Tetracycline zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis?
Tetracyclin ist ein altbewährtes Antibiotikum. Auf Grund bestimmter pharmakologischer Eigenschaften ist es jedoch auch zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis geeignet. Ob die Wirksamkeit der nebenwirkungsarmen und kostengünstigen Tetracycline mit den herkömmlichen Basismedikamenten oder mit den neuen Tumornekrose-Faktor Blockern vergleichbar ist, muß Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.
Tetracycline sind eine Gruppe von Breitbandantibiotika. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppe zählen Doxycyclin und Minocyclin. Eine kanadische Arbeitsgruppe von der Universität in Toronto trug die Daten von Studienergebnissen von 10 Studien der vergangenen Jahren zusammen, in denen die Wirksamkeit von Tetracyclinen bei rheumatoider Arthritis untersucht wurde.
Insgesamt zeigte sich, dass Tetracycline ebenso effektiv wie die Basismedikamente Gold oder Hydrochloroquin die Anzahl der Gelenkschwellungen und die Blutsenkungsgeschwindigkeit verbesserten. Hinsichtlich der Schmerzlinderung und des Allgemeinbefindens waren die Tetracycline sogar überlegen. In den vorliegenden Studien konnten Tetracycline jedoch nicht das Auftreten von radiologisch nachweisbaren Gelenkschäden verhindern.
Das beste Ansprechen auf Tetracycline zeigten Patienten mit positivem Rheumafaktor und einer Krankheitsdauer unter einem Jahr.
Aus der Gruppe der Tetracycline erwies sich Minocyclin in einer Dosierung zwischen 100-200mg/Tag als der wirksamste Vertreter.
Die Wirksamkeit der Tetracycline bei rheumatoider Arthritis wird auf anti-entzündliche Effekte zurückgeführt, die sie neben ihrer antibiotischen Wirkung aufweisen. Der anti-entzündliche Effekt kommt durch eine Unterdrückung von B- und T-Zellen sowie durch eine Hemmung der sogenannten Matrix-Metalloproteinasen zustande (dies sind Zellen, die hauptverantwortlich für die Entzündungprozesse bei rheumatoider Arthritis sind).
Die Nebenwirkungsrate unter Tetracyclintherapie war gering. Unter Minocyclin wurde in manchen Studie von Schwindel und Grauverfärbungen der Haut berichtet.
Inwieweit der Einsatz von Tetracyclinen - insbesondere von Minocyclin - langfristig mit der Wirksamkeit der etablierten Basismedikamente oder gar der TNF-Blocker konkurrieren kann muß allerdings erst in weiterführenden Studien untersucht werden. Dr. Stone von der Universität in Toronto ist mit seiner Arbeitsgruppe bereits dabei, entsprechende Studienprotokolle vorzubereiten.
Literatur: Stone M, Fortin PR, Pacheco-Tena C, Inman RD. Should tetracycline be used more extensively for rheumatoid arthritis ? Metaanalysis demonstrates clinical benefit with reduction in disease activity. J Rheumatol 2003 Oct; 30(10): 2112-22.
