Vergleich zwischen Raloxifen (Evista) und Östrogenen in der Therapie der Osteoporose
Zur Therapie der Osteoporose stehen eine ganze Reihe wirksamer Medikamente zur Verfügung. Jedes dieser Medikamente birgt eigene Vorteile aber auch Risiken und mögliche Nebenwirkungen in sich.
Im Rahmen einer Studie wurde die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil von Raloxifen mit einem Östrogenpräparat in der Osteoporosetherapie verglichen. Raloxifen wird unter dem Handelsname Evista von der Firma Lilly vertrieben und gehört zu der neuen Substanzgruppe der `selektiven Östrogen-Rezeptor Modulatoren (Serm)´ .
In die Studie wurden 619 Frauen in der Menopause aufgenommen. Alle Studienteilnehmerinnen hatten zuvor aus anderen Gründen eine Entfernung der Gebärmutter durchführen lassen. Die Frauen wurden in vier Therapiearme aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt 60mg Raloxifen pro Tag, die zweite Gruppe wurde mit 150mg Raloxifen behandelt. Die dritte Gruppe erhielt ein Östrogenpräparat (Premarin von der Firma Wyeth-Ayerst). Die vierte Gruppe war die sogenannte Placebogruppe und erhielt eine Tablette ohne Wirkstoff. Zusätzlich nahmen alle Frauen Calzium in einer Höhe von 400-600mg täglich ein.
Die Therapie wurde drei Jahre mit folgendem Endergebnis durchgeführt.
Die Knochendichte in der Placebogruppe nahm erwartungsgemäß um circa 2% ab. In den Raloxifengruppen blieb die Knochendichte im Vergleich zum Ausgangswert ungefähr gleich, was sich nicht mit den Ergebnissen anderer Studien deckt (dort wurde eine Zunahme von 1-3% beschrieben). Nur in der Östrogengruppe kam es zu einem signifikanten Anstieg der Knochendichte um circa 3%. Insgesamt lies sich unter Raloxifen-Therapie nur etwa ein Drittel des Effektes der Östrogene bezüglich der Knochendichte erzielen.
Trotz der unterschiedlichen Verläufe der Knochendichte in den vier Gruppen, kam es in dieser Studie erstaunlicherweise nicht zu einen signifikanten Unterschied was die Häufigkeit von Wirbelkörperbrüchen anbelangt.
Auch bezüglich des Spektrums an Nebenwirkungen traten überraschende Ergebnisse auf. Obwohl Östrogene häufig zur Besserung einer Harninkontinenz eingesetzt werden, zeigte sich in dieser Studie eher ein nachteiliger Effekt.
Bezüglich der Blutfette trat in der Raloxifengruppe schon nach drei Monaten eine Senkung des Gesamtcholesterins und des LDL-Cholesterins auf. Die Östrogene führten ebenfalls zu einer Senkung des LDL-Cholesterins und gleichzeitig zu einer Erhöhung des HDL-Cholesterins und der Triglyceride. Inwieweit sich diese Unterschiede aber letztendlich auf das Gefäßsystem auswirken, läßt sich derzeit nicht vorhersagen.
Literatur: 1. Reid IR, Eastell R, Fogelman I et al. A comparison of the effects of raloxifene and conjugated equine estrogen on bone and lipids in healthy postmenopausal women. Arch Intern Med 2004; 164:871-879.
Anmerkung: die Östrogene zeigen in dieser Studie bezüglich ihrer positiven Effekte auf die Knochendichte einen besonders guten Effekt. Man darf aber nicht die Ergebnisse der bekannten WHI-Studie vergessen (wir berichteten in unsreren Betiträgen am 10.11.2003 und am 23.3.2004 in rheuma-online darüber), die belegen, dass der Einsatz von Östrogenen zur Behandlung der Osteoporose auf Grund der vielen auch ernsthaften Nebenwirkungen nicht günstig ist, zumal andere wirksame Alternativen zur Verfügung