Rheumatoide Arthritis durch normale Darmbakterien?
Zellwandbestandteile von normalen Darmbakterien können über das Blut in Synovialgewebe verschleppt werden und dort einen Entzündungsmechanismus mit Folge der Knochen- und Korpelzerstörung, sowie Pannusbildung triggern.
Die Forschergruppe um Dr. Toivanen ( Turku, Finnland) vermutet, dass bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) eine spezielle - genetisch festgelegte - Zusammensetzung der Darmbakterien besteht. Von diesen werden Zellwandbestandteile über das Blut in die Gelenke transportiert. Dort können sie zur Entzündung und im Anschluß zur Gelenkszerstörung führen.
Diese Hypothese wird von folgenden Beobachtungen gestützt:
- Man findet häufig bakterielle Zellwandbestandteile in den zirkulierenden Leukozyten, die auf diesem Weg vom Darm ins Gelenk transportiert werden können.
- Bei Ratten konnte durch Gabe von Bestandteilen bestimmter Bakterien der normalen Darmflora eine erosive, chronische Arthritis hervorgerufen werden.
- Die Darmflora von Patienten mit früher RA unterscheidet sich von der Darmflora gesunder Kontrollpatienten. Die Zusammensetzung der gastrointestinalen Flora ist zu einem gewissen Grad genetisch festgelegt.
Es gibt Hinweise, dass eine Veränderung der Darmbakterienpopulation ( z.B. durch Fasten oder vegetarische Kost) zu einer Besserung der Gelenksituation führt.
Um der Hypothese von Toivanen nachzugehen und um feststellen zu können, welches Bakterium bei welcher genetischen Veranlagung zur Ausbildung einer RA führt sind allerdings weitere technische Hürden zu überwinden, da es im menschlichen Darm Ca 500 verschiedene Bakterienarten gibt.
Literatur: Toivanen P.
Normal intestinal microbiota in the aetiopathogenesis of rheumatoid arthritis. Ann Rheum Dis 2003 Sep; 62(9):807-11