TNF-alpha-Blockade ist nicht gleich TNF-alpha-Blockade: Wirksamkeit und Verträglichkeit nach Wechsel von Infliximab auf Etanercept und umgekehrt
Nach Therapiewechsel auf die jeweils andere Substanz wegen Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen zeigte sich eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des jeweils anderen TNF-alpha-Blockers
In der Vergangenheit standen für die Therapie der schwer verlaufenden, progredienten rheumatoiden Arthritis zwei TNF-alpha-Blocker mit zwei unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung: Der chimärische TNF-alpha-Antikörper Infliximab (Remicade) und der lösliche TNF-alpha-Rezeptor Etanercept (Enbrel).
Aus den klinischen Studien und aus der Anwendung in der täglichen rheumatologischen Praxis ist für beide Substanzen eine hohe Wirksamkeit auch bei Patienten belegt, die auf eine konventionelle krankheitsmodifizierende Therapie, z.B. mit Methotrexat, nicht oder nicht ausreichend angesprochen haben.
Aus den klinischen Studien und aus der Alltagspraxis wissen wir aber auch, daß sich bei einem Teil der Patienten die Krankheitsaktivität der Arthritis auch unter einer Therapie mit Remicade oder mit Enbrel nicht oder nicht ausreichend beeinflussen läßt. Bei anderen Patienten muß die Therapie wegen einer Unverträglichkeit oder wegen Komplikationen beendet werden.
In einer US-amerikanischen Studie aus Boston wurde nun unter der Leitung von H.T. Ang und S. Helfgott vom Massachusetts General Hospital untersucht, ob bei solchen Patienten der Therapiewechsel auf ein anderes TNF-alpha-blockierendes Konstrukt (Antikörper gegenüber löslichem Rezeptor oder umgekehrt) zu einem therapeutischen Ansprechen führt und ob die Therapieumstellung verträglich und sicher ist.
Dazu wurde bei 29 Patienten mit rheumatoider Arthritis, die auf die erste Behandlung mit einem TNF-alpha-Blocker nicht angesprochen hatten oder bei denen diese Therapie wegen Nebenwirkungen oder Komplikationen abgebrochen werden mußten, untersucht, ob eine Therapieumstellung von diesem TNF-Blocker auf das andere zur Verfügung stehende Präparat möglich ist.
Es zeigte sich, dass sowohl Patienten, die zunächst mit Etanercept (Enbrel) behandelt worden waren, als auch Patienten, die zunächst mit Infliximab (Remicade) therapiert wurden, auf das jeweilig andere Medikament anders ansprachen. Dies betraf zum einen die Anzahl der betroffenen Gelenke (schmerzhafte und geschwollene Gelenke), zum anderen auch die systemischen Entzündungsparameter, d.h. die Entzündungswerte im Blut. Im Einzelfall kam es bei Patienten, die unter einem der beiden TNF-Blocker keinen Rückgang der Gelenkentzündung verspürten, sehr wohl zu einer Verbesserung unter der Behandlung mit dem jeweils anderen.
Ähnlich verhielt es sich mit den Nebenwirkungen. Sowohl das Auftreten von allergischen Reaktionen als auch von Infektionen unter einem der beiden TNF-Blocker bedeutete nicht, dass es unter dem anderen TNF-Blocker zu gleichen Nebenwirkungen kam.
Eine Ausnahme war das Auftreten einer Anämie (Blutarmut). Kam es unter der Therapie mit einem der TNF-alpha-Blocker zu einer Anämie, so trat diese Nebenwirkung in den meisten Fällen ebenfalls nach Umsetzen auf den anderen TNF-alpha-Blocker auf.
Als Fazit kann man festhalten, dass es sinnvoll ist, bei Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen (u.U. mit der Einschränkung beim Auftreten einer Anämie) unter der Therapie mit einem der beiden gängigen TNF-alpha-Blockern einen Wechsel auf den jeweils anderen zu versuchen.
Literatur:
Ang HT, Helfgott S. Division of Rheumatology, Allergy and Immunology, Massachusetts General Hospital, Boston, MA 02215, USA. Do the clinical responses and complications following etanercept or infliximab therapy predict similar outcomes with the other tumor necrosis factor-alpha antagonists in patients with rheumatoid arthritis? J Rheumatol. 2003 Nov;30(11):2315-5.