Störungen der Harnblasenfunktion sind beim Lupus Erythematodes häufig
Beim systemischen Lupus Erythematodes kommt es häufig auch zu einer Mitbeteiligung der Harnblase. Die Diagnose und die richtige Therapie sind für die Lebensqualität der Patienten enorm wichtig.
Die Arbeitsgruppe unter Leitung des taiwanischen Wissenschaftlers HJ Yu von der National Taiwan University in Taipei untersuchte das Auftreten von Harnblasenfunktionsstörungen bei Patienten mit systemischen Lupus Erythematodes (SLE). Dazu wurden 152 Patientinnen mit SLE über 15 Monate untersucht und mit 227 gesunden Frauen verglichen.
Die Frauen füllten zunächst einen standartisierten Fragebogen bezüglich ihrer Blasenfunktion aus. Patientinnen, die erhebliche Beschwerden angaben, wurden darüber hinaus mit speziellen urologischen Methoden untersucht (unter anderem Uroflowmetrie, Cystometrie, Urographie).
Es zeigte sich, dass Patientinnen mit SLE signifikant häufiger als gesunde Kontollpersonen unter einer Blasenfunktionsstörung litten. So klagten 20.4% über häufiges Wasserlassen (9.7% in der Kontrollgruppe). Auch Beschwerden wie Harndrang, Schmerzen im Beckenboden, unvollständige Blasenentleerung und abgeschwächter Urinstrahl waren bei Lupus-Patientinnen häufiger.
Bezüglich Inkontinenz (das ist die Fähigkeit den Urin zu halten) bestand kein Unterschied zur Kontrollgruppe.
Insgesamt war die Lebensqualität bei 20% der Lupus-Patientinnen durch die Blasenfunktionsstörung eingeschränkt.
Die Untersuchungen ergaben weiterhin, dass ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Blasenfunktionsstörung und der Krankheitsaktivität besteht. Ein Zusammenhang zwischen dem Alter der Patientin oder der Krankheitsdauer wurde nicht nachgewiesen.
Von den 32 Patientinnen mit ausgeprägten Blasenfunktionsstörungen wurden bei 29 weiterführende urologische Untersuchungen durchgeführt. Es fanden sich unter anderem eine verminderte Harnblasenkapazität, vermehrte Restharnbildung, erhöhter Harndrang sowie eine verminderte Urinflußrate.
Blasenfunktionsstörung sind bei SLE also häufiger als bisher angenommen. Es ist aus früheren Untersuchungen bekannt, das 1-2% der SLE-Patienten eine sogenannte Lupus-Cystitis entwickeln. Es handelt sich dabei um eine Harnblasenentzündung, die durch Ablagerungen von Immunkomplexen in den kleinen Gefäßen und den Muskelzellen der Harnblase verursacht wird. Die Wissenschaftler vermuten, dass es sich bei den oben beschriebenen häufigen Blasenfunktionsstörungen um eine abgeschwächte Form dieser Lupus-bedingten Blasenentzündung handeln könnte.
Da eine frühzeitige Cortisontherapie die Lupus-bedingte Blasenentzündung bessert und Folgeschäden an der Blasenfunktion verhindert, empfiehlt HJ. Yu, dass die Ärzte wachsamer gegenüber den Harnbeschwerden von Lupuspatienten sind und frühzeitig eine weiterführende Diagnostik und eine entsprechende Therapie in die Wege leiten.
Literatur: 1. Yu HJ, Lee WC, Lee KL, et al. Voiding dysfunction in women with systemic lupus erythematosus. Arthritis Rheum 2004 Jan; 50(1):166-172.