Verträglichkeit und Sicherheit der Selbstinjektion von Methotrexat (Mtx) durch die Patienten
In dieser multizentrischen Studie wurde untersucht, wie sicher die Methotrexat-Therapie in Form von subkutanen Injektionen durch die Patienten selbst durchgeführt werden kann.
In dieser multizentrischen Studie wurde unter Leitung des Rheumazentrums Ruhrgebiet in Herne bei 69 Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) die Verträglichkeit und Sicherheit von subkutanen Mtx-Injektionen durch die Patienten selbst untersucht. Eingeschlossen wurden RA-Patienten, die mindestens 15 mg Methotrexat (Mtx) als Tabletten („oral“), intramuskulär („i.m.“) oder intravenös („i.v.“) seit mindestens 3 Monaten in konstanter Dosierung erhielten. Mit Beginn der Studie wurde diese Medikation auf die subkutane Eigeninjektion mit Mtx-Fertigspritzen (Metex-Fertigspritzen) umgestellt.
Unter Beibehaltung der bisherigen Dosis wurden nun über 6 Wochen einmal wöchentlich subcutane Injektionen in die Bauchregion durchgeführt. Die ersten beiden Injektionen erfolgten durch den Prüfarzt, die weiteren unter Aufsicht des Arztes durch den Patienten selbst. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug zwei Wochen.
Primäres Studienziel war die Dokumentation der örtlichen Verträglichkeit subcutaner Mtx-Spritzen.
Dies geschah durch die Erfassung und Beurteilung möglicher Hautreaktionen an der Einstichstelle mittels eines lokalen Gesamttoleranz-Scores, der die Symptome Rötung, Schwellung, örtliche Einblutungen (Hämatome), Schmerzen und Juckreiz in einer Bewertungsskala von 0 (keine) bis 3
{stark) enthielt. Als tolerabel wurden dabei Symptome mit der Stärke 0, 1 (mild) oder 2 (mäßig) definiert.
Sekundäre Studienziele waren die Handhabbarkeit der verwendeten Metex-Fertigspritzen, ein spezieller Dermal-Score und die allgemeine Verträglichkeit der subcutanen Mtx- Therapie einschließlich Laborwerte.
Bei Studienende konnten die Ergebnisse bei 69 von 70 geplanten Patienten ausgewertet werden. Die lokale Verträglichkeit war exzellent. Einen örtlichen Gesamttoleranz-Score von < 2 erreichten
68 Patienten (98,6%), den strengeren örtlichen Gesamttoleranz-Score von Werten unter 2 erreichten 62 Patienten {89,9%), was immer noch ein sehr gutes Ergebnis darstellt.
An den Injektionstagen selber reagierten zwischen 17,4% und 31,9% der Patienten mit Hautreaktionen an der Einstichstelle, an den Folgetagen zwischen 7,5% und 26,1 %. Bei den meisten Patienten waren die Reaktionen mild ausgeprägt, insgesamt wurden nur vier mäßig starke und eine schwere Hautreaktion {Rötung) dokumentiert. Eine Woche nach der letzten Injektion waren sämtliche Hautreaktionen verschwunden. Im Laufe der Studie nahm die Anzahl an Hautreaktionen an den Einstichstellen ab, was auf eine zunehmende Vertrautheit mit Injektionstechnik und der verwendeten Spritze schließen lässt.
Insgesamt waren 58% der Patienten (n = 69) mit der Handbarkeit der Metex-Fertigspritzen sehr zufrieden, 36,2% zufrieden und 5,8% weniger zufrieden. 87% der Patienten würden eine s.c.-Selbstapplikation auch weiterhin bevorzugen. Auch die Prüfärzte bewerteten die subcutane Selbstapplikation bei 44,9% als sehr geeignet, bei 52,2% als geeignet und nur bei 2 Patienten als
weniger geeignet.
Die allgemeine Verträglichkeit der subcutanen Methotrexat-Therapie war bei 81,2% der Patienten sehr gut und bei 15,9% gut. Bisher unbekannte Nebenwirkungen des Methotrexats traten nicht auf. Auch die Auswertung des speziellen Dermal-Scores ergab ein positives Urteil: Nur 14 Patienten (20,3 %) zeigten insgesamt 19 Hautreaktionen, von denen 17 eine milde Ausprägung aufwiesen.
F. Niehoff, Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne:
Verträglichkeit von s.c. Methotrexat-Applikationen. Ergebnisse der Phase Il-Studie: Clinical study to assess the local tolerability of repeated subcutaneous injections of methotrexate and the suitability of the administration system in patients with rheumatoid arthritis.
Satellitensymposium auf dem 31. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (medac-Mittagsgespräch: Methotrexat – Der Weg zu aktuellen Therapieoptionen), Berlin, 19. September 2002
Kommentar von rheuma-online:
Wir kennen die Diskussion um die Selbstinjektion von Methotrexat ja nun schon länger aus dem Forum (rheuma-online-Erfahrungsaustausch) und propagieren diese Technik selber auch sehr. In der Vergangenheit haben wir schon mehrfach über dieses Verfahren berichtet und vor nicht so langer Zeit auch in den rheuma-news über eine vergleichbare kanadische Studie berichtet (rheuma-news vom April 2002: Selbstinjektion von Methotrexat (http://www.rheuma-online.de/news/2002-04/mtx.php3). Wir begrüßen die Initiative aus Herne sehr, da die Selbstinjektionen für viele Patienten doch ein ganz gutes Stück mehr Unabhängigkeit bedeuten. Wünschenswert wären jetzt Untersuchungen zu der Frage, ob es Unterschiede zwischen den unterschiedlichen "parenteralen" Formen der Mtx-Verabreichung gibt (d.h. alle Formen, bei denen das Mtx nicht in Tablettenform gegeben wird, also subkutan, intramuskulär und intravenös).
(Priv.Doz. Dr. med. H.E. Langer)