Wirksamkeit von Anakinra (Kineret) zur Behandlung des aktiven Morbus Bechterew
Anakinra zeigte in der üblichen Dosierung von 100mg subcutan täglich bei 9 Patienten mit aktivem Morbus Bechterew sowohl hinsichtlich der Beschwerden, der Lebensqualität und der Blutwerte eine gute Wirksamkeit. Auch die im Kernspin nachweisbaren entzündlichen Veränderungen besserten sich deutlich.
Der Morbus Bechterew gehört zur Gruppe der sogenannten `Spondylarthropathien (SpA)´, der auch die Psoriasisarthritis und infektreaktive Gelenksentzündungen angehören. All diesen Erkrankungen gemeinsam ist der schwerpunktmäßige Befall der Wirbelsäule, der zum Teil mit erheblichen Versteifungen einher gehen kann. Andere Gelenke können ebenso wie bestimmte Organsysteme betroffen sein. Die medikamentöse Therapie der Spondylarthropathien besteht seit langer Zeit in der Gabe von cortisonfreien Rheumamitteln. Sulfasalzin und Methotrexat kommen als Basismedikamente zum Einsatz, wobei ihre Wirksamkeit im Vergleich zur rheumatoiden Arthritisb bei den Spondylarthropathien eher bescheiden ist.
Neuerdings hat der Einsatz von Tumor Nekrose Faktor-Blockern auch in der Therapie der Spondylarthropathien wie ein Blitz eingeschlagen.
Auf Grund der hervorragenden Wirkung, die die Blockade des entzündungsfördernden Tumor Nekrose Faktors bewies, untersuchte eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe aus Großbritannien den Effekt den eine Hemmung des ebenfalls entzündungsfördernden Interleukin-1 auf die Krankheitsaktivität bei Morbus Bechterew ausübt. In der Therapie der rheumatoiden Arthritis steht das Medikament Anakinra (Handelsname Kineret) zur Blockade von Interleukin-1 zur Verfügung.
Im Rahmen einer Studie wurden neun Patienten mit einem aktiven Morbus Bechterew über drei Monate hinweg mit Anakinra in der üblichen Dosierung von 100mg subcutan täglich behandelt. Das mittlere Alter der Studienteilnehmer war 45 Jahre. Die Krankheitsdauer variierte von 3-33Jahren und lag im Durchschnitt bei 6 Jahren.
Nach 2,8 und 12 Therapiewochen wurden ausführliche Untersuchungen durchgeführt. Dabei wurde die Krankheitsaktivität mit Hilfe des BASDAI-Index, die funktionelle Kapazität mittels BASFI-Index und die Lebensqualität mittels ASQol-Index bestimmt. Darüber hinaus fanden Blutuntersuchungen statt. Zu Beginn der Studie und nach 12 Wochen wurden mehrere Kernspinaufnahmen der Wirbelsäule durchgeführt.
Die Ergebnisse der Studie waren überaus erfreulich. Sämtliche Untersuchungsparameter besserten sich unter der Anakinra-Therapie. Die Patienten profitierten hinsichtlich der Lebensqualität, des Bewegungsumfangs, der Schmerzen und der Blutwerte.
Die Mehrzahl der im Kernspin nachweisbaren entzündlichen Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule besserte sich oder bildete sich unter Anakinra vollständig zurück.
Nennenswerte Nebenwirkungen traten nicht auf. Die Patienten berichteten lediglich von leichten Hautreaktionen an den Einstichstellen und über vorübergehende Kopfschmerzepisoden.
Insgesamt war die Therapie mit Anakinra in dieser kleinen Studie in jeder Hinsicht sehr wirkungsvoll. Anakinra könnte somit eine wichtige Rolle in der Therapie von Bechterew-Patienten mit einer ausgeprägten Krankheitsaktivität einnehmen. Vor allem die Patienten könnten profitieren, bei denen die Behandlung mit einem TNF-Blocker auf Grund von Wirkungslosigkeit oder Unverträglichkeit nicht in Frage kommt.
Literatur: Efficacy of Anakinra in Active Ankylosing Spondylitis: A Clinical and Magnetic Resonance Imaging Study
Ai Lyn Tan, Helena Marzo-Ortega, Philip OConnor, Alexander Fraser, Paul Emery,
Dennis McGonagle
Academic Unit of Musculoskeletal Disease, Leeds General Infirmary, Great
George Street, Leeds LS1 3EX, United Kingdom
Department of Radiology, Leeds General Infirmary, Great George Street, Leeds
LS1 3EX, United Kingdom
Calderdale Royal Hospital, Salterhebble, Halifax HX3 0PW, United Kingdom