Risiko eines Harnblasenkrebs bei Morbus Wegener erhöht.
Das Risiko, an einer bösartigen Neubildung der Harnblase zu erkranken, ist bei Patienten mit Morbus Wegener einerseites durch die oft lebensnotwenige Einnahme von Cyclophoshamid (z.B.Endoxan) erhöht. Unabhängig davon scheinen weitere Faktoren beim Morbus Wegener eine Rolle zu spielen, die das Harnblasenrisiko ebenfalls steigern.
Cyclophosphamid (Handelsname Endoxan) ist derzeit in der Therapie des Morbus Wegener immer noch das Medikament der Wahl, die entzündlichen Prozesse der Erkrankung zu stoppen. Daneben besitzt Cyclophosphamid noch eine Reihe weiterer Indikationen. So wird es zur Behandlung anderer Autoimmunkrankheiten (z.B. Sklerodermie, Lupus Erythematodes) ebenso eingesetzt, wie zur Therapie bestimmter Krebserkrankungen. Seit vielen Jahren weiß man, dass dieses wirksame Medikament aber auch gefährliche Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Neben der direkten Schädigung gesunder Zellen (z.B. Blutzellen), steigt das Risiko eines Harnblasenkrebs in Abhängigkeit der Cyclophosphamid-Dosis über einen längeren Behandlungszeitraum. Man spricht von der kummulativen Gesamtdosis, d. h. von der Menge an Cyclophosphamid, mit der der Körper im Laufe seines Lebens konfrontiert wird.
Wissenschaftler unter der Leitung von Frau A.Knight untersuchten an Hand einer schwedischen Wegener-Datenbank, wie sich das Risiko eines Harnblasenkrebs bei Patienten mit Morbus Wegener unter einer Cyclophosphamid-Therapie verhält.
Die Untersuchungen bestätigten, dass das Risiko mit der Höhe der Gesamt-Cyclophosphamid-Dosis linear ansteigt. So verdoppelt sich das Risiko jedesmal, wenn die Cyclophosphamid-Dosis um 10gr ansteigt.
Patienten, die Cyclophosphamid über ein Jahr lang erhielten trugen ein 8fach erhöhtes Risiko im Vergleich zu Patienten, die kein Cyclophosphamid erhielten.
Die Autoren sehen bei 25mg Cyclophosphamid insgesamt eine bedenkliche Schwelle, nach deren Überschreiten das Risiko einer Krebsentstehung im Bereich der Harnblase deutlich ansteigt.
Dennoch ist Cyclophosphamid das Medikament der Wahl bei schweren Verlaufsformen des Morbus Wegener. Oft bleibt besteht keine Alternative, so dass eine Cyclophosphamid-Therapie auch über den `kritischen Schwellenwert´ hinaus verabreicht werden muß. Nachweislich bietet die Begleittherapie mit MESNA (2-Mercaptoethan Sulfonat), das in der Regel während der Cyclophosphamid-Behandlung verabreicht wird einen gewissen Blasenschutz.
Dass jedoch nicht das Cyclophosphamid alleine für die Entstehung eines Harnblasentumors verantwortlich ist, lässt sich aus den bearbeiteten Daten ableiten. So entwickelten acht Patienten bereits vor der Diagnose eines Morbus Wegener einen Harnblasentumor. Vermutet wird, dass autoimmunologische Prozesse selbst ebenfalls das Risiko einer bösartigen Harnblasenerkrankung in die Höhe treiben.
Dr. Bernhard Hellmich von der Universität in Lübeck betont die Notwendigkeit einer regelmäßigen urologischen Untersuchung unter Cyclophosphamid-Therapie - vor allem dann, wenn sich im normalen Urinteststreifen rote Blutkörperchen nachweisen lassen (Mikrohämaturie).
Literatur:
1. Knight A, Askling J, Granath F, et al. Urinary bladder cancer in Wegener's granulomatosis: risks and relation to cyclophosphamide. Ann Rheum Dis 2004; 63:1307-1311.
2. Hellmich B, Kausch I, Doehn C, et al. Urinary bladder cancer in Wegener's granulomatosis: is it more than cyclophosphamide? Ann Rheum Dis 2004; 632:1183-1185.