Risiko für solide Tumore bei Patienten unter TNF-Blockern: Ergebnisse aus dem Biologika-Register der British Society for Rheumatology
Wissenschaftler des «British Society for Rheumatology Rheumatoid Arthritis Register» stellen in ihrer aktuellen Publikation in «Annals of the Rheumatic Diseases» fest: Das Hinzufügen von TNF-Inhibitoren zu einer bestehenden Therapie mit traditionellen Disease Modifying Anti-Rheumatic Drugs (DMARDS) führt nicht zu einer Veränderung des Krebsrisikos bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA).
Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Risiko für bestimmte solide Tumore, insbesondere Lungenkrebs.
Der Tumurnekrosefaktor (TNF) spielt in der Entstehung und Progression von Tumoren eine komplexe Rolle. Früh in der Entwicklung der TNF-Inhibitoren war man daher besorgt, dass diese neue Substanzklasse zu einem erhöhten Risiko von Krebserkrankungen bei RA-Patienten führen könne. Daher wurden Patienten mit bestehenden malignen Tumoren von der Mehrzahl der durchgeführten randomisierten kontrollierten Studien ausgeschlossen.
Anhand der Daten einiger Langzeit-Beobachtungsstudien wurde bereits berichtet, dass kein Zusammenhang zwischen der Therapie mit TNF-Inhibitoren und dem Krebsrisiko besteht [1, 2, 3, 4, 5].
Ziel der jetzt in Annals of the Rheumatic Diseases zunächst online und voll zugänglich publizierten Studie war, das Neuauftreten solider Tumore bei RA-Patienten zu analysieren und diese Ergebnisse mit den Daten von Biologika-naiven RA-Patienten, die mit klassischen DMARDs behandelt wurden, zu vergleichen.
Zusätzliche Untersuchungsziele waren i) die organspezifischen Risiken zu ermitteln und ii) die Überlebenszeit nach der Tumordiagnose bei Patienten unter TNF-Blockern mit der der DMARD-behandelten Patienten zu vergleichen.
Als Quelle für die Daten der RA-Patienten diente das British Society for Rheumatology Biologics Register, eine nationale prospektive Kohortenstudie, die im Jahr 2001 begonnen wurde, um die Sicherheit von TNF-Antagonisten im Langzeitverlauf zu überwachen.
Die Daten der RA-Patienten wurden mit den Daten nationaler Krebsregister abgeglichen: bis zur Diagnose eines soliden Tumors, bis zum Tod, 5 Jahre lang oder bis zum Jahr 2011.
Insgesamt wurden das Neuauftreten erster Tumore bei 11.767 RA-Patienten unter TNF-Antagonisten ohne vorangegangene Krebserkrankungen mit der Tumorinzidenz bei 3.249 RA-Patienten unter traditionellen DMARDs und ebenfalls ohne vorangegangene Krebserkrankungen verglichen.
Unter der Therapie mit TNF-Inhibitoren traten 427 solide Tumore per 52.549 Patientenjahre auf, was 81 per 10.000 Patientenjahre entspricht. Unter DMARDs wurden 136 Krebsfälle per 11.672 Patientenjahre (oder 117 per 10.000) berichtet.
Nach Korrektur der Daten um Baseline-Patientenmerkmale war das Risiko für das Auftreten solider Tumore unter TNF-Blockern im Vergleich zu DMARDs vergleichbar: Hazard Ratio (HR) 0,83 (95%iger Konfidenzintervall 0,64 bis 1,07).
Es bestand auch kein Unterschied für das relative Krebsrisiko zwischen den einzelnen TNF-Inhibitoren.
Die am häufigsten von Tumoren befallenen Körperregionen waren die Lunge, Brust, Dickdarm, die weiblichen Fortpflanzungsorgane sowie der Ösophagus und der Magen.
Einen statistisch signifikanten Unterschied bei der Überlebenszeit nach der Krebsdiagnose zwischen Patienten unter Therapie mit TNF-Blockern oder traditionellen DMARDs sahen die Autoren ebenfalls nicht.
Literatur und Links
Risk of solid cancer in patients exposed to anti-tumour necrosis factor therapy: results from the British Society for Rheumatology Biologics Register for Rheumatoid Arthritis
Louise K Mercer, Mark Lunt, Audrey L S Low, William G Dixon, Kath D Watson, Deborah P M Symmons, Kimme L Hyrich, BSRBR Control Centre Consortium
Ann Rheum Dis doi:10.1136/annrheumdis-2013-204851, Published Online First 31 March 2014
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Referenzen
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Abstract