Ständig unter Strom - die Deutschen verlernen das Abschalten
Im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) hat Forsa im September 2013 bevölkerungsrepräsentativ 1.000 Erwachsene in Deutschland zur Stresslage der Nation befragt. Das Ergebnis ist alarmierend: Viele Deutsche stehen ständig unter Stress - auch in ihrer Freizeit.
Der Stresspegel der Deutschen steigt kontinuierlich: Fast sechs von zehn Deutschen empfinden ihr Leben als stressig - jeder Fünfte steht sogar unter Dauerdruck. Zu diesem Ergebnis kommt die in der vergangenen Woche vorgestellte Stressstudie "Bleib locker, Deutschland!" der TK.
Auch Menschen, die im Beruf sehr erfolgreich sind, sind betroffen. Sportlich sammelte Sven Hannawald jahrelang als Skispringer Siege und Platzierungen. Doch der Erfolg schützte ihn nicht vor einem Burn Out. Die Studie der Techniker Krankenkasse zeigt, dass viele Deutsche ebenfalls gefährdet sind, stressbedingt zu erkranken. Betroffenen rät Hannawald heute, erste Warnsignale des Körpers wie beispielsweise permanente Müdigkeit, ernst zu nehmen.
Laut Studie hat jeder Zweite das Gefühl, dass sein Leben in den vergangenen drei Jahren stressiger geworden ist. Besonders betroffen ist die Generation der Mittdreißiger bis -vierziger – im Spagat zwischen Kind und Karriere und nicht zuletzt den eigenen Eltern, die auch immer mehr Hilfe brauchen. In dieser Rushhour des Lebens sind acht von zehn gestresst, jeder Dritte sogar ständig.
Die größten Stressfaktoren: Job und eigene Ansprüche
Der größte Stresstreiber der Menschen ist der Job. Zwei Drittel der Berufstätigen nennen ihn als Stressfaktor. Allerdings: Schon an zweiter Stelle stehen die hohen Ansprüche der Menschen an sich selbst, die den Stresspegel in die Höhe treiben. "Nicht immer sind äußere Umstände die Ursache für die Anspannung, oft ist es auch eine Frage der inneren Einstellung", sagt der Vorsitzende des TK-Vorstands, Dr. Jens Baas.
Als alarmierend bezeichnet er allerdings die Tatsache, dass sich bereits 40 Prozent der Berufstätigen abgearbeitet fühlen, jeder dritte sogar ausgebrannt. "Ein stressfreier Arbeitsplatz ist eine Utopie - und auch kein erstrebenswertes Ziel", so Baas. Stress sei nicht per se negativ. "Entscheidend ist, dass man über genügend Ressourcen verfügt, die man dem Stress entgegensetzen kann". Und vielen gelingt dies auch: Jeder zweite Berufstätige sagt, dass Stress ihn anspornt, jeder fünfte läuft unter Druck sogar erst richtig zu Hochform auf.
Schaut man bei den Stressauslösern genau hin, zeigt sich: Es ist selten die Arbeitslast im Job allein, die den Stresspegel in die Höhe treibt. Kritisch wird es, wenn entweder soziale Belastungsfaktoren wie mangelnde - auch finanzielle - Anerkennung, zu wenig Handlungsspielraum und Konflikte mit Kollegen oder dem Chef hinzukommen.
Keine Energie mehr fürs Privatleben
Oder wenn aufgrund von privatem Stress der Ausgleich neben der Arbeit fehlt. Dies ist besonders oft bei berufstätigen Eltern der Fall. "Es ist die Work-Life-Balance, die insgesamt stimmen muss", sagt Baas. Steht einem fordernden oder auch monotonen Job ein entsprechender Ausgleich in der Freizeit gegenüber, kann das vieles kompensieren.
Eine Herausforderung für die Work-Life-Balance ist zudem, dass sich Arbeit und Freizeit immer schlechter trennen lassen. "Vier von zehn Berufstätigen geben an, dass sie ständig erreichbar sind, mehr als jedem dritten gelingt es auch nach Feierabend und am Wochenende nicht, richtig abzuschalten", sagt Forsa-Geschäftsführer Professor Manfred Güllner.
Und "always on", stets im Bereitschaftsmodus zu sein, geht auf Dauer an die Substanz. So bleibt der Stresspegel auch in der Freizeit oben, die so wichtigen Regenerationsphasen für Körper und Seele kommen zu kurz. Körperliche Beschwerden sind oft die Folge: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gereiztheit - bei allen Beschwerden dasselbe Bild: Gestresste Menschen sind eher betroffen. Laut Studie geht es nur sieben Prozent der stark Gestressten sehr gut, gegenüber jedem Vierten, der selten oder nie im Stress ist (24 Prozent).
Mit Pressematerial der Techniker Krankenkasse