Spannend: Interleukin-6 (IL-6) als Biomarker- und Zielzytokin bei früher rheumatoider Arthritis
Untersuchungen von Patienten der französischen ESPOIR-Früharthritis-Kohorte zeigen: Interleukin-6 (Il-6) trennt bei früher Arthritis zwischen RA und undiffenzierter Arthritis und ist ein Risikoindikator für einen erosiven Verlauf.
710 Patienten der französischen ESPOIR-Früharthritis-Kohorte wurden nach einem Jahr daraufhin untersucht, ob sie die ACR-Kriterien von 1987 für die rheumatoide Arthritis erfüllten (n= 578) oder ob bei ihnen eine undifferenzierte Arthritis vorlag (n= 132).
Patienten-Serumproben, die eingangs vor Therapiebeginn entnommen worden waren (Cortison- und DMARD- naïve Patienten) und von 50 Kontrollpersonen wurden mittels Luminex auf ein breites Spektrum von Zytokinen untersucht (IL-1beta, IL1-RA, IL-2, IL-4, IL-6, IL-10 IL-17, MCP-1, TNF-alpha, IFN-gamma).
Als radiologische Progression wurde ein Anstieg im radiologischen Gesamtscore (Sharp/van der Heijde, SHS) von >=zwischen Eingangswert und nach einem Jahr definiert.
Die Serumspiegel aller Zytokine waren bei Patienten mit RA und UA im Vergleich zu den Kontrollpersonen erhöht. IL-6 war das einzige Zytokin, das zwischen RA und undifferenzierter Arthritis diskriminierte. Dabei zeigte sich bei den RA-Patienten gegenüber den Patienten mit undifferenzierter Arthritis ein significant höherer Prozentsatz von erhöhten IL-6-Spiegeln (70.2 % vs 44.3 %, p<0.0001).
Ein IL-6-Nachweis zu Beginn war außerdem mit der Diagnose einer RA nach einem Jahr assoziiert (multivariate Analyse, OR 1.9, 95%CI [1.2-2.9], p= 0.004), zusammen mit anti-CCP-Positivität, OR 5.1 [2.9-8.7], p<0.001), wohingegen BSG und CRP keine signifikanten Assoziationen aufwiesen (OR 0.99, [0.9-1.0], p= 0.6 für BSG und OR 1.0 [0.9-1.1], p= 0.5 für CRP).
Patienten mit initialem IL-6-Nachweis hatten significant höhere Spiegel von beta2-Mikroglobulin, IgG-kappa und lamba-FLCs und waren häufiger Rheumafaktor und anti-CCP-positiv.
Der Anteil von RA-Patienten mit Erosionen bereits zu Beginn und mit einer radiologischen Progression im Verlauf war bei Patienten mit nachweisbarem IL-6 höher.
In einer multivariaten Analyse war der Nachweis von IL-6 zu Beginn assoziiert mit einer radiologischen Progression nach einem Jahr (OR 2.5 [1.4-4.3], p= 0.001), zusammen mit einer anti-CCP-Positivität (OR 2.0 [1.1-3.7], p= 0.02) und dem Nachweis von Erosionen zu Beginn (OR 3.3 [2.1-5.3], p< 0.001), wohingegen auch hier BSG und CRP keine Assoziation aufwiesen.
Die Autoren schließen, daß bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis die Serumspiegel von IL-6 im Vergleich zu undifferenzierten Arthritiden unabhängig von der systemischen Entzündungsaktivität und der TH1/Th17-Zytokin-Sekretion erhöht sind.
Bei früher rheumatoider Arthritis sind erhöhte IL-6-Spiegel mit einer höheren Krankheitsaktivität, einer Aktivierung von B-Zellen und einer erhöhten radiologischen Progression nach einem Jahr assoziiert.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, daß die Blockade von IL-6 einen interessanten Ansatzpunkt bei der medikamentösen Therapie der frühen rheumatoiden Arthritis darstellt.
Referenz:
Jacques-Eric Gottenberg, University Hospital of Strasbourg, Strasbourg, France, Pascale Roux-Lombard, Hôpitaux Universitaires de Geneve, Genève, Switzerland, Beatrice Ducot, Biostatistics, Bicetre Hospital, France, Jean-Michel Dayer, CMU. Office 9000, Geneva 4, Xavier Mariette, Bicetre Hospital, Paris-Sud University, Le Kremlin Bicetre, France and Cedric Lukas, Lapeyronie hospital, Montpellier, France: In Early RA, Increased IL-6 Levels Drive B-Cell Activation and Are Associated with Disease Activity and 1-Year Radiographic Progression, Independently From CRP and Other Proinflammatory Cytokines: Results From the ESPOIR Cohort. ACR 2009, Philadelphia, Abstr. 390