Rotwein und Schoki, Fisch, und Knofi für den Rheumapatienten- und das mit dem Segen der Wissenschaft
Patienten mit rheumatischen Erkrankungen tragen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauferkrankungen. Durch die Umstellung der Ernährung auf die sogenannte `polymeal´ ließe sich dieses Risiko auch ohne Tabletten verringern
Rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Lupus Erythematodes und andere Autoimmunerkrankungen gehen mit einem circa dreifach gesteigerten Risiko für Herzkreislauferkrankungen (wie z.B.Herzinfarkt) einher.
Änderungen der Ernährungsgewohnheiten können einen erheblichen Beitrag dazu leisten, dieses Risiko zu minimieren. Insbesondere wenn man bestimmte Substanzen einzelner Nahrungsmittel kombiniert, die einen schützenden Effekt auf die Gefäße ausüben. Dr. Oscar H. Franco (Erasmus University Medical Center, Rotterdam, the Netherlands), wies die Wirksamkeit einer solchen optimalen Kombinationsdiät im Rahmen einer rückblickenden Studie nach. Unter dem Name `polymeal´ - was soviel bedeutet wie `reichhaltige Mahlzeit´propagandierte Franco eine tägliche Kost, die aus dunkler Schokolade, Mandeln, Früchten, Gemüse, Knoblauch und Wein besteht, dazu kommt viermal wöchentlich eine Fischmahlzeit
Diese Art der Ernährung stelle eine schmackhafte, billige und sicher Möglichkeit dar, das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen zu senken und damit die Lebenserwartung zu erhöhen - so Franco.
Nach Schätzungen des Wissenschaftlers lasse sich das Risiko für Herzkreislauferkrankungen durch `polymeal´ theoretisch um 76% vermindern. Diese 76% setzen sich aus der Risikoreduktion der Einzelkomponenten zusammen ( 150ml Wein /Tag = 32%, 114 g Fisch / viermal wöchentlich = 14%, 100g dunkle Schokolade/Tag = 21%, 400g Gemüse oder Früchte /Tag = 21%, 2,7g Knoblauch /Tag = 25% und 68g Mandeln/Tag = 12,5% ). Zu diesen prozentualen Angaben über die Risikoreduktion gelangt Franco mit seiner Arbeitsgruppe nach Auswertung und statistischer Aufbereitung von Daten großer kontrollierter Studien (Framingham Heart Study and the Framingham Offspring Study) zu diesem Thema.
Glaubt man den statistischen Ergebnissen, so lassen sich durch die `polymeal´ phänomenale Effekte erzielen. So ließe sich durch diese Ernährung die Lebenserwartung von Männern um 6.6 Jahre und von Frauen um 4.8 Jahre steigern. Das Auftreten einer Herzkreislauferkrankung würde sich bei Männern um 9 Jahre und bei Frauen um 8,1 Jahre heraus zögern lassen. Dies seien überwiegend Folgen der positiven Effekte, die die `polymeal´ unter anderem auf den Cholesterin-Spiegel und den Blutdruck ausübe. So senke zum Beispiel der Genuß von 100mg dunkler Schokolade, die reich an Antioxidantien ist, den systolischen Blutdruck um 5.1mmHg und den diastolischen um 1.8mmHg.
Kritische Stimmen bezweifeln allerdings, ob die Risikoreduktion der Einzelkomponenten einfach zusammen gezählt werden kann. Um eine Aussage über die gesamte Risikoreduktion treffen zu können, seien weitere Studie notwendig, die in die Zukunft gerichtet sind (prospektiv).
Dr. Stephen P Glasser (University of Alabama at Birmingham) hält die Berechnungen von Franco für höchst interessant. Auch wenn sie bislang nur theoretischer Natur seien, so decken sie sich die Empfehlungen ziemlich mit den Empfehlungen anderer Ernährungswissenschaftler. Die Diät ist leicht um zu setzen und geschmacklich ansprechend - zwei wichtige Voraussetzungen dafür, dass sie auch auf Dauer durch gehalten werden kann.
Insbesondere Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis haben durch Umstellung der Ernährung eine Möglichkeit zur Verfügung, das gesteigerte Risiko für Herzkreislauferkrankungen auch ohne die Einnahme zusätzlicher Medikamente zu senken. Nicht übersehen werden darf allerdings, dass die Empfehlung eines regelmäßigen Weingenuß nicht für Patienten, die unter einer Methotrexat oder Leflunomid-Therapie stehen, gelten kann, da selbst durch die geringe Alkoholmenge die Gefahr einer Leberschädigung erhöht wird.
Literatur:
Franco OH, Bonneux L, de Laet C, et al. The polymeal: a more natural, safer and probably tastier (than the polypill) strategy to reduce cardiovascular disease by more than 75%. BMJ 2004; 329:1447-1450.