
Literatur und Link
Association between bisphosphonate use and implant survival after primary total arthroplasty of the knee or hip: population based retrospective cohort study
Daniel Prieto-Alhambra, postdoctoral research fellow, M Kassim Javaid, lecturer in metabolic bone disease, Andrew Judge, senior statistician, David Murray, professor of orthopaedics, Andy Carr, professor of orthopaedics, Cyrus Cooper, professor of rheumatology, Nigel K Arden, professor in rheumatic diseases and consultant rheumatologist
BMJ 2011;343:d7222
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