Beschwerden ohne Befund: Schuld ist oft Feinstaub
Eine laufende Nase, gereizte Schleimhäute, juckende Augen und Atembeschwerden - bei Symptomen dieser Art vermuten viele Betroffene vor allem im Frühjahr eine Pollenallergie. Doch oft ist das Testergebnis trotz Beschwerden negativ. Experten vermuten, dass eine chemische Reaktion der Pollen mit Feinstaub die Beschwerden verursacht. Nachweisbar durch einen Allergietest ist dieses Phänomen jedoch bisher kaum.
"Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass die Pollen bedingt durch eine chemische Reaktion mit Feinstaub aggressiver werden", erklärt Dr. Utta Petzold, Allergologin bei der Barmer GEK. Beim Arzt werden aber nur unbelastete Pollenextrakte getestet. Das Ergebnis: Der Patient leidet an Symptomen, ohne dass eine Allergie nachgewiesen wurde. Petzold: "Wir müssen uns fragen, ob diese Tests noch zeitgemäß sind."
Abgase und die allgemeine Luftverschmutzung stehen schon lange im Verdacht, Allergieerkrankungen zu fördern. Bei den Pollen kann die Verbindung mit Feinstaub für eine Nitrierung, eine chemische Veränderung im Innern der Pollen, sorgen. "Bei nitrierten Pollen verändert sich deren allergenes Potenzial. Sie wirken stärker auf das Immunsystem und können heftigere allergische Reaktionen auslösen", so Petzold. Besonders Birkenpollen, die jetzt durch die Luft wirbeln, sind für die Nitrierung anfällig.
Menschen, die unter den typischen Allergiesymptomen leiden, erhoffen sich von einem Allergietest Klarheit und Behandlungsmöglichkeiten. "Beim Pricktest, bei dem Allergenextrakte auf die Haut gegeben und diese mit einer Lanzette angestochen wird, und auch in gängigen Blutuntersuchungen werden die nitrierten Pollen nicht berücksichtigt. Die Diagnose ist also schwierig und der Patient bleibt ratlos zurück", kritisiert die Allergologin und hofft, dass die Forschung dem Thema weiterhin Aufmerksamkeit widmet.
Mit Pressematerial der Barmer GEK