Umfrage: Patienten bemerken Ärztemangel bisher kaum
Lange Wartezeiten, weite Anfahrtswege und eine nicht flächendeckende Betreuung – wenn über Ärztemangel gesprochen wird, werden oft solche Horrorszenarien ins Feld geführt. Doch eine aktuelle Befragung zeigt, dass der diskutierte Ärztemangel von der deutschen Bevölkerung bisher kaum wahrgenommen wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von Barmer GEK und Bertelsmann Stiftung.
Für die Umfrage hatten Bertelsmann Stiftung und Barmer GEK im Rahmen ihres Kooperationsprojektes "Gesundheitsmonitor" im November diesen Jahres 1.500 Bürgerinnen und Bürger befragen lassen. Was Anzahl und Erreichbarkeit von Hausärzten in Städten und auf dem Land angeht, zeigen sich über 90 Prozent der Bürger zumindest zufrieden. Bei den Fachärzten fällt die Zufriedenheit etwas geringer aus. Aber auch hier sind nur 15 Prozent mit Erreichbarkeit und Anzahl der Fachärzte nicht zufrieden.
"Trotz aller Dramaturgie in der Diskussion über einen vermeintlichen Ärztemangel, wird die ärztliche Versorgung in der Fläche von den Menschen gewürdigt. Dies ist zunächst einmal ein Vertrauensbeweis für die ambulante ärztliche Versorgung", so Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK. Lange Anfahrtswege sind dabei natürlich für die Bürger beschwerlicher, aber sie halten faktisch nur wenige Patienten von einem Arztbesuch ab.
Die Ergebnisse lieferten wertvolle Anknüpfungspunkte. So ergaben die Analysen, dass unabhängig vom Wohnort gerade Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand bisweilen von Problemen berichteten, ihre Arztpraxis zu erreichen.
Reformbedarf nach wie vor vorhanden
Trotz hoher Zufriedenheitswerte bestehe aktuell großer Reformbedarf an ärztlichen Versorgungsstrukturen, stellt Barmer GEK Vorstandschef Straub klar. Schwierigkeiten beim Übergang von ambulanter zu stationärer Versorgung und umgekehrt, das suboptimale duale System der fachärztlichen Versorgung durch Niedergelassene und Kliniken, ein sich wandelnder Berufsanspruch unter den Ärzten und neue Formen der Berufsausübung verlangten nach Veränderungen.
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler, äußerte sich nach Veröffentlichung der Patientenbefragung kritisch zu den daraus gezogenen Schlussfolgerungen: "Es ist zunächst einmal bemerkenswert, dass eine Krankenkasse die hohe Qualität der wohnortnahen ambulanten Versorgung anerkennt und von einem hohen Vertrauensbeweis der Bevölkerung spricht. Doch in ihrer Schlussfolgerung liegt die BarmerGEK falsch. Es ist ein Trugschluss zu glauben, der Ärztemangel werde überdramatisiert, weil die Bevölkerung diesen jetzt nicht spüren würde. Wir schätzen, dass bis zum Jahr 2020 immerhin 66.830 Niedergelassene in den Ruhestand gehen werden. Die Situation wird sich also drastisch verschärfen. Wer den Ärztemangel jetzt noch infrage stellt, verkennt eindeutig die Situation."
Mehr Informationen zu den Umfragen und zum Kooperationsprojekt "Gesundheitsmonitor" finden Sie im Internet unter www.gesundheitsmonitor.de
Mit Pressematerial von Barmer GEK und KBV
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