Rheumatoide Arthritis - Diagnosehilfen und Therapiechancen
Rheumatoide Arthritis (RA) ist bekannt als chronisch-entzündliche fortschreitende Erkrankung der Synovialhaut (Innenschicht der Gelenkkapsel). Knorpel und mit der Zeit auch der Knochen werden angegriffen und zerstört. Da die RA mit erheblichen Beschwerden und hohen sozialökonomischen Belastungen einhergeht, ist eine frühzeitige Diagnose und intensive Therapie zur Beherrschung des Krankheitsbildes mit all seinen Folgen von großer Bedeutung.
Aktuelle Beobachtungen zur Rolle von Ultraschalluntersuchungen und Magnetresonanztomographie (MRT) bei früher RA deuten darauf hin, dass diese Untersuchungsmöglichkeiten besonders dazu geeignet sind, Ärzten und Patienten die Therapieentscheidung zu erleichtern. Auch das Ansprechen des Patienten auf die gewählte Therapie kann dann mit diesen Verfahren gut beobachtet werden. So sorgt z.B. die MRT für eine deutliche Abbildung der Strukturen im Gelenk, besonders der Zustand von Weichteilelementen wie Bänder, Muskeln und Fettgewebe kann vom erfahrenen Rheumatologen sehr gut beurteilt werden.
Neue Entwicklungen bei der medikamentösen Therapie der RA, insbesondere im Bereich der biologischen Substanzen (engl. Biologicals) wie Infliximab und Etanercept (Tumornekrosefaktor-alpha-Antagonisten) ermöglichen besser als bisher, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Speziell der frühe Einsatz dieser Substanzen in Kombination mit konventionellen Basistherapeutika (DMARDS = disease modifying antirheumatic drugs) scheint die besten Ergebnisse zu bringen.
Die Kombination moderner bildgebender Verfahren mit der Anwendung dieser neuen Medikamente ermöglicht also eine zielgerichtete Behandlung, die zu der Hoffnung Anlass gibt, dass für Patienten mit RA der Zustand der Remission die Regel und nicht die Ausnahme darstellen kann.
Es ist für die betroffenen Patienten von besonderer Bedeutung, dass diese Erkenntnisse auch zu den Krankenkassen vordringen, damit zum Kampf gegen die Erkrankung nicht noch der Kampf gegen die Institutionen kommt, um eine effektive, aber kostenintensive Therapie erstattet zu bekommen. Letztlich kann die Verschleppung der Behandlung und das Fortschreiten der Entzündung eine wesentlich höhere Belastung des Gesundheitssystems nach sich ziehen, ganz zu schweigen von der Lebensqualität der Patienten.
Wie Priv. Doz. Dr. med. H.E. Langer am 5. März 2005 im TNF-alpha Informationszentrum, kurz TIZ genannt, als Antwort auf eine Patientenfrage erläutert hat, „werden in Deutschland gegenwärtig etwa 10.000 Patienten mit TNF-alpha-Blockern behandelt, weltweit mehr als 250.000 Patienten. Im Gegensatz zu fast allen anderen zivilisierten Ländern liegt dabei Deutschland bei der Verordnung von diesen neuen, zukunftsweisenden Medikamenten im letzten Drittel bei der Verordnungshäufigkeit, in Europa sogar an letzter Stelle sogar noch hinter Italien und Portugal. Beispielsweise beträgt der Prozentsatz der mit TNF-alpha-Blockern behandelten Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis in den USA oder auch in Schweden etwa 15%; in Deutschland sind es lediglich 1%. Dies liegt u.a. an der Budgetierung der Arzneimittelkosten, die bei uns die modernen Behandlungsmöglichkeiten sehr stark einschränkt“. Auf der Seite http://www.tiz-info.de/tnf-blocker/fua/antwort/frage/274.html sind der Originaltext, sowie weitere Informationen zu diesen Substanzen, ihren Einsatzmöglichkeiten und den Voraussetzungen für einen Therapiebeginn zu finden.
Literatur
Keen HI, Emery P., Academic Unit of Musculoskeletal Disease, Department of Rheumatology, Leeds General Infirmary, Leeds, UK. How should we manage early rheumatoid arthritis? From imaging to intervention. Curr Opin Rheumatol. 2005 May;17(3):280-5.
Kulp W., Corzillius M., Greiner W., Pientka L., Siebert U., Graf v.d.Schulenburg J.-M., Wasem J., Wertigkeit von Tumornekrosefaktor-alpha-Antagonisten in der Behandlung der rheumatoiden Arthritis