Sofortiger und verzögerter Einfluss oraler Glukokortoide auf das Risiko schwerer Infektionen bei älteren Patienten mit rheumatoider Arthritis
Die Glukokortikoidtherapie ist bei älteren RA-Patienten mit einem Infektionsrisiko verbunden. Eine laufende oder kürzlich abgesetzte Cortisontherapie hatte den größten Einfluss auf das Infektionsrisiko. Aber auch die kumulativen Auswirkungen von Kortikoiddosen, die während der letzten zwei bis drei Jahre eingenommen worden waren, beeinflussten das Risiko noch.
Ziel dieser Untersuchung war, den Zusammenhang zwischen dem Risiko für schwere Infektionen und einer laufenden bzw. vorangegangener Glukokortikoidtherapie bei älteren Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) zu untersuchen.
In einer Fall-Kontroll-Analyse wurden 1.947 Fälle mit schweren Infektionen Kontrollen zugeordnet, die aus 16.207 RA-Patienten im Alter ≥65 Jahren von 1985 bis 2003 in Quebec, Kanada selektiert worden waren.
Mithilfe konventioneller Modelle und gewichteter Modelle mit kumulativen Dosierungen (WCD) wurden adjustierte Odds Quotienten* für die Assoziation zwischen Infektionen und verschiedenen Glukokortikoidmustern veranschlagt.
Das WCD-Modell lieferte bessere Ergebnisse bei der Risikoabschätzung als die konventionellen Modelle. Die aktuelle oder kürzlich abgesetzte Glukokortikoidtherapie hatten die größten Auswirkungen auf das aktuelle Infektionsrisiko.
Glukokortikoiddosen, die bis zu 2,5 Jahre vorher eingenommen worden waren, waren auch noch mit einem erhöhten Risiko assoziiert, wenngleich in einem geringeren Ausmaß.
Nahm ein Patient 5 mg Prednisolon ein, hatte er ein um 30 %, 46 % oder 100% erhöhtes Risiko, an einer schwerwiegenden Infektion zu erkranken, wenn er das Glukokortikoid durchgehend mindestens drei, sechs Monate oder drei Jahre durchgängig eingenommen hatte.
Das Risiko einer Einnahme von 5 mg Prenisolon über mindestens drei Monate war dem Risiko einer Einnahme von 30 mg über mindestens einen Monat vergleichbar.
Bereits das Absetzen einer zweijährigen Therapie mit 10 mg Prednisolon über einen Zeitraum von sechs Monaten halbierte das Infektionsrisiko im Vergleich zu einer weiter laufenden Therapie.
Fazit:
Die Glukokortikoidtherapie ist bei älteren RA-Patienten mit einem Infektionsrisiko verbunden. Eine laufende oder kürzlich abgesetzte Cortisontherapie hatte den größten Einfluss auf das Infektionsrisiko. Aber auch die kumulativen Auswirkungen von Kortikoiddosen, die während der letzten zwei bis drei Jahre eingenommen worden waren, beeinflussten das Risiko noch.
*Das Quotenverhältnis (Odd Ratio) ist ein Maß für die Stärke, mit der ein vorhandener Risikofaktor mit dem Auftreten einer Erkrankung zusammenhängt. Zum Vergleich wird eine Gruppe herangezogen, deren Mitglieder diesen Risikofaktor nicht aufweisen
Literatur und Link
Immediate and delayed impact of oral glucocorticoid therapy on risk of serious infection in older patients with rheumatoid arthritis: a nested case–control analysis
William G Dixon, Michal Abrahamowicz, Marie-Eve Beauchamp, David W Ray, Sasha Bernatsky, Samy Suissa, Marie-Pierre Sylvestre
Abstract