Rheumatologische Versorgung in Deutschland: Besser, aber immer noch nicht gut
Das hat es unseres Wissens bisher noch nicht gegeben: Die Lage der rheumatologischen Versorgung landete neben einer mehr oder weniger attraktiven barbusigen Schönheit als Nachricht in Deutschlands bildreicher Gazette. Der Hintergrund: Das neue Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, das am 4. Juni in Berlin vorgestellt wurde. Danach sind wir im Bilde: Es gibt viel zu wenig internistische Rheumatologen. Eine frohe Botschaft: Betroffene gelangen eher in eine fachrheumatologische Betreuung.
Fortschritte in Diagnostik und Therapie, ein früherer Facharztbesuch und die überwiegend ambulante Versorgung der Betroffenen – das sind die wesentlichen Fortschritte, die die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie in ihrem aktuellen Memorandum herausstellt. Aber es gibt auch deutliche Defizite - wie die viel zu geringe Zahl an internistischen Rheumatologen und die mangelnde strukturelle Vernetzung der Versorgungsakteure. Das Memorandum fasst alle verfügbaren Studien mit Evidenz zusammen, um im Bezug auf die Betreuung Rheumakranker Änderungen im gesundheitspolitischen Diskurs anzustoßen.
1994 legte die Kommission Versorgung einen ersten Report vor über die „Grundzüge einer wohnortnahen kontinuierlichen und kooperativen Versorgung von chronisch Rheumakranken in der Bundesrepublik Deutschland“. Umfassende Änderungen in der Versorgungslandschaft sowie bessere Kenntnisse zur Epidemiologie machten eine Überarbeitung erforderlich. Dazu setzte die DGRh 2005 eine multidisziplinär und multiinstitutionell zusammengesetzte Kommission ein, deren Ergebnisse nun vorliegen.
Die wesentlichen Gesichtspunkte: In den letzten 14 Jahren hat sich die Epidemiologie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen nicht wesentlich geändert – die Häufigkeit der schweren rheumatischen Erkrankungen ist mit 1,5 Millionen Erwachsener und 15.000 Kinder in Deutschland anhaltend hoch und betrifft den weiblichen Teil der Bevölkerung stärker als den männlichen. Ein positiver Trend ist, dass Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen früher zum Rheumatologen kommen – Betroffene mit einer rheumatoiden Arthritis im Mittel nach 1,1 Jahren gegenüber zwei Jahren in 1994. Weitere Verbesserungen: Die Patienten erhalten häufiger eine langwirksame antirheumatische Therapie (früher so genannte "Basistherapie"), und es gibt eine Reihe neuer hochwirksamer Medikamente.
Für eine gute ärztliche Versorgung errechnete die Kommission einen Bedarf von einem internistischen Rheumatologen auf 50.000 erwachsene Einwohner. Um diesem Ideal zu entsprechen, bräuchte es mehr als doppelt so viele Rheumatologen (1.350), als es derzeit im niedergelassenen und ermächtigten Bereich (579) gibt. „ Es fehlt vor allem an einer bedarfsgerechten Zulassung für die internistische Rheumatologie durch die Kassenärztlichen Vereinigungen, aber auch am Nachwuchs“, so Professor Heiner Raspe, Sprecher der Kommission Versorgung. Deutlichen Verbesserungsbedarf sieht er auch in anderen Bereichen: „Krankengymnastik, Funktionstraining, Patientenschulung und Rehabilitationsmaßnahmen müssen bei der Langzeitbetreuung chronisch Kranker stärker genutzt und vernetzt werden.“
Quelle:
Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie
Das Memorandum findet sich auf der Website der DGRh unter www.dgrh.de/versorgung.html