Tocilizumab bei systemischer Juveniler idiopathischer Arthritis
Der Interleukin-6-Rezeptorblocker Tocilizumab zeigt in der Behandlung von Patienten mit systemischer Juveniler idiopathischer Arthritis (sJIA) eine hohe Wirksamkeit und Sicherheit. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Auswertung der TENDER-Studie, die beim diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) diskutiert wurde.
Die sJIA (auch: Morbus Still, Still-Syndrom) ist eine chronische Erkrankung mit systemischen Entzündungszeichen und Organbeteiligungen, für die es bisher keine kausale Therapie gibt.
Sie stellt mit rund 6% die seltenste, jedoch auch schwerste Form der Arthritis im Kindesalter dar. Bei bis zur Hälfte aller Fälle persistiert die Erkrankung bis in das Erwachsenenalter und führt zu Funktionsverlusten, Gelenkdestruktionen, Osteoporose und häufig zu einer kürzeren Lebenserwartung.
Bislang werden nur wenige, aus der Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) kommende Substanzen eingesetzt, die bei der sJIA jedoch meist nur ein unzureichendes Ansprechen zeigen, wie Frau Dr. Kirsten Minden, Charité – Universitätsmedizin Berlin, auf einer Presseveranstaltung der Roche Pharma AG und Chugai Pharma Marketing Ltd. erklärte. Speziell zugelassene Biologika gibt es für die sJIA nicht.
Neue Hoffnungen auf therapeutischen Fortschritt und eine Verbesserung der Behandlungssituation liegen im Einsatz moderner Biologika, so Minden. Der humanisierte Antikörper Tocilizumab, der spezifisch den Interleukin-6 (IL-6)-Rezeptor blockiert, hat seine hohe Wirksamkeit bereits bei der Behandlung von erwachsenen Patienten mit RA unter Beweis gestellt. Jetzt wird der Einsatz des Biologikums auch bei sJIA-Patienten untersucht.
TENDER-Studie: Signifikante Symptomverbesserung durch Tocilizumab
In der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Phase-III-Studie TENDER erhielten 112 Patienten im Alter von zwei bis 17 Jahren über zwölf Wochen Tocilizumab oder Placebo, sowie – als Basistherapie – stabile Dosen von Glukokortikoiden, Methotrexat oder nichtsteroidalen Antirheumatika [1].
75 Patienten erhielten alle zwei Wochen Tocilizumab in einer Dosierung von 8 mg/kg bei Körpergewicht > 30 kg bzw. 12 mg/kg bei < 30 kg. Die anderen 37 Patienten erhielten Placebo mit der Option, bei Symptomverschlechterung auf den IL-6-Rezeptorblocker zu wechseln.
Primärer Endpunkt der Studie war eine Verbesserung der klinischen Symptome um mindestens 30 % (JIA ACR30-Ansprechen) sowie kein Fieber in Woche 12. Dies erreichten nach dreimonatiger Behandlung 85 % der Patienten in der Tocilizumab-Gruppe gegenüber 24 % der Patienten in der Placebo-Gruppe
(p < 0,0001). Darüber hinaus erreichten 71 % der Patienten mit Tocilizumab ein JIA ACR70-Ansprechen und 37 % ein JIA ACR90-Ansprechen.
Die Reduktion der Entzündungsaktivität führte nach zwölf-wöchiger Behandlung zu einer Verbesserung der Lebensqualität der Kinder. Die deutliche Verringerung der Arthritissymptome weist auf eine effektive Wirksamkeit der IL-6-Rezeptorblockade hin, die auch von Kindern gut vertragen wird. Es traten keine neuen unerwarteten Sicherheitssignale auf. Insgesamt drei Patienten (4%) erlitten schwere unerwünschte Ereignisse (SAEs), die jedoch alle ohne Folgeerscheinungen abklangen.
Quellen:
1. De Benedetti et al., Ann Rheum Dis 2010; 69 (Suppl3): 146, Abstract
Presseveranstaltung der Roche Pharma AG und Chugai Pharma Marketing Ltd. Hamburg, 17. September 2010