Studienergebnisse zur alleinigen Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit entzündungshemmenden `Rheumamitteln´
Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis mit entzündungshemmenden `Rheumamitteln´ alleine ist nicht ausreichend - dies bestätigten erneut Studienergebnisse aus dem UCLA Medical Center in Los Angeles.
Was passiert mit Patienten, die an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt sind, wenn sie nur mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden, aber keine Basistherapie erhalten?
Diese Frage beschäftigte eine amerikanische Arbeitsgruppe von der rheumatologischen Abteilung des UCLA Medical Centers in Los Angeles. Die Wissenschaftler behandelten 1433 Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) mit den cortisonfreien entzündungshemmenden Medikamenten - sogenannte NSAR (Nichtsteroidale Antirheumatika) - Etodoloac (300mg oder 1000mg pro Tag) oder Ibuprofen (2400mg pro Tag). Einen zusätzliche Basistherapie war in dieser Studie nicht zugelassen.
Beobachtet wurde zum einen der Verlauf der radiologischen Veränderungen im Handgelenk über einen Beobachtungszeitraum von 3 Jahren. Zum anderen wurde untersucht, wie lange RA-Patienten an einer Studie teilnehmen, wenn sie nur mit NSAR und nicht mit Basismedikamenten behandelt werden.
Verständlicherweise beendete nur eine geringe Anzahl von 19% der Studienteilnehmer die 3jährige Studie. 57% nahmen für mindestens 6 Monate teil, 46% für circa ein Jahr und 31% für circa 2 Jahre.
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass relativ viele Patienten unter der alleinigen Behandlung mit NSAR die Studie vorzeitig abbrachen. Die Ausfallsrate lag genauso hoch wie bei anderen Studien, in denen RA-Patienten eine Placebotherapie erhalten hatten.
Es zeigte sich, dass das Auftreten von Knochendefekten (Erosionen) und eine Verschmälerung des Gelenkspaltes als Zeichen des Knorpelschadens von der Studiendauer, der Höhe der Blutsenkungsgeschwindigkeit und des C-reaktiven Proteins, dem Rheumafaktor, der Anzahl der geschwollenen Gelenke und dem Vorhandensein von Erosionen zu Beginn der Studie abhängig war.
Die Anzahl der schmerzenden Gelenke und die Krankheitsdauer vor Beginn der Studie waren nur in geringem Ausmaß mit dem Fortschreiten von Erosionen verknüpft.
Keinerlei Zusammenhang bestand zwischen dem Fortschreiten der Erkrankung und dem Alter, dem Geschlecht, der gleichzeitigen Kortisoneinnahme und der Einnahme von Basismedikamenten in früheren Zeiten.
Insgesamt hatten die Patienten, die die gesamten drei Jahre an der Studie teilnahmen, eine geringere Krankheitsaktivität und somit auch ein geringeres Fortschreiten der radiologischen Veränderungen als die Patienten, die die Studie vorzeitig abbrachen (was auch nicht verwunderlich ist, da Patienten mit stärkerer Krankheitsaktivität ohne eine Basistherapie nicht gut zurecht kommen).
Literatur:
Paulus HE, Di Primeo D, Sharp JT, Genant HK, Weissman BN, Weisman MH, Sanda M.
Division of Rheumatology, UCLA Medical Center, Los Angeles, California, USA. Patient retention and hand-wrist radiograph progression of rheumatoid arthritis during a 3-year prospective study that prohibited disease modifying antirheumatic drugs.
J Rheumatol. 2004 Mar;31(3):470-81.
Anmerkung von Dr. Langer: Eine Studie an RA-Patienten über drei Jahre und Verbot einer DMARD-Therapie ist meines Erachtens unethisch. Unabhängig davon liefert sie einen wichtigen Erkenntnisgewinn:
1. Die Therapie mit den beiden NSAR - und ich denke, die Aussage ist auf alle NSAR übertragbar - bremst die Röntgenprogression genauso wenig wie die Therapie mit Placebo und
2. eine zusätzliche Therapie mit Cortison hat ebenfalls keinen Einfluß auf die Röntgenprogression, d.h. Cortison ist keine DMARD (Basismedikament) bzw. hat keine DMARD-Eigenschaften. Dies dürfte nicht nur für die Kombination mit NSAR gelten, sondern auch für die Cortison-Monotherapie. In Kombination mit DMARDs hingegen verstärkt Cortison die Hemmung der Röntgenprogression, d.h. Patienten mit DMARD plus Cortison haben weniger Röntgenprogression als Patienten mit einem DMARD alleine. Cortison ist damit ein Medikament, das in das klassische Schema der verschiedenen Medikamentengruppen nicht hineinpasst.