Toxische anteriore Optikusneuropathie als seltene Nebenwirkung von Infliximab
Das niederländische Pharmacovigilanz-Center Lareb berichtet über drei Fälle einer beidseitigen Optikus-Neuropathie unter der Therapie einer rheumatoiden Arthritis mit Infliximab.
Das niederländische Pharmacovigilanz-Center Lareb berichtet über drei Fälle einer beidseitigen Optikus-Neuropathie unter der Therapie einer rheumatoiden Arthritis mit Infliximab.
Betroffen waren drei Patienten (zwei Männer im Alter von 54 Jahren, eine 62 Jahre alte Frau), die wegen einer schweren rheumatoiden Arthritis mit Infliximab behandelt wurden.
Eine Ko-Medikation erfolgte im ersten Fall mit Leflunomid, Prednison, Naproxen, Diazepam, Fluoxetin, Famotidin, Metoprolol sowie Acetaminophen oder Codein, im zweiten Fall mit Atenolol, Enalapril ode Hydrochlorothiazid, Acetylsalicylsäure, Terfenadin und Rofecoxib, im dritten Fall mit Prednison, Diclofenac und Omeprazol.
Bei allen drei Patienten kam es zu Sehstörungen und Gesichtsfeldausfällen im Anschluß an die dritte Infliximab-Infusion. In jedem Fall wurde eine anteriore Optikus-Neuropathie diagnostiziert. Die Lokalisation der Defekte sprach dabei für eine toxische Form dieses Krankheitsbildes.
Alle Patienten wurden mit Steroiden behandelt. Eine Besserung des Visus konnte dadurch nicht erreicht werden.
In seltenen Fällen wurde unter der Therapie mit Infliximab eine demyelinisierende Erkrankung beschrieben. Eine Optikusneuritis tritt als seltene Komplikation auch bei einer rheumatoiden Arthritis auf. Die ophthalmologischen Befunde in den vorliegenden Fällen unterschieden sich allerdings wesentlich von dem klinischen Bild bei einer Optikus-Neuritis bei demyelinisierenden Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose bzw. einer Neuritis nervi optici.
Eine toxische Optikus-Neuropathie kann bei einer Reihe von Medikamenten auftreten. Mit Ausnahme von Omeprazol bei dem dritten Patienten kamen aber entsprechende Substanzen in den vorliegenden Fällen nicht zur Anwendung. Bei dem dritten Patienten war die Therapie mit Omeprazol zuvor über einen langen Zeitraum ohne ophthalmologische Probleme durchgeführt worden.
Um die Häufigkeit der Komplikation abschätzen zu können, wurden von Centocor als dem pharmazeutischnen Hersteller von Infliximab in den Niederlanden die Marktzahlen abgefragt. Danach wurden in den Niederlanden seit der Einführung von Infliximab im Herbst 1999 bis Februar 2002 etwa 5.170 Patienten mit Infliximab behandelt, in erster Linie in der Indikation rheumatoide Arthritis, in geringerem Umfang wegen eines M. Crohn.
Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer
Literatur:
Bilateral anterior toxic optic neuropathy and the use of infliximab
Marcel P M ten Tusscher, ophthalmologist,a Piet J C Jacobs, rheumatologist,a Michiel J W M Busch, ophthalmologist,b Linda de Graaf, pharmacist,c Willem L Diemont, internistc
aDepartment of Ophthalmology, Laurentius Hospital, 6043 CV Roermond, Netherlands, bMaxima Medical Center, 5631 BM Eindhoven, Netherlands, cThe Netherlands Pharmacovigilance Centre Lareb, Goudsbloemvallei 7, 5237 MH, s-Hertogenbosch, Netherlands
BMJ. 2003 Mar 15;326(7389):579.
Korrespondenzadresse: M P M ten Tusscher mtusscher@hotmail.com