Wirklich krank oder "nur" ausgebrannt?
Kaum eine Erkrankung wurde und wird in der öffentlichen Debatte so oft in den Fokus gerückt wie Burnout. Und das aus gutem Grund: 2012 erreichten die Krankschreibungen von Arbeitnehmern aufgrund psychischer Leiden einen neuen Höhepunkt. Auch über einen längeren Zeitraum betrachtet bestätigt sich dieser Trend: Innerhalb von 15 Jahren haben sich die Fehltage laut DAK-Gesundheitsreport mehr als verdoppelt (plus 165 Prozent). Die DAK-Gesundheit mahnt jedoch, diese Zahlen differenziert zu betrachten.
Was zunächst alarmierend klingt, wird durch epidemiologische Studien relativiert, die belegen, dass psychische Störungen seit Jahrzehnten in der Bevölkerung nahezu gleich verbreitet sind. "Das Bewusstsein und die Sensibilität von Ärzten und Patienten diesen Krankheiten gegenüber haben sich deutlich verändert", betont Herbert Rebscher, Chef der DAK-Gesundheit in Berlin. Während sich im Verlauf des Jahres 1997 nur jeder 50. Erwerbstätige wegen eines psychischen Leidens krankmeldete, war es bereits jeder 22. im Jahr 2012. Frauen erkrankten dabei fast doppelt so häufig wie Männer. Laut Gesundheitsreport werden heute viele Arbeitnehmer mit einem psychischen Leiden krankgeschrieben, während sie früher mit Diagnosen wie chronischen Rückenschmerzen oder Magenbeschwerden arbeitsunfähig gewesen wären.
Öffentliche Debatte über Burnout
Genau aus diesem Grund läuft seit einigen Jahren eine breite öffentliche Debatte über das Burnout-Syndrom. Und sie hat wesentlich dazu beigetragen, psychische Erkrankungen allgemein stärker in den Fokus des Interesses zu rücken. Im vergangenen Jahr hatten die Ärzte in Deutschland nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau ein Burnout auf der Krankschreibung vermerkt. "Es gibt offensichtlich kein Massenphänomen Burnout", betont Rebscher und bezeichnet Burnout als "eine Art Risikozustand und keine Krankheit".
Ferner sei der Begriff auch durch die breite Berichterstattung in den Medien positiver besetzt und sozial akzeptierter als eine Depression. In der öffentlichen Wahrnehmung hätten Burnout-Betroffene meist sehr engagiert gearbeitet und seien dadurch schließlich "ausgebrannt". Insofern habe die öffentliche Debatte dazu beigetragen, dass Arbeitnehmer beim Arzt mit weniger Scheu über psychische Beschwerden sprechen, so der Report.
In der Öffentlichkeit wird das Thema Burnout häufig wie eine eigenständige psychische Krankheit behandelt. In der Praxis vermerken Ärzte dies jedoch meist als Zusatzdiagnose auf der Krankmeldung ergänzend bei Depressionen und Anpassungsstörungen.
Für den Gesundheitsreport hat die DAK-Gesundheit die Krankschreibungen von 2,7 Millionen erwerbstätigen Versicherten mit Hilfe des IGES Instituts aus Berlin ausgewertet.
Mit Pressematerial der DAK