Was gibt es Neues zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis?
Rasante Fortschritte sind im Gang. Auf dem diesjährigen Rheumatologenkongreß in Berlin (EULAR) wurde der Entwicklungsstand mehrerer Medikamente zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis dargelegt.
Nahe vor der Zulassung stehen Rituximab von der Firma Roche/Genentech und Abatacept von der Firma Bristol-Myers Squibb. Beide Medikamente befinden sich in Phase-III Studien, so dass mit einer Zulassung 2005 oder 2006 gerechnet wird.
Beide Medikamente haben unterschiedliche Wirkmechanismen. Rituximab unterdrückt die B-Zellen, die für die autoimmunologischen Vorgänge bei der rheumatoiden Arthritis (RA) verantwortlich sind. Abatacept hemmt hingegen die T-Zell Aktivierung.
Rituximab ist schon längere Zeit zur Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Lymphgewebes zugelassen, so dass bereits eine große Datenbank über die Therapiesicherheit vorliegt. Bei Abatacept handelt es sich hingegen um eine vollkommen neue chemische Substanz. 2 Studien mit Abatacept, mit RA-Patienten, die nicht auf eine Behandlung mit Methotrexat oder einem Tumor Nekrose Faktor-Blocker ansprachen, werden noch in diesem Herbst abgeschlossen.
Ein weiterer Hoffnungsträger, dessen Zulassung 2007 erwartet wird, ist der Anti-Interleukin-6 Rezeptor Antikörper MRA (Firmen Chugai und Roche). In Phase-II Studien lies sich sowohl bei der rheumatoiden Arthritis als auch bei der juvenilen idiopathischen Arthritis eine gute Wirksamkeit nachweisen. Laut Prof. Ravinder Maini vom Imperial College in London konnte der Anti-Interleukin-6 Rezeptor Antikörper die Symptome und Entzündungswerte bei Patienten mit rheumatoider Arthritis bessern.
Auch der Interleukin-15 Antikörper (Humax) von der Firma Amgen ist laut Prof. Iain Mc Innes ein vielversprechendes Medikament, das sich allerdings erst in Phase I und II Studien befindet. In einer placebokontrollierten Studie erreichten 25% der Patienten unter einer alleinigen Therapie mit dem Interleukin-15 Antikörper eine 70% Besserung ihrer Beschwerden (ACR 70).
Ebenfalls in Entwicklung befindlich ist ein Interleukin-1 Fänger (Regeneron). Wie Dr. C. Bingham vom New York University Hospital for Joint Diseases mitteilte, ist dieser Interleukn-1 Fänger zwar wirkungsvoll in der Behandlung mittlerer und schwerer Krankheitsverläufe, aber in der jetzigen Zusammensetzung noch mit Nebenwirkungen an der Einstichstelle verbunden. Eine neues Trägermedium sei allerdings schon entwickelt und wird demnächst in einer Phase II Studie getestet.
Aus Japan stammt ein weiterer therapeutischer Hoffnungsträger, das T-614 (Toyama Chemical), das die Produktion der Immunglobuline in den B-Zellen bremst. Darüberhinaus werden die entzündungsfördernden Zytokine in den Makrophagen und Synovialzellen gehemmt.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studien mit T-614 sind gut und in der Wirksamkeit etwa vergleichbar mit Sulfasalazin. Auch Patienten, die zuvor nicht auf eine Methotrexat-Therapie ansprachen, profitierten von T-614. Eine Besserung tritt bereits nach circa 4 Wochen ein. An Nebenwirkungen ist vor allem mit einer Erhöhung der Leberwerte zu rechnen.
Enttäuschend sind die Studienergebnisse mit dem C5a-Antagonist NGD-200-1 von der Firma Neurogen Corporation. In einer Phase II Studie konnte NGD-200-1 weder den CRP-Spiegel noch die Krankheitsaktivität positiv beeinflussen, sodass die Firma die weitere Forschung mit NGD-200-1 zur Therapie der rheumatoiden Arthritis einstellt.
Literatur
1. Edwards JCW, Szczepanski L, Szechinski J, et al Efficacy of B-cell-targeted therapy with rituximab in patients with rheumatoid arthritis N Engl J Med 2004; 350:2572-2581
2. Kremer JM, Westhovens R, Leon M, et al Treatment of rheumatoid arthritis by selective inhibition of T-cell activation with fusion protein CTLA4Ig N Engl J Med 2003 Nov 13; 349(20):1907-191
3. Maini RN Anti-IL6 receptor therapy: rationale and early results in rheumatoid arthritis. Presented at: EULAR 2004; Berlin, Germany; June 9-12, 2004. Abstract SP0074.
4. Hara M, Abe T, Sugawara S, et al A phase III double-blind comparative study to evaluate the efficacy and safety of T-614, a newly developed DMARD. Presented at: EULAR 2004; Berlin, Germany; June 9-12, 2004. Abstract OPO109.
5. Bingham CO, Genovese M, Moreland L, et al Treatment of moderate to severe rheumatoid arthritis with IL-1 trap. Presented at: EULAR 2004; Berlin, Germany; June 9-12, 2004. Abstract OPO108.