Rheumatologen tagen in Düsseldorf: Aktiv leben trotz Rheuma – Fortschritte in der Therapie verbessern Lebensqualität
Entzündliches Gelenkrheuma, Arthrose oder Gicht sind nur drei von mehr als hundert rheumatischen Krankheitsbildern, die bis heute größtenteils unheilbar sind. Zwar lindern moderne Therapien die Schmerzen im Alltag soweit, dass viele Betroffene uneingeschränkt arbeiten und Sport treiben können. In der Bevölkerung gilt der Rheumapatient jedoch noch viel zu häufig als Behinderter. Wie Rheumatologen chronische Schmerzen und Entzündung und damit verbundene Frühberentungen und Arbeitsausfälle verhindern wollen, diskutieren Experten im Rahmen des 42. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Düsseldorf. Unterschiede in der Behandlung zwischen Männern und Frauen und der Schritt von Jugendlichen mit Rheuma zur Erwachsenenmedizin stehen ebenfalls im Fokus des Kongresses.
Jeder Vierte leidet in Deutschland unter Krankheiten des rheumatischen Formenkreises. Dabei treten die unterschiedlichsten Symptome auf: Von steifen Gelenken und Rückenschmerzen, über Hautbeteiligungen bis hin zu Kraftverlust, Müdigkeit und Fieber. „Viele Betroffene ziehen sich aufgrund der Schmerzen und Leiden zurück, nehmen nicht mehr aktiv am Alltag teil, vermeiden Sport oder gehen frühzeitig in Rente“, sagt Professor Dr. med. Matthias Schneider, Tagungspräsident der DGRh von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Doch gerade diese Isolation sei eine Gefahr – für die Psyche und den Körper, so Schneider: „Einer Studie zufolge reduziert sich die Dauer und Anzahl der Klinikaufenthalte von Menschen mit Rheuma, wenn sie sich regelmäßig sportlich betätigen.“
Darüber hinaus können auch an Rheuma erkrankte Menschen nach rheumachirurgischen Operationen, wie zum Beispiel nach künstlichem Gelenkersatz, Sport treiben. „Besonders gut eignen sich Fahrrad fahren, Schwimmen oder Nordic Walking“, sagt Dr. med. Christine Seyfert, Tagungspräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) von den Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz. Sprung- oder Kontaktsportarten (z. B. Tischtennis und Fußball) seien dagegen ungünstig. Scherbelastung (durch schnelle Stopps) und ein hohes Verletzungsrisiko seien ungünstige Faktoren für Patienten mit künstlichen Gelenken, warnt Seyfert im Vorfeld des DGRh-Kongresses. Sie empfiehlt regelmäßiges Ausdauertraining und Bewegung etwa 2,5 Stunden pro Woche, auf drei bis vier Einheiten verteilt.
Ähnliches gilt für Kinder und Jugendliche mit Rheuma. Gerade sie sollten auf Bewegung nicht verzichten, meinen die Experten. Etwa jedes 500. Kind in Deutschland erkrankt an einer der verschiedenen Formen von Rheuma. Die häufigste ist die juvenile idiopathische Arthritis, eine Gelenkentzündung mit unbekannter Ursache. Schwierig gestaltet sich vor allem der Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter. „Pubertät, Schulabschluss, der Auszug von zu Hause und dann noch der Wechsel in die Erwachsenenmedizin – für die Heranwachsenden ist das in Kombination mit der Erkrankung eine sehr hohe Belastung“, sagt Privatdozent Dr. med. Hans-Jürgen Laws, Tagungspräsident der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Wie Kinderrheumatologen dem auch von ärztlicher Seite gerecht werden, diskutieren Experten in verschiedenen Sitzungen auf dem DGRh-Kongress.
Zudem stehen geschlechtsspezifische Unterschiede bei Rheuma auf dem Kongressprogramm. In mehreren Sitzungen thematisieren Experten genderspezifische Faktoren in der Rheuma-Therapie, aber auch in der Arbeitswelt. Für Patienten, Angehörige und Interessierte bietet die Deutsche Rheuma-Liga einen Patiententag am 20. September 2014 im Congress Center Düsseldorf an. Dieses Jahr führt die DGRh außerdem wieder das erfolgreiche Programm für den Nachwuchs durch: Medizinstudenten können sich beim Kongress unter der Obhut erfahrener Rheumatologen intensiv über das Fachgebiet informieren.
Quellen:
- Metsios GS et al. Disease activity and low physical activity associate withnumber of hospital admissions and length of hospitalisation in patients with rheumatoid arthritis. Arthritis Res Ther. 2011 Jun 29;13(3):R108