Streit um Arzthonorare
Deutschlands Kassenärzte können mit rund 300 Millionen Euro mehr Honorar im kommenden Jahr rechnen. Das haben die Verhandlungen zwischen dem Spitzenverband der Krankenkassen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ergeben. Ausschlaggebend für diese Entscheidung war das Votum eines unabhängigen Schlichters (Gesundheitsökonom Jürgen Wasem). Doch was auf den ersten Blick wie eine beachtliche Summe wirkt, sorgt unter bei der KBV für großen Unmut, denn sie hatte rund 3,5 Milliarden Euro mehr gefordert.
Einstimmig haben die Vorstände der 17 Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung daher ein Paket an Maßnahmen beschlossen. Davon betroffen sind 100.000 Praxen der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten. "Die Krankenkassen werden unsere gezielten Nadelstiche spüren. Unsere Maßnahmen werden nicht zu Lasten der Patienten gehen. Im Gegenteil: Die Ärzte werden eher mehr Zeit für ihre Patienten haben", erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler am Donnerstag in Berlin.
Nach der am 30. August getroffenen Entscheidung im Erweiterten Bewertungsausschuss, den Orientierungspunktwert um 0,9 Prozent zu steigern erklärte Köhler: "Eine Erhöhung des Orientierungswertes um niedrige 0,9 Prozent ist mit uns nicht zu machen. Seit 2008 haben die niedergelassenen Ärzte keinen Inflationsausgleich und keinen Ausgleich für gestiegene Praxiskosten erhalten. Deshalb haben wir eine Steigerung um elf Prozent gefordert. Dies auch vor dem Hintergrund, dass der betriebswirtschaftlich kalkulierte Punktwert im EBM bei 5,11 Cent liegt, wir aber bisher nur rund 3,5 Cent bekommen."
Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbandes forderte die Vertreter der Ärzte hingegen auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und sich an die gesetzlich vorgegebenen Regeln zu halten. Gleichzeitig weist der Verwaltungsrat die heftige Kritik an den Krankenkassen und dem GKV-Spitzenverband als inhaltlich unbegründet und im Ton unangemessen zurück. Zudem befürchtet der Verband nun, dass der Honorarstreit auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird.
Mit Pressematerial der KBV und des GKV-Spitzenverbandes
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