Seitliche Funktionsaufnahmen der Halswirbelsäule bei rheumatoider Arthritis wichtig
Nahezu 10% der Patienten mit rheumatoider Arthritis entwickeln in den ersten beiden Krankheitsjahren eine Mitbeteiligung der Halswirbelsäule. Mit Hilfe seitlicher Funktionsaufnahmen lässt sich im Röntgenbild eine Instabilität des atlanto-axialen Gelenkes der Halswirbelsäule frühzeitig feststellen.
Es ist bekannt, dass es im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis oder anderer entzündlich-rheumatischer Erkrankungen zu einer Mitbeteiligung der Halswirbelsäule und ihren Bandstrukturen kommen kann. Chronische Entzündungsprozesse können die Bandstrukturen der Halswirbelsäule schädigen, sodass die Stabilität zwischen dem ersten Halswirbel (Atlas) und dem zweiten Halswirbel (Axis) gefährdet wird. Der Atlas ist ringförmig und trägt den Kopf. Der Axis bildet zusammen mit dem Atlas das atlanto-axial Gelenk, welches nicht nur dem Kopf, sondern auch der gesamten Halswirbelsäule die Beweglichkeit verschafft.
Die Folgen einer Instabilität in diesem Gelenk können verheerend sein und schlimmsten Falles zu einer hohen Querschnittslähmung führen.
Dr. Markku Kauppi (Rheumatism Foundation Hospital, Heinola, Finnland) empfiehlt daher, eine Röntgenuntersuchungen der Halswirbelsäule in das Routineprogramm bei Patienten mit rheumatoider Arthritis zu integrieren. Seiner Meinung nach sei es vertretbar, zunächst eine seitliche Aufnahme in endgradiger Beugehaltung durchzuführen. Finden sich hierbei irgendwelche Auffälligkeiten wie Knochendefekte (Erosionen) oder eine Subluxation, so sollte obendrein eine Röntgenaufnahme in voller Streckung erfolgen. Besser sei es jedoch, jeden Patienten mit rheumatoider Arthritis im Laufe seiner Erkrankung in beiden Funktionsstellungen zu röntgen. Bei ausgeprägter Krankheitsaktivität empfiehlt der Experte, die Röntgenaufnahmen alle drei bis vier Jahre zu wiederholen.
Immerhin ist eine Instabilität des atlanto-axialen Gelenkes bei der rheumatoiden Arthritis keine Rarität. Laut Kauppi seien davon rund 10% der Patienten bereits in den ersten zwei Krankheitsjahren betroffen, mit steigender Tendenz in Abhängigkeit von der Krankheitsaktivität.
Erstaunlicherweise scheint die Kernspinuntersuchung dem konventionellen Röntgen zur Beurteilung der atlanto-axialen Stabilität nicht unbedingt überlegen zu sein. 50% der instabilen atlanto-axial Gelenke, die in den Funktionsaufnahmen zur Darstellung kommen, blieben im Kernspin unerkannt. Die Kernspinuntersuchung ist allerdings zum Nachweis einer akuten Entzündung der Gelenkschleimhaut die Untersuchungsmethode der Wahl. Auch die Einengung von Nervengewebe durch das instabile Gelenk läßt sich im Kernspin gut darstellen. Kauppi hält jedoch eine Kernspinuntersuchung im Allgemeinen für verzichtbar und sieht ihren Einsatz hauptsächlich vor einer Operation gerechtfertigt.
Die Behandlung der atlanto-axialen Instabilität ist meist konservativ. Sie besteht von medikamentöser Seite aus einer effektiven Basistherapie in Kombination mit cortisonfreien Rheumamitteln (NSAR) zur Schmerztherapie. Darüberhinaus sind vorsichtige Massagen und Krankengymnastik sowie eine Halskrawatte geeignet, um Schmerzen und Risiken zu reduzieren. In schweren Fällen, vorallem bei Beeinträchtigung des Halsmarkes lässt sich allerdings eine Operation nicht umgehen.
Literatur:
1. Kauppi MJ, Barcelos A, da Silva JAP. Cervical complications of rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis 2005; 64:355-358.