Tocilizumab hemmt die Progredienz der Gelenkschädigung bei RA unabhängig von seinem anti-inflammatorischen Effekt: Disassoziation des Links zwischen Entzündung und Destruktion
Die Inhibition des IL-6 mit Tocilizumab (RoActemra®) plus Methotrexat verzögerte in der LITHE-Studie das Fortschreiten der Gelenkschädigung unabhängig vom Einfluss der Kombination auf die Krankheitsaktivität. Ähnliche Effekte sind bisher nur für TNF-Blocker berichtet worden. Die Auswirkungen der IL-6 Inhibition auf die Progression der Gelenkschäden bei RA gehört somit zu den aktuell intensivsten, die erreichbar sind.
Das Ausmaß und das Fortschreiten der Gelenkschädigung bei der rheumatoiden Arthritis (RA) ist im Wesentlichen auf den Grad des entzündlichen Prozesses – erkennbar an der Gelenkschwellung und den Akutphasereaktanten – zurückzuführen - so die langläufige Meinung.
Daher war auch die Beobachtung erstaunlich, dass TNF-Inhibitoren in Kombination mit Methotrexat (MTX), die Progression der radiologisch darstellbaren Gelenkschäden aufhalten können, auch wenn die Patienten weiterhin aktiv erkrankt sind. Bis heute sind ähnliche Beobachtungen mit anderen Biologika nicht berichtet worden.
Die Autoren haben sich daher in dieser Untersuchung mit der Frage beschäftigt, ob die Hemmung des Interleukin (IL)-6 durch Tocilizumab zusätzlich zu dem Effekt auf die Krankheitsaktivität direkt auf die Gelenkzerstörung einwirkt.
Dazu wurden Daten von Patienten aus der LITHE (The Tocilizumab Safety and the Prevention of Structural Joint Damage) Studie analysiert. Die Patienten litten zu Studienbeginn trotz einer MTX-Therapie an einer aktiven RA. In der Studie wurde die zusätzliche Therapie mit Tocilizumab (n=414) mit der zusätzlichen Gabe von Placebo (n=117) verglichen.
Die klinischen und serologischen Parameter zu Studienbeginn und nach einem Jahr wurden mit den Veränderungen im Gesamt-Sharp-Score modifiziert nach Genant (TGSS) abgeglichen. Außerdem wurden die Progression des TGSS, Erosions-Score und des Joint-Space-Narrowing-Score (JSN) in Gruppen mit niedriger und hoher Krankheitsaktivität und zwischen Placebo und Tocilizumab gegenübergestellt.
Unter der Therapie mit Tocilizumab waren die Veränderungen im TGSS geringer als bei den Patienten, die mit Placebo behandelt wurden. In der Placebo-Gruppe bestand eine signifikante Korrelation zwischen den Veränderungen im TGSS und den Basiswerten für den Simplified Disease Activity Index (SDAI) und die Scores für die geschwollenen Gelenke. Ähnlich Trends wurden für das C-reaktiv Protein beobachtet.
Eine vergleichbare Korrelation wurde zwischen de SDAI, dem Clinical Disease Activity Index und dem Disease Activity Score nach einem Jahr mit den radiologischen Veränderungen während dieses Jahrs berechnet.
Demgegenüber zeigte keiner der Basis-oder Einjahreswerte in der Tocilizumab plus MTX Gruppe eine signifikante Korrelation mit den radiologischen Veränderungen – ein Hinweis auf eine Disassoziation des Links zwischen Entzündung und Destruktion unter Tocilizumab.
Die Progression des TGSS, des Erosion- und JSN Scores war bei Patienten in Remission oder mit niedriger Krankheitsaktivität unabhängig von der Therapie vergleichbar (TGSS: Placebo, 0,4±1,1; TCZ, 0,2±0,7; p=NS). Bei Patienten mit moderater oder hoher Krankheitsaktivität unter Placebo war die radiologische Progression hingegen deutlich größer (TGSS: 1,2±2,2 vs 0,4±1,2; p=0.0009).
Fazit:
Die Inhibition des IL-6 mit Tocilizumab plus Methotrexat verzögerte in der LITHE-Studie das Fortschreiten der Gelenkschädigung unabhängig vom Einfluss der Kombination auf die Krankheitsaktivität. Ähnliche Effekte sind bisher nur für TNF-Blocker berichtet worden. Die Auswirkungen der IL-6 Inhibition auf die Progression der Gelenkschäden bei RA gehört somit zu den aktuell intensivsten, die erreichbar sind.
Literatur und Links
Tocilizumab inhibits progression of joint damage in rheumatoid arthritis irrespective of its anti-inflammatory effects: disassociation of the link between inflammation and destruction
Josef S Smolen1,2, José C Martinez Avila1, Daniel Aletaha1
Ann Rheum Dis doi:10.1136/annrheumdis-2011-200395, Published Online First 25 November 2011
Full Text
Weitere Informationen zur LITHE-Studie bei rheuma-online:
Mittwoch, 12.01.2011
Tocilizumab: 3-Jahresergebnisse der LITHE-Studie
Montag, 28.06.2010
Tocilizumab: 2-Jahresergebnisse der LITHE-Studie
Mittwoch, 17.06.2009
Aktuelles vom EULAR: Einjahresergebnisse der LITHE-Studie
Mittwoch, 29.10.2008
ACR 2008: LITHE – neue Studie zu Tocilizumab vorgestellt