Thalidomid zur Behandlung der schweren Formen bei Morbus Bechterew
Thalidomid - bekannt unter dem Handelsnamen Contergan - zeigt gute Therapieerfolge bei Bechterew-Patienten, deren Krankheitsaktivität mit anderen Medikamenten (ausgenommen den TNF-Blocker) nicht zu beherrschen ist
Thalidomid ist unter seinem Handelsnamen `Contergan´ bekannt von den schwerwiegenden Nebenwirkungen, die in den 60ziger Jahren auftraten. Seinerzeit wurde Thalidomid gerne als Beruhigungs- und Schlafmittel verordnet. Die schweren Mißbildungen, die das Medikament bei ungeborenen Kindern hervorrief, führten dazu, dass Thalidomid schnell vom Markt genommen wurde. In den letzten Jahren hat das Medikament ein Comeback bei verschiedenen Erkrankungen (z.B. Plasmocytom, bestimmte Hauterkrankungen und einige Autoimmunerkrankungen)erlebt. Es darf nur unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen verordnet werden und nur bei Patienten, die altersbedingt nicht zeugungsfähig sind oder eine strenge Verhütung betreiben.
Im Rahmen einer kleinen Studie wurde die Wirkung von Thalidomid auf Patienten mit außerordentlich schweren Verlaufsformen eines Morbus Bechterew untersucht. Die 13 Männer, die an der Studie teilnahmen, hatten keinen Therapieerfolg unter den üblichen Bechterew-Medikamenten (Cortisonfreie Antirheumatika, Sulfasalazin, Methotrexat).
Die Patienten wurden zunächst für eine Woche mit 100mg Thalidomid behandelt, anschließend wurde die Dosis für 23 Wochen verdoppelt. Um die Wirksamkeit nachweisen zu können wurden sowohl verschiedene Funktionstestungen (BASDAI, BASFI, BASG) als auch Blutwerte (Blutsenkung, C-reaktives Protein und IgA) erhoben.
Es stellten sich folgende Ergebnisse ein: drei Patienten mußten die Studie wegen eines allergischen Hautausschlages abbrechen. Zwei Patienten beendeten die Studie, weil sich keine Wirkung einstellte.
Acht Patienten vollendeten die 6 Studienmonate. Davon trat bei vier Patienten eine Verbesserung von mehr als 50% auf. Die restlichen vier Patienten berichteten zumindest von einer Verbesserung von mehr als 20% unter der Thalidomidtherapie. Insgesamt trat also bei 8 der 10 Patienten, die keine schwerwiegenden Nebenwirkung erlitten, innerhalb der 24 Behandlungswochen eine Besserung der Krankheitsaktivität auf.
Bei den Blutwerten kam es zu einem signifikanten Rückgang der Blutsenkung - am der Höhe des C-reaktiven Proteins und des IgA änderte sich hingegen nichts.
An leichteren Nebenwirkungen traten Mundtrockenheit, Schwindel und Verstopfung auf.
Die Autoren folgern, dass die Therapie mit Thalidomid bei Bechterew-Patienten, deren Krankheitsaktivität mit anderen Medikamenten (ausgenommen den TNF-Blocker) nicht zu beherrschen ist, eine vielversprechende Behandlungsalternative darstellt.
Literatur: Wei JC, Chan TW, Lin HS, Huang F, Chou CT. Division of Allergy, Immunology and Rheumatology, Chung Shan Medical University, Sec. 1, 110 Chien Kuo N. Road, Taichung 402, Taiwan, China. wei3228 Thalidomide for severe refractory ankylosing spondylitis: a 6-month open-label trial. J Rheumatol. 2003 Dec;30(12):2627-31.