Rituximab: Die FDA sieht beschleunigtes Zulassungsverfahren vor
Die US-amerikanische Zulassungsbehörde wird die Zulassungserweiterung für Rituximab zur Therapie der schweren rheumatoiden Arthritis bis Februar 2006 entschieden haben.
Cambridge, Mass. and South San Francisco, Calif., 31. Oktober 2005. In einer gemeinsamen Presserklärung teilten Biogen Idec, Inc. und Genentech, Inc., die beiden US-amerikanischen Herstellerfirmen von Rituximab (Handelsname in den USA Rituxan; in Europa wird das Präparat von dem Schweizer Unternehmen Roche unter dem Namen MabThera hergestellt) mit, daß die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA entschieden hat, den Antrag auf Zulassungserweiterung von Rituximab für die schwere, aktive rheumatoide Arthritis in einem vorgezogenen, beschleunigten Verfahren zu prüfen (Priority Review Designation).
Dieses Verfahren wird angewandt, wenn von der Zulassung eines Medikaments ein erheblicher Fortschritt bei der Therapie einer Erkrankung erwartet wird.
Der Zulasungsantrag war am 29. August 2005 für die Therapie der aktiven rheumatoiden Arthritis gestellt worden, die zuvor auf eine vorausgegangene Therapie mit einem TNF-alpha-Blocker nicht oder nicht ausreichend angesprochen hatte.
Grundlage des Antrages sind die Daten der REFLEX-Studie, einer Phase-III-Studie, in der die RA-Patienten unter Fortführung einer stabilen Methotrexat-Therapie mit einem einzigen Kurs Rituximab behandelt wurden (dieser Kurs umfaßte 2 Infusionen des Präparats im Abstand von 14 Tagen).
In die Studie aufgenommen wurden Patienten mit einer besonders schwierig zu behandelnden rheumatoiden Arthritis. Sie hatten alle vorher mindestens eine, z.T. sogar mehrere Therapien mit TNF-alpha-Blockern bekommen und darauf nicht oder nicht ausreichend angesprochen oder diese Substanzen nicht vertragen.
Im Vergleich zu Placebo, d.h. einem Scheinmedikament, kam es unter der einmaligen Rituximab-Therapie zu einer signifikanten Verbesserung der ACR-Response. Die genauen Daten dieser Studie werden November auf dem diesjährigen ACR-Kongreß in San Diego präsentiert werden; wir werden von dort entsprechend berichten.
Die Verträglichkeit der Therapie war nach Angabe der Presseerklärung gut. Die Hauptnebenwirkungen von Rituximab waren danach Kopfschmerzen, Infektionen der oberen Luftwege und Erkältungssymptome im Nasen- und Rachenbereich. Die Häufigkeit ernsthafter Nebenwirkungen war im Behandlungsarm und in der Placebo-Gruppe gleich hoch. Über den Studienzeitraum von 24 Wochen gab es insgesamt keine Signale für schwerwiegende Sicherheitsbedenken. Allerdings ist der Zeitraum sehr kurz, deshalb ist von den Herstellerfirmen ein Sicherheitsmonitoring auch nach Abschluß der Studie und über längere Zeiträume vorgesehen.
Quelle: Presseerklärung von Biogen und Genentech vom 31. Oktober 2005
Über Rituximab
Rituximab fällt in die Substanzklasse der biologischen Medikamente und richtet sich gegen B-Zellen, speziell CD20+B-Zellen, d.h. eine Gruppe von Zellen des Immunsystems. Rituximab ist ein monoklonaler Antikörper, der gezielt diese CD-20-positiven Zellen besetzt und sie damit weitgehend eliminiert.
Der Antikörper wurde ursprünglich entwickelt, um das überschießende und unkontrollierte Wachstum dieser Zellen bei einer bösartigen Erkrankung des lymphatischen Systems, den B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphomen, zu stoppen. Bei der Therapie dieses hochgefährlichen Krebsart hat Rituximab die Behandlung revolutioniert und zu einer weiteren, entscheidenden Verbesserung der Prognose bei diesen Patienten beigetragen.
Da die B-Zellen allerdings nicht nur bei Non-Hodgkin-Lymphomen, sondern auch bei anderen, „gutartigen“ immunologischen Erkrankungen eine Rolle spielen (u.a. bilden B-Zellen bei der rheumatoiden Arthritis den Rheumafaktor; daneben sind sie für eine Reihe anderer Effekte bei dem Start und der Ausbreitung dieser Erkrankung verantwortlich), wurde Rituximab in Pilotstudien auch bei der Therapie dieser Erkrankungen eingesetzt (über die mehr als überraschenden Ergebnisse bei der rheumatoiden Arthritis haben wir in rheuma-online bereits vor längerem berichtet, s.u.).