Sekundäres Raynaud-Phänomen bei rheumatoider Arthritis
22% der Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) weisen ein Raynaud-Phänomen der Hände auf. Entwickelt sich das Raynaud-Phänomen erst nach der RA, so erleiden diese Patienten häufig eine erosive Verlaufsform ihrer Erkrankung.
Unter einem Raynaud-Phänomen oder Raynuad-Syndrom versteht man eine anfallsartig auftretende Verkrampfung der kleinen Blutgefäße von Händen und Füssen. Dieser Gefäßkrampf führt anfangs zu einer Blauverfärbung der Finger oder Zehen, die dann häufig in eine Weißverfärbung und abschließend in eine überschießende Rötung übergeht. Auslöser ist meist Kälteeinfluß oder aber das Einwirken von Streßfaktoren.
Tritt das Raynaud-Phänomen alleine - also ohne weitere Erkrankung auf - so spricht man von einem primären Raynaud-Phänomen. Häufiger ist es aber ein Begleitsyndrom rheumatischer Erkrankungen (sogenanntes sekundäres Raynaud-Phänomen). Typisch ist das Raynaud-Phänomen für die Sklerodermie, bei der nahezu alle Patienten darunter leiden, was oft zu schmerzhaften Geschwüren an den Finger- oder Zehenendgliedern führt.
Seltener tritt das Raynaud-Phänomen auch bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) auf.
In einem Posterbeitrag stellten die Wissenschaftler Dr. JE Pope und J.Al-beshri von der Universitätsklinik Western Ohio in London auf dem diesjährigen 4.Weltkongreß für Gelenkforschung in Montreal ihre Beobachtungen zum Raynaud-Phänomen bei RA-Patienten vor.
Von 329 RA-Patienten wiesen immerhin 22% ein Raynaud-Phänomen auf. Das Auftreten war unabhängig von Geschlecht und Alter des Patienten sowie von der Dauer der Erkrankung. Die Wissenschaftler konnten feststellen, dass diejenigen Patienten, die das Raynaud-Phänomen vor Auftreten ihrer rheumatoiden Arthritis bemerkten, seltener Erosionen (das sind kleine Defekte an den Gelenken, die sich im Röntgenbild darstellen) entwickeln, als Patienten, bei denen das Raynaud-Phänomen erst im Laufe der RA zu Tage trat.
Insbesondere wenn RA Patienten eine sogenannte Sklerodaktylie aufwiesen, bestand gleichzeitig ein Raynaud-Phänomen (34%). Unter Sklerodakylie versteht man eine Verhärtung und Verengung der Haut über den Fingern, was die Finger oft sehr schmal erscheinen läßt und zu Bewegungseinschränkungen führen kann (wiederum ein typisches Zeichen für eine Sklerodermie). RA Patienten mit Sklerodaktylie entwickelten ebenfalls häufiger als RA-Patienten ohne Sklerodaktylie eine erosive Verlaufsform (86% versus 72%).
Das sekundäre Raynaud-Phänomen im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis und/oder das Vorhandensein einer Sklerodaktylie sind nach diesen Untersuchungen Hinweise auf eine erosive und damit aggressive Verlaufsform der rheumatoiden Arthritis zu werten.
Literatur: Pope JE, Al-beshri J. Raynaud's phenomenon secondary to rheumatoid arthritis may be predictive of more erosive disease. Arthritis Res Ther 2004; 6 (Suppl 3 ):75